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Mit Sicherheit in die Zukunft

Die Kameras von Geutebrück überwachen die französische Zentralbank, den Kreml und das Kanzleramt. Mit neuen Systemen und dem Sichtbarmachen von Werten will das Unternehmen die Marke schärfen und den Umsatz weiter ankurbeln.

Ihrem Vater und seiner Langeweile hat es Katharina Geutebrück zu verdanken, dass sie heute Geschäftsführerin eines gut laufenden Familienbetriebs ist. Auf dem Brocken im Harz war er in den 60er-Jahren Wartungstechniker für eine Radaranlage der Amerikaner. Diese lief allerdings meist fehlerfrei. Also blieb ihm viel Zeit, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. In einer Fachzeitschrift las er von günstigen japanischen Fotoüberwachungskameras. Diese wollte er importieren und verkaufen. Einigen Kunden hatte er die Kameras schon versprochen. Was er nicht wusste: Der Geschäftspartner in Japan hatte die Vertriebsrechte schon vergeben. Das Tüftlerherz von Thomas Geutebrück begann zu schlagen: Mit einem befreundeten Mechatroniker entwickelte er eine eigene Fotoüberwachungskamera. Im Jahr 1970 gründete er das Unternehmen. Schnell gelang ihm der Durchbruch: XY nannte er seine Kameras – benannt nach der Sendung Aktenzeichen XY. Es war damals die Hochzeit des RAF-Terrorismus. Vor allem Banken hatten Sorge um ihre Sicherheit.

Prominente Kunden

Anfangs waren die Geräte noch klobig, die Systeme funktionierten analog. Lediglich einzelne Bilder konnten aufgenommen werden. Als Speichermedium diente ein Videorecorder. Der Quantensprung kam in den 90er-Jahren mit der Einführung der digitalen Technik. Früh setzte das Familienunternehmen auf die neue Technologie und entwickelte diese weiter. Heute bietet das Unternehmen hochauflösende IP-Kameras und Videomanagementsysteme an. „Die Kundenanforderungen wurden immer größer“, erinnert sich Tochter Katharina Geutebrück. Banken und Behörden waren die ersten Kunden. Heute überwachen ihre Videokameras den Kreml, das Kanzleramt, den Weltraumbahnhof in Kourou oder die Oper in Sydney. Seit mehr als 35 Jahren schätzt die französische Zentralbank die Sicherheitssysteme des Mittelständlers.

Stetiger Wandel

Den digitalen Wandel meisterte auch Katharina Geutebrück: 1997 stieg sie ins Unternehmen ein. Zwei Jahre später übernahm sie die Geschäftsführung von ihrem Vater. Damals hatte die Sicherheitsfirma 80 Mitarbeiter. Heute sind es international 220. Geutebrück bietet zwar auch noch Videoüberwachungskameras an. Doch kommt die Hardware längst nicht mehr aus dem eigenen Hause. „Früher lag der Anteil der Eigenfertigung noch bei 90 Prozent“, sagt Mitgeschäftsführer Christoph Hoffmann. Heute ist es genau umgekehrt. Die Wertschöpfung liegt in der Software. Für das Unternehmen ein notwendiger Schritt: Der Preisdruck bei der Hardware ist durch die zunehmende Vergleichbarkeit enorm. Vor allem aus China kommt der Wettbewerbsdruck. Mit aller Macht versucht etwa das Staatsunternehmen Hikivision, Marktanteile in Europa zu gewinnen. „Wenn es sein muss, verschenken sie auch Geräte“, sagt Hoffmann.

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Die Kameras von Geutebrück überwachen die französische Zentralbank, den Kreml und das Kanzleramt. Mit neuen Systemen und dem Sichtbarmachen von Werten will das Unternehmen die Marke schärfen und den Umsatz weiter ankurbeln.

Marke Geutebrück

Für Geutebrück gibt es deswegen nur einen Weg: für den Kunden maßgeschneiderte Lösungen anzubieten. „Wir haben den Ruf, dass wir immer dann ausgewählt werden, wenn es anspruchsvoll wird und andere Unternehmen an ihre Grenzen stoßen“, sagt Geutebrück. Sie bezeichnet es als Leistungsführerschaft. Das macht das Unternehmen zur Marke unter den Sicherheitsdienstleistern.

