Seit mehr als 40 Jahren können Unternehmen bei der Finanzierung ihrer Projekte oder ihres Wachstum auf eine Mittelständische Beteiligungsgesellschaft, kurz MBG, zurückgreifen. Die halböffentlichen Institute stellen Kapital für die unterschiedlichsten Anlässe bereit.
Im vergangenen Jahr haben 559 Unternehmen eine Finanzierungszusage von MBGen erhalten, wobei das Gesamtvolumen an neuem Beteiligungskapital um fünf Prozent über dem Vorjahr lag. Die Investoren fokussieren sich dabei ausschließlich auf ihr jeweiliges Bundesland. In Thüringen beispielsweise hat der Verpackungsspezialist Karl mit Mezzanine-Kapital die richtige Finanzierungsstruktur für sein schnelles Wachstum gefunden. Die in Rheinland-Pfalz ansässige Zahnen Technik, ein gefragter Ausrüster für abwassertechnische Anlagen und Biogasanlagen, bereitet auf dem Fundament der durch eine stille Beteiligung gestärkten Eigenkapitalbasis die internationale Expansion vor. Auch junge Firmen freuen sich über Unterstützung durch die auf ihre Region ausgerichteten Investoren. Das erst vor fünf Jahren gegründete Onlineunternehmen caseable, bei dem Kunden aus aller Welt ihre Handyhüllen und Laptoptaschen selbst gestalten, hat Eigenkapital zum Aufbau einer Produktionsstätte im hessischen Lauterbach genutzt. Die folgenden Fallstudien zeigen, wie diese und andere mittelständischen Firmen die Finanzierungsmöglichkeiten nutzen und wo sie die besonderen Vorteile sehen.
Gelungene Nachfolgeregelung
Wenn Drähte und Stahlwerkstoffe mittels Kaltumformung durch hohe Druckspannungen plastisch verformt werden, zeichnen sich die so entstehenden Bauteile unter anderem durch eine hohe Dauerfestigkeit aus. Durch intensive Entwicklungsarbeit hat der Bremer Mittelständler Mac Panther dabei Maßstäbe gesetzt. So können selbst kompliziertere Teile ohne weitere Nachbearbeitungsschritte und damit auch sehr rohstoffeffizient hergestellt werden. Die Kaltumformung ist eines von drei Geschäftsfeldern, in denen Mac Panther zu einem echten Hidden Champion des Mittelstands geworden ist. Seit der Gründung im Jahr 1993 entwickelt und produziert das Unternehmen Sondermaschinen sowie verkettete Fertigungsanlagen. Auch komplette Fabrikausrüstungen werden konzipiert. Ebenso zählte von Beginn an die Entwicklung von Hammerbohrern zu den Tätigkeitsbereichen. Mac Panther gehört in seiner Branche zu den Marktführern und wird von Michael Kleine heute in der zweiten Generation geführt. Die Nachfolgeregelung brachte vor vier Jahren auch finanzielle Herausforderungen mit sich, als sein Vater Werner ihm schrittweise die Geschäftsführung übergab. Denn um wirklich Herr im eigenen Familienunternehmen zu werden, galt es noch sämtliche Anteile eines ausländischen Mitgesellschafters zu erwerben. Die Lösung brachte ein von der Bremer Aufbau-Bank GmbH geschnürtes Finanzierungspaket unter Einbindung der Bremer Unternehmensbeteiligungsgesellschaft mbH. Kombiniert mit dem Bremer Gründerkredit konnte so das erforderliche Eigenkapital dargestellt werden. „Damit war die Nachfolge bestens geregelt und die Basis für weiteres langfristiges Wachstum des Unternehmens geschaffen“, sagt Michael Kleine.
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Für jeden Bedarf die richtige Verpackung
Wenn Qualitätsprodukte ihre Kunden finden sollen, muss auch die Verpackung stimmen. Die wiederum sollte so gut wie möglich auf die Inhalte zugeschnitten sein.
