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Minderheitsbeteiligungen auf dem Vormarsch

Immer mehr mittelständische Unternehmen finanzieren ihr Wachstum über die Aufnahme von Beteiligungsgesellschaften. Lange Zeit stand die Mehrheitsbeteiligung im Fokus von Finanzinvestoren. Inzwischen ist das Verhältnis zwischen Minderheits- und Mehrheitsbeteiligungen nahezu ausgeglichen. Und das Interesse der Investoren wächst weiter. Laut einer Statistik des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften stiegen die Minderheitsbeteiligungen im Mittelstand im Jahr 2012 auf knapp 780 Mio. EUR an. Hauptgrund für diesen Trend ist der anhaltend hohe Investitions- und damit auch Kapitalbedarf mittelständischer Unternehmen.

Angst vor „Heuschrecken“ unbegründet


Die aktuellen Zahlen täuschen ein wenig darüber hinweg, dass der deutsche Mittelstand dem Beteiligungskapital noch immer skeptisch gegenübersteht. Vorbehalte haben die Unternehmer nicht nur vor unangemessen hohen Renditeerwartungen, sondern auch vor eventuellen Mitspracheansprüchen bei unternehmerischen Entscheidungen sowie vor einer allzu kurzfristigen Perspektive der Investoren. Bei vielen dominiert noch das Negativimage von Finanzinvestoren als „Heuschrecken“, die um jeden Preis den Unternehmensgewinn maximieren wollen, um die eigene Rendite zu steigern. Dieses vorgefasste Bild jedoch erlaubt keine differenzierte Betrachtung der unterschiedlichen Marktteilnehmer und greift daher zu kurz. Sieht man sich die Bandbreite der in Deutschland aktiven Beteiligungsgesellschaften an, so wird deutlich: Klassische Private-Equity-Gesellschaften mit oftmals angloamerikanischem Hintergrund streben Mehrheitsbeteiligungen bis hin zu Komplettübernahmen an. Um die überdurchschnittlichen Renditeerwartungen ihrer institutionellen Kapitalgeber zu erreichen, wird mit kürzeren Haltedauern, starker Einflussnahme auf die Geschäftsleitung sowie hohen Transaktionsvolumina gearbeitet. Die Gegenfinanzierung des Kaufpreises spielt in der gesamtwirtschaftlichen Betrachtung der Transaktion eine erhebliche Rolle und hat somit unmittelbare Auswirkungen auf den zu leistenden Kapitaldienst des Zielunternehmens.

Anders jedoch die Beteiligungsgesellschaften mit Fokus auf Minderheitsbeteiligungen: Auch sie arbeiten renditeorientiert, aber nicht renditemaximierend. Ausschüttungen werden so gestaltet, dass Unternehmenssubstanz und Investitionspotenzial erhalten bleiben. Wichtigstes Ziel ist es hier, die nachhaltige Entwicklung des Unternehmens zu fördern und Wachstum zu ermöglichen. Studienergebnisse einer renommierten Unternehmensberatung belegen, dass Investoren bei Minderheitsbeteiligungen in der Regel eine Mindestbeteiligungsdauer von drei Jahren anstreben. Im Schnitt liegt die Dauer einer Unternehmensbeteiligung bei fünf bis sechs Jahren. Sie kann aber auch eine Zeitspanne von über zehn Jahren umfassen. Darüber hinaus ergab die Studie, dass die Größe eines Unternehmens mit der durchschnittlichen Haltedauer korreliert: Je kleiner ein Unternehmen war, desto höher fiel die Beteiligungsdauer aus.

Immer mehr Family Offices suchen nach Beteiligungen


Neben Beteiligungsgesellschaften investieren zunehmend auch sogenannte Family Offices in den Mittelstand. Ihre Aufgabe besteht in der Vermögensverwaltung für eine oder mehrere solvente Familien. Aufgrund der schwindenden Attraktivität der Finanzmärkte und des gestiegenen Preisniveaus im Immobilienmarkt investieren vermögende Familien verstärkt in den Kauf von Unternehmen. Die Finanzierung erfolgt meist aus Barmitteln. Da kein Exit-Druck vorhanden ist, ist die Haltedauer nicht vorgegeben. Nicht selten stehen hinter diesen Family Offices ehemalige Unternehmer, die ihr Vermögen durch den Verkauf des eigenen Unternehmens erworben haben. Diese Investoren fördern gerne mit Rat und Netzwerk die Entwicklung der Beteiligungsunternehmen. Selten jedoch interessieren sie sich für eine Einbindung in operative Tätigkeiten. Die positiven Aspekte einer Beteiligung werden oft unterschätzt: Erfolgt die Investition beispielsweise im Rahmen einer Kapitalerhöhung, kann die Liquidität gestärkt und die Eigenkapitalquote des Unternehmens erhöht werden. Dies führt in der Regel zu einem verbesserten Rating, zu einem verbesserten Zugang zu zusätzlichen Finanzierungsquellen und kann damit den Grundstein für weiteres Wachstum legen. Selbstverständlich haben Investoren hohe Anforderungen an ein transparentes und zeitnahes Controlling und Reporting des Unternehmens. Dies sollte jedoch auch als Chance wahrgenommen werden – denn je detaillierter und aktueller die Informationsgrundlage ist, desto fundierter lassen sich auch unternehmerische Entscheidungen treffen. Zudem können Investoren durch ihr Know-how bei anstehenden Entscheidungen durchaus wertvolle Ratgeber darstellen. Und sie können durch ihre Netzwerke neue Möglichkeiten der Kooperation und Akquisition eröffnen – gerade für regional aufgestellte Unternehmen ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

Auswahl eines geeigneten Partners


Entscheidend für den Erfolg ist es, den richtigen Beteiligungspartner zu finden. Die Anforderungen, die an einen Investor gestellt werden, müssen im Vorfeld klar definiert und kommuniziert sein. Es empfiehlt sich weiterhin, die monetären Aspekte nicht in den Vordergrund zu stellen. Wesentlich sollte vielmehr sein, dass Kultur und Kommunikation beider Parteien zueinander passen, um unnötiges Konfliktpotenzial innerhalb der Führungsspitze zu vermeiden. Betrachtet man die monetären Aspekte, sollte ein Kompromiss angepeilt werden, der die Interessen beider Parteien gleichermaßen widerspiegelt. Hierzu gehören vordefinierte Kauf- und Verkaufsoptionen, die beiden Parteien Planungssicherheit geben und die bisherigen Gesellschafter in die Lage versetzen, Anteile zurückzukaufen.

Als interessante Alternative zur Kreditfinanzierung betrachten


Das Fazit: Um die Unternehmensfinanzierung zu sichern, lohnt es sich, nicht nur auf den bewährten Kredit der Hausbank zu setzen, sondern auch alternative Finanzierungsformen in Betracht zu ziehen. Viele Kreditinstitute sind bei der Kreditvergabe nach wie vor zögerlich und viele mittelständische Unternehmen brauchen heute frisches Kapital, um sich für die Herausforderungen der Zukunft fit zu machen. Einen Minderheitsgesellschafter aufzunehmen, kann vor diesen Rahmenbedingungen zahlreiche Vorteile bringen. Mittelstandsorientierte Investoren stehen bereit und wollen ihre Aktivitäten zukünftig ausweiten. Bei der Wahl des richtigen Partners sollte man jedoch sorgfältig vorgehen.

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