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Neuer Schwung durch Minderheitsbeteiligung

Tradition und sportliches Wachstum

Heute gehören Ski-Stars wie Viktoria Rebensburg, Maria Höfl-Riesch und Felix Neureuther zu den fachlichen Beratern. Vor 60 Jahren war es die damalige Spitzenläuferin Mirl Buchner, die den Gründer des Unternehmens zur Fertigung der ersten Skihandschuhe ermunterte. Es war eine gute Idee. Aus der kleinen Fabrik in Oberammergau ist ein europäischer Marktführer mit einem Top-Markennamen geworden. Natürlich bringt der leidenschaftliche Sportler Franz Ziener, der das Unternehmen heute in der dritten Generation leitet, gemeinsam mit seinem Team auch selbst immer wieder das eigene Gespür für die Kundenbedürfnisse ein. Zu Beginn der 90er-Jahre etwa entdeckten die Bayern frühzeitig den Snowboard-Trend für sich, der für sie gleichzeitig Impulsgeber für neue Skibekleidung war. Seit einem Jahrzehnt wird das Sortiment zudem durch eine Bikesport-Kollektion ergänzt. Die Entwicklung drückt sich in beeindruckenden Zahlen aus. In den gut drei Jahrzehnten seit dem Einstieg des heutigen Firmenchefs ist der Umsatz von 1,5 Mio. DM auf knapp 40 Mio. EUR gewachsen. Jetzt denkt Ziener schon wieder über die eigene aktive Zeit hinaus. „Anlässlich meines 60. Geburtstages war es mir ein besonderes Anliegen, das Unternehmen für die Zukunft aufzustellen und den Mitarbeitern wie auch den Kunden Sicherheit zu bieten“, sagt Ziener.

Mit Private Equity die Nachfolge vorbereitet

Da die Kinder ihre berufliche Zukunft noch offenhalten, entschied sich Ziener für die Hereinnahme eines langfristig orientierten Finanzinvestors unter Einbeziehung des Managements. Mit der auf Beteiligungen an mittelständischen Unternehmen fokussierten Hannover Finanz Gruppe, die sich auf der Basis von Evergreen Fonds mit unbegrenzter Laufzeit engagiert, hat er diesen Partner gefunden. Im Mai erwarb die Private-Equity-Gesellschaft 34,5% der Anteile, während gleichzeitig der langjährige Vertriebs- und Marktingchef Frank Burig ebenfalls Minderheitsgesellschafter wurde und in die Geschäftsführung aufrückte. Ziener hat damit wie angestrebt sowohl die Kapital- wie auch die Managementstrukturen für die Zukunft gefestigt.

Überzeugendes Geschäftsmodell

Auch aus Sicht des Investors waren die entscheidenden Voraussetzungen für eine Beteiligung erfüllt. „Das solide geführte Familienunternehmen hat die Tragfähigkeit seines Geschäftsmodells nachhaltig bewiesen und darüber hinaus gezeigt, dass es Marktdynamik aufnehmen und sich weiterentwickeln kann“, sagt Jörg Caesar, der betreuende Investmentmanager der Hannover Finanz. Ebenso überzeugend seien die handelnden Personen, wobei mit der Aufnahme Burigs in die Geschäftsführung auch ein wichtiger Schritt in Richtung einer gut vorbereiteten Nachfolge getan worden sei. „Das Unternehmen ist zudem nicht verschuldet, sodass der Cashflow für die Finanzierung des laufenden Geschäfts zur Verfügung steht“, betont Caesar.

Ausblick
Nachdem Umsatz und Rendite – abgesehen von wetterbedingten Schwankungen und selbst von der Finanzmarktkrise nahezu unbeeinträchtigt – über Jahrzehnte hinweg kontinuierlich gestiegen sind, sieht sich das Unternehmen erstmals mit einer größeren externen Unsicherheit konfrontiert. „Auch wir wissen nicht, wie sich die aktuelle Staatsschuldenkrise auf die Menschen in Europa und auf unsere Absatzmärkte auswirkt“, sagt Ziener. Ebenso stehen hinter anderen Entwicklungen Fragezeichen. So steigen die Löhne in Asien, und im Einkauf könnte ein stärkerer Dollar für Währungsrisiken sorgen. In der aktuellen Situation ist deshalb Bestandssicherung wichtiger als Wachstum. „Gerade weil wir mit der Hannover Finanz einen starken Partner haben, können wir diese schwierige Phase aber auch meistern und langfristig weiter wachsen“, ist Ziener überzeugt.

