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Liquiditätsgewinn mit Sale & Rent Back

Mit ihrem Know-how im Bereich der additiven Fertigung komplexer Bauteile, Prototypen und Kleinserien hat sich die Alphaform AG zu einem führenden Hersteller in Europa entwickelt. Vor allem in der Automobilbranche und der Medizintechnik stoßen die innovativen Technologien aus Oberbayern auf Interesse. Doch auch bei der Kapitalbeschaffung achtet das Unternehmen auf die passenden Instrumente. Sale & Rent Back ist dabei ein wichtiger Baustein.

Autoteile mit 3D-Lasertechnologie


Es geht schnell und es geht extrem genau. Ein Drucker sprüht erhärtete Flüssigkeit oder Metallpulver auf eine Plattform. Dann verschmilzt ein Hochleistungslaser das Material zielgenau an den von einem Computerdatensatz vorgegebenen Stellen. Schicht für Schicht geht das so – bis daraus ganz ohne herkömmliches Formen und Fräsen ein dreidimensionales Bauteil entsteht. Rapid Prototyping oder 3D-Druck heißt dieses additive Produktionsverfahren, mit dem ein künstliches Wirbelsäulen-Implantat ebenso hergestellt werden kann wie die Instrumententafel eines Autos oder die Windkanalkieme eines Formel-1-Boliden. Die börsennotierte Alphaform AG ist in Europa heute einer der größten Anbieter dieses Rapid Prototyping und verfügt über 40 hochmoderne 3D-Druckanlagen an Standorten in Deutschland, England und Skandinavien. Gefragt sind Produkte und Service z.B. bei den Premium-Herstellern der Autoindustrie, die für 40% des Umsatzes stehen. „Diese Unternehmen schätzen es besonders, dass wir in kürzester Zeit für sie seriennahe Prototypen herstellen können“, sagt Dr. Thomas Vetter, CEO von Alphaform.

Implantate aus dem Drucker

Im Zuge einer Unternehmensübernahme im Jahr 2008 hat sich Alphaform mit dem Einstieg in die Medizintechnik ein weiteres wichtiges Standbein geschaffen (Umsatzanteil 35%) und will auch hier verstärkt auf die Drucktechnologie setzen. Denn sie bietet vor allem im Bereich orthopädischer Implantate Kostenvorteile und hervorragende Möglichkeiten einer weiteren Individualisierung. Nicht minder interessant für das weitere Wachstum: Das Segment Medizintechnik ist deutlich besser planbar als die meist kurzfristig eintreffenden Aufträge aus der Autoindustrie.

Liquidität aus dem Maschinenpark

Ebenso vorausschauend wie im Kerngeschäft agiert das Management bei der Kapitalbeschaffung, wo es eine umfassende Palette von Finanzierungsinstrumenten nutzt. Ein wichtiger Baustein zur Sicherung der Liquidität ist Sale & Rent Back. Alphaform hat dazu einen Teil der Produktionsmaschinen an die Nord Leasing GmbH in Hamburg verkauft, kann diese aber im Rahmen eines fünf Jahre laufenden Mietkaufvertrags weiter nutzen und zurückerwerben. Die Finanzierung funktioniert ohne Bereitstellung zusätzlicher Sicherheiten. „Wir können – anders als eine Bank – den Marktwert eines Maschinenparks sehr gut beurteilen, auch weil wir eng mit renommierten Gutachtern zusammenarbeiten“, nennt Thomas Vinnen, Geschäftsführer der Nord Leasing, einen entscheidenden Grund dafür. Da die Leasinggesellschaft dennoch das Verwertungsrisiko übernimmt, ist diese Kapitalbeschaffung zwar etwas teurer als ein Bankkredit. Die so gewonnene Liquidität bringt dafür aber auch eine Reihe von Vorteilen für Alphaform. So steht Geld für weiteres Wachstum und Diversifizierung zur Verfügung, man wird bankenunabhängiger und kann Skonto- und Rabattvorteile vollständig nutzen. „Das Unternehmen bleibt bei dieser Finanzierungsform – anders als beim Sale & Lease Back – stets wirtschaftlicher Eigentümer der Maschinen, aktiviert die Objekte weiterhin in der Bilanz und nutzt die Abschreibungsmöglichkeiten“, erläutert Vinnen.

Ausblick
Seit dem Unternehmensstart mit fünf Mitarbeitern ist die Zahl der Beschäftigten auf 240 und der Umsatz – mit kurzer Unterbrechung während der Finanzmarktkrise – kontinuierlich gestiegen. Das soll so weitergehen. „Die 3D-Technik wird weiterhin eine wichtige Rolle bei der Entwicklung neuer Technologien spielen, und entsprechend anspruchsvoll sind unsere Wachstumsziele“, sagt CEO Vetter. Sale & Rent Back wird dabei eines der Finanzierungsinstrumente bleiben.
redaktion@unternehmeredition.de

Kurzprofil: Alphaform AG
Gründungsjahr: 1996
Branche: Rapid Manufacturing
Unternehmenssitz: Feldkirchen
Mitarbeiterzahl: 240
Umsatz 2012: 27,3 Mio. EUR
Internet: www.alphaform.de

Die Finanzierung des Working Capital ist eine große Herausforderung’“

Interview mit Dr. Thomas Vetter, CEO, Alphaform AG

Unternehmeredition:
Herr Dr. Vetter, Sie setzen sich ehrgeizige Wachstumsziele. Was ist der Grund für diesen Optimismus?
Vetter: Wir beherrschen die zukunftsträchtige 3D-Drucktechnik schon seit mehr als 20 Jahren und haben ein breit aufgestelltes Portfolio: von der Autoindustrie und Medizintechnik bis zur Luft- und Raumfahrt, dem Rennsport und der Elektronikbranche. Wir können deshalb auch von den Trends der Zukunft besonders profitieren. Die Automobilhersteller etwa werden diese Technologie zunehmend bei der Konzeptabsicherung nutzen, wenn sie neue Modelle testen. In der Medizintechnik steckt die Anwendung des 3D-Drucks zwar noch in den Kinderschuhen. Mittels eines Verfahrens, bei dem Titan mit Hilfe von Hochleistungslasern verschmolzen wird, lassen sich aber nun auch in der Serienfertigung erhebliche Kostenvorteile generieren. Die Akzeptanz dafür steigt, wir haben das Know-how und einen sehr guten Zugang zum Markt.

Unternehmeredition: Ihr Unternehmen verfügt über eine starke Kapitalstruktur. Warum ist Sale & Rent Back dennoch wichtig für Sie?
Vetter: Eine große Herausforderung ist für uns die Finanzierung des Working Capital. Wir müssen den Abnehmern insbesondere im Bereich der Medizintechnik oft relativ lange Zahlungsziele gewähren, da die Kunden ihrerseits ihr Geld – zum Beispiel von den Krankenhäusern – verhältnismäßig spät bekommen. Andererseits können wir selbst solche Zahlungsziele bei unseren Lieferanten üblicherweise nicht durchsetzen. Das ebenfalls von uns genutzte Factoring als klassische Finanzierungsform für das Umlaufvermögen hilft uns da mit seinen Laufzeiten von maximal 90 Tagen nur begrenzt weiter. Wir können mit Sale & Rent Back deshalb eine Lücke bei der Finanzierung unseres Wachstums schließen.

Unternehmeredition: Wie gestaltete sich die Umsetzung und auf welche Finanzierungen werden Sie in Zukunft setzen?
Vetter: Für Sale & Rent