Seitenfront des Hauptsitzes: Im Januar 2016 bezogen die Mitarbeiter von Geutebrück das neue Firmengebäude. (©GEUTEBRÜCK GmbH)

Ein wichtiger Baustein ist die Vernetzung von Sicherheitssystemen zu einer Einheit. Unterschiedliche Sicherheitsmechanismen wie etwa Feuerbrandsysteme und die Zutrittssteuerung sollen gemeinsam abgebildet werden. Der Bediener bekommt automatisch einen Alarm, wenn etwas nicht passt. Auch in der Logistik sieht das Unternehmen große Potenziale. Scannt der Logistiker eine Ware, kann er mithilfe des Videoüberwachungssystems genau sehen, welchen Weg sie innerhalb des Lagers genommen hat, wo sie lagert, was mit ihr gemacht wurde, in welchem Zustand und in welcher Anzahl sie das Haus verlassen hat. Bei einer Reklamation kann der Logistiker dann nachweisen, dass die Ware bei ihm korrekt rausgegangen ist.

Mehr Nähe zum Kunden

Diese Systemintegration erfordert eine entsprechende Nähe zum Kunden. Die ging Geutebrück in den vergangenen Jahren etwas verloren. „Einst war das ein großer Wettbewerbsvorteil“, sagt Geschäftsführer Hoffmann. Durch das starke Wachstum wurde der Fokus jedoch eher auf die Händlerbetreuung und weniger auf den Endkunden gelegt. Für die Marke Geutebrück ist der enge Kontakt allerdings mitentscheidend: Je komplexer die Systeme werden, desto schwieriger wird es für den Handel, den Kunden richtig zu beraten. „Manche denken einfach nicht in unsere Richtung“, sagt Hoffmann. Momentan arbeitet Geutebrück weltweit mit mehr als 500 Händlern zusammen. Künftig sollen es deutlich weniger sein.

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“Idealerweise präsentieren wir dem Kunden eine Lösung für ein Problem, von dem ihm nicht bewusst war, dass er es hat.”

Katharina Geutebrück über neue Geschäftsfelder in der Sicherheitstechnik


Punkten wollen die Rheinland-Pfälzer mit sogenanntem Value Imaging – dem Sichtbarmachen von Werten. Bei der automatisch gesteuerten Zufahrtskontrolle kann etwa der Pförtner eingespart werden, in Banken können Besucherströme für den Personaleinsatz gemessen und in Logistikbetrieben die Retouren verringert werden. „Idealerweise präsentieren wir dem Kunden eine Lösung für ein Problem, von dem ihm nicht bewusst war, dass er es hat oder dass er dieses mit unserer Hilfe lösen kann“, sagt Geutebrück.

Erfolgreich in der Nische

Nur in der Nische und mit individuellen Lösungen kann das Unternehmen auch weiterhin erfolgreich bleiben. Denn mit Sicherheitstechnik beschäftigen sich große Konzerne wie Bosch, Honeywell, Axis oder Avigilon. Und der Markt wuchs zuletzt schneller als Geutebrück. Stärker soll die Marke in den Vordergrund rücken, und das auf möglichst vielen Kanälen. Bislang war der Mittelständler hauptsächlich auf Messen der Sicherheitstechnik vertreten. Jetzt überlegt man sich, ob es Sinn macht, sich breiter aufzustellen und auf Branchenmessen der Anwender präsent zu sein. Um die Marke und somit auch den Endkundenkontakt zu stärken, tüftelt das Unternehmen auch an einer Online-Marketing-Strategie. „Noch steckt das in den Kinderschuhen, aber wir arbeiten daran“, sagt Hoffmann.

Das Unternehmen will nicht nur Kunden, sondern auch die Mitarbeiter begeistern. Einige von ihnen arbeiten schon mehrere Jahrzehnte im Unternehmen. Für sie war die Umstellung vom klassischen Produzenten zum Dienstleistungsunternehmen nicht einfach. Und der Umbau ist längst nicht abgeschlossen. „Wenn wir irgendwann nur noch Software verkaufen, müssen wir garantieren, dass diese einwandfrei läuft“, sagt Hoffmann. Geutebrück will deswegen auch das Geschäft mit Dienstleistungen rund um die Software wie Systemtests, Wartung, Upgrades und Lizenzen forcieren. Langweilig wird dies bestimmt nicht.


Katharina Geutebrück und Christoph Hoffmann (©GEUTEBRÜCK GmbH)

Zu den Personen:

Seit 1999 ist Katharina Geutebrück Geschäftsführerin des gleichnamigen Sicherheitsdienstleisters. Davor leitete die Diplom-Wirtschaftsingenieurin bereits das Marketing im Unternehmen. 2012 wurde dann auch ihr Ehemann, Christoph Hofmann, in die Geschäftsleitung berufen. Das Unternehmen aus Windhagen beschäftigt rund 220 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Herstellerumsatz von 35 Mio. Euro. In zwei Jahren soll dieser bei 42 Mio. Euro liegen.

www.geutebrueck.com

 

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