„Ein strategischer Investor wäre selbst bei einem höheren Preisangebot nicht infrage gekommen“
Interview mit Franz Ziener, geschäftsführender Gesellschafter, Franz Ziener GmbH & Co. KG

Unternehmeredition: Herr Ziener, wann und warum haben Sie das erste Mal über die Nachfolge nachgedacht?
Ziener: Das war erstmals so etwa mit 50 Jahren und danach immer ernsthafter. Einerseits war und ist offen, ob die Kinder die Nachfolge übernehmen wollen. Andererseits riefen immer öfter M&A-Berater bei mir an, mit denen ich dann auch Gespräche geführt habe. Bei meinen Überlegungen spielten nicht zuletzt die Besonderheiten unserer Branche eine Rolle. Wir müssen beispielsweise unsere stark saisonabhängigen Umsätze für rund 18 Monate vorfinanzieren. Da könnte es mit Blick auf die Kreditbereitstellung schnell einmal schwierig werden, wenn mir als Person etwas zustoßen würde oder die Banken grundsätzlich ihre Politik verändern. Meiner Familie will ich solche Kapitalprobleme nicht zumuten und habe deshalb auch von daher einen starken Partner gesucht.

Unternehmeredition: Welche Ziele wollten Sie beim Verkauf auf jeden Fall erfüllt sehen?
Ziener: Ich habe einerseits einen vernünftigen Gegenwert für meine persönliche Leistung angestrebt, andererseits wollte ich das Unternehmen in seiner jetzigen Form und die Arbeitsplätze erhalten. Denn Wachstum und Erfahrung sind ja auch das Ergebnis der Leistungen meiner Mitarbeiter. Ein strategischer Investor kam deshalb nicht infrage, selbst wenn er einen höheren Preis bezahlt hätte. Ein solcher Investor wäre an Synergieeffekten interessiert und würde möglicherweise ganze Abteilungen auflösen. Das könnte ich mir nicht verzeihen. Auch bei den Gesprächen mit Finanzinvestoren gab es klare Ziele. Dem Unternehmen sollten nicht übermäßige Kapitallasten aufgeschultert werden und die Fremdfinanzierung nicht höher als der Eigenkapitalanteil sein. Für die Hannover Finanz Gruppe war das kein Problem.

Unternehmeredition: Sie haben dennoch gut ein Jahr lang konkrete Gespräche geführt. Warum so lang?
Ziener: Wir hatten anfangs eigentlich über ein Mehrheitsmodell geredet. Beide Seiten haben dann aber gemerkt, dass eine Minderheitsbeteiligung die bessere Lösung ist. Mein persönlicher Wunsch ist es ja immer noch, dass eines der Kinder ins Unternehmen kommt. Die Hannover Finanz würde sich gegen eine solche Lösung nicht sperren. Sie würde andererseits aber ihre Beteiligung auch aufstocken, wenn die Familie weitere Anteile verkaufen will.

Unternehmeredition: Welchen Rat würden Sie anderen Unternehmern mit Blick auf die Nachfolge geben?
Ziener: Es ist auf jeden Fall ratsam, frühzeitig zu überlegen und Entscheidungen zu treffen, solange es dem Unternehmen gut geht und man sich noch leistungsfähig fühlt. Man sollte klare Vorstellungen zu den Zielen wie auch den Bedingungen des Verkaufs haben. Gute Berater sind wichtig und die menschliche Schiene muss – vor allem wenn man nur teilweise verkaufen will – stimmen. Die menschliche Komponente hilft nicht zuletzt, wenn sich die Richtung während eines Verhandlungsmarathons einmal ändert. Wenn es gar nicht passt, muss man aber auch abbrechen können.

Unternehmeredition: Herr Ziener, vielen Dank für das Gespräch.

Artikel und Interview: Norbert Hofmann
redaktion@unternehmeredition.de

Kurzprofil: Franz Ziener GmbH & Co. KG
Gründungsjahr: 1946
Branche: Sporthandschuhe und Sportbekleidung
Unternehmenssitz: Oberammergau
Mitarbeiter: 50
Umsatz 2011: 37 Mio. EUR
Internet: www.ziener.com

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