Bei Lebensmitteln etwa geht es um Hygiene, Haltbarkeit und Aromaschutz. Versandtaschen müssen je nach Produkt reißfest oder blickdicht sein und Werbeprospekte angenehm ins Auge fallen. Die Karl Verpackungen GmbH im ostthüringischen Kraftsdorf wird den Ansprüchen durch spezialisierte Produktbereiche unter dem Markennamen KAVEPA gerecht. „Schon als mein Vater das Unternehmen vor gut 25 Jahren gründete, wollte er keine standardisierten Tragetaschen anbieten“, sagt Geschäftsführer und Hauptgesellschafter Ronny Karl. Verpackungen für Lebensmittel stehen für gut die Hälfte der Umsätze. Doch auch die Produktbereiche „logistic & safe“ und „sales promotion“ stoßen auf starkes Interesse. Hinzu kommt das Streben nach ressourcenschonenden Produkten. Das Unternehmen wächst durchschnittlich um drei bis vier Prozent im Jahr, wobei knapp ein Fünftel der Umsätze im Ausland erwirtschaftet werden. Dieses Wachstum erfordert immer wieder Investitionen in Maschinen, Geräte und die Erweiterung der Betriebsstätten. Zu deren Finanzierung trugen neben der Hausbank die von der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Thüringen bereitgestellten stillen Beteiligungen bei. Ohne diesen Partner wäre die für das Wachstum erforderliche Finanzierungsstruktur nicht möglich gewesen. Nach dem plötzlichen Tod des Vaters ist auch die Nachfolgeregelung gelungen. „Das Vertrauen der Hausbank und der MBG haben geholfen, das Unternehmen gesund und nachhaltig weiterzuentwickeln“, sagt Karl.
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Saubere Lösungen
Mit Maschinen- und Elektrotechnik für abwassertechnische Anlagen und Biogasanlagen ist die Zahnen Technik GmbH in Arzfeld über die Region hinaus eine gefragte Adresse. Das 1958 vom Vater des heutigen Firmenchefs Herbert Zahnen als Handwerksbetrieb gegründete Unternehmen hat 1994 die erste Kläranlage
ausgerüstet und sich bereits zur Jahrtausendwende zum Spezialisten für Wasser, Abwasser und Energietechnik entwickelt. Seitdem wurde das Leistungsspektrum zielgruppenorientiert erweitert. „Zur Elektrotechnik, die nach wie vor das Herzstück des Unternehmens ist, sind Softwareentwicklung, Maschinentechnik, Projektmanagement sowie Service und Wartung hinzugekommen“, erläutert Herbert Zahnen. Diese Stärken kommen beim Bau von Kläranlagen und Pumpstationen ebenso zum Einsatz wie bei Regenbecken, Biogasanlagen sowie Smart-Energy-Projekten. Die Kunden sind Anlagenbetreiber wie etwa Abwasserverbände und Stadtwerke bundesweit, aber auch aus dem nahen Luxemburg. Nun will das Unternehmen international wachsen, und Zahnen achtet deshalb besonders auf eine stabile Eigenkapitalbasis. Einen wichtigen Beitrag dazu leistet eine von der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Rheinland-Pfalz 2015 bereitgestellte stille Beteiligung. „Sie ist zwar etwas teurer als reines Fremdkapital. Da für uns aber eine starke Finanzierungsstruktur Vorrang hat, ist sie mit Blick auf unsere Wachstumsziele genau das richtige Instrument“, sagt Zahnen. Auch weil er aufgrund der langen Zahlungsziele der öffentlichen Hand erheblichen Bedarf an Vorfinanzierung hat, sieht er sich mit der gefundenen Finanzierungsstruktur gut aufgestellt.
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Sicher, zuverlässig und profitabel
Wenn Unternehmen sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren wollen, wenden sie sich bei anderen Aufgaben häufig an die Spezialdienstleister der Birgroup mit Hauptsitz in Lübeck. Unter ihrem Dach bieten vier eigenständig arbeitende Firmen professionelle Industriereinigungen (Birfood), Gebäudemanagement (Kaboclean), Personaldienstleistungen (Birpersonal) und Sicherheitsservice (Birsafety) aus einer Hand. Atilla Karka leitet seit zwölf Jahren das 1975 gegründete
Unternehmen, dessen alleiniger Inhaber er 2008 im Zuge eines Management Buy-out (MBO) wurde. Vertrauend auf seine Managementqualitäten und die Strategie engagierte sich die MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Schleswig-Holstein mbH bei der Finanzierung des MBO. „Das hat auch das schon vorhandene Vertrauen der Banken noch einmal zusätzlich gestärkt“, sagt Karka. Er baute danach das Portfolio weiter aus und fasste später die vier spezialisierten Firmen unter dem Dach der Holding zusammen. Mit dem Wachstum waren immer wieder Investitionen erforderlich, die ebenfalls von der MBG mitfinanziert wurden. Den Vorteil dieser Finanzierungen sieht Karka im Eigenkapitalcharakter. Er hat das Vertrauen gerechtfertigt. Seit dem MBO ist neben der Verdreifachung des Umsatzes auch die Profitabilität deutlich gestiegen. Denn durch die unternehmensübergreifende Bündelung der Fachkompetenzen konnten die Fixkostenanteile deutlich reduziert werden. Heute ist die Firmengruppe mit mehr als 20 Geschäftsstellen und über 350 Einsatzorten deutschlandweit aufgestellt.
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Traditionsunternehmen auf Wachstumskurs
Bei der Stricker GmbH & Co. KG in Münster gehen Innovation und Vielfalt eine beeindruckende Verbindung ein. Mit ihren Torsystemen etwa hilft sie Firmenkunden, den Energieverbrauch zu senken. Ein Beispiel dafür sind die mit Luftstrom aus Düsen erzeugten unsichtbaren Vorhänge, die das Eindringen von Insekten oder Veränderungen der Raumtemperatur verhindern. Die Systemkomponenten aus dem Geschäftsbereich Gummitechnologie wiederum ermöglichen es,
dass Produktions- und Förderanlagen in der Industrie auch unter extremsten Bedingungen zuverlässig arbeiten. Hinzu kommt ein dritter Geschäftsbereich, der vom Schutzhandschuh bis zur Antriebstechnik für Sicherheit und zuverlässige Produktionsabläufe in der Arbeitswelt sorgt. Das Unternehmen unterstützt rund 10.000 Industrie- und Gewerbekunden weltweit. Konjunkturbedingt kann es da auch einmal vorkommen, dass die laufenden Erträge nicht für anstehende Investitionen ausreichen. Mithilfe einer stillen Beteiligung der Kapitalbeteiligungsgesellschaft für die mittelständische Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen wurde vor zwei Jahren auch diese Herausforderung gemeistert. „Als Ergänzung zur Bankfinanzierung konnten wir damit wie geplant international wachsen und gleichzeitig unsere bilanztechnische Kapitalstruktur festigen“, sagt Wolfgang Stricker, der das 1932 gegründete Unternehmen in der dritten Generation führt. Er kann mit diesem Finanzierungsbaustein, für den keine Sicherheiten erforderlich waren, zudem langfristig planen. Zusätzlichen Mehrwert sieht er in der Kommunikation mit der KBG. „Wir erhalten von ihr wertvolles Feedback zu unserer Strategie, das nicht durch eine Bankenbrille getrübt ist“, sagt Stricker.
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Seit mehr als 40 Jahren können Unternehmen bei der Finanzierung ihrer Projekte oder ihres Wachstum auf eine Mittelständische Beteiligungsgesellschaft, kurz MBG, zurückgreifen. Die halböffentlichen Institute stellen Kapital für die unterschiedlichsten Anlässe bereit.
Hier darf der Kunde selbst gestalten
Warum nur müssen alle Laptoptaschen und Handyhüllen immer schwarz sein? Klaus Wegener hat sich diese Frage gestellt, als er vor fünf Jahren zum Studieren nach New York gezogen war. Er gab sich die Antwort selbst und gründete mit seinem Kommilitonen Marvin Amberg das Unternehmen caseable, das jedem ermöglicht, Hüllen und Taschen für Laptops, Tablets und Smartphones selbst zu gestalten. Der Kunde soll wählen können: von der Farbe des Reißverschlusses und der Trägerriemen bis zur Tasche selbst und natürlich den Aufdruck. Mal ist es Kunst, mal ein eigenes Foto oder ein ausgefallenes Muster. Um die beste Wiedergabe zu erreichen, entschieden sich die Gründer für ein Sublimations-Druckverfahren. Über die Homepage kann nun jeder Kunde selbst zum Designer werden oder ein Motiv aus der Künstlergalerie wählen. Mehr als eine halbe Million handgemachte Hüllen und Taschen hat caseable mittlerweile weltweit verschickt. Dabei werden die Produkte auch direkt über namhafte Partner wie Telekom, Sony oder Amazon angeboten. Mit Standorten in Berlin und New York ist das Onlineunternehmen nah am Puls der Zeit. Im hessischen Lauterbach, der Heimat von Wegener, wird ebenfalls produziert. „Hier haben wir unsere Experten für Produktentwicklung, unsere gesamte Logistik, unsere IT und Kunden. Zudem arbeiten wir eng mit der Hochschule Fulda zusammen. Lauterbach ist unser Fels in der Brandung mit unglaublich loyalen Mitarbeitern und sehr viel Wachstumspotential“, sagt er. Auch ein starker Partner für die Finanzierung wurde in der Region gefunden. Die MBG H Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Hessen mbH ist als stiller Gesellschafter mit einer Beteiligung in Höhe von 500.000 Euro eingestiegen, um sowohl den Aufbau der Produktion als auch die Entwicklung der IT in Lauterbach zu unterstützen.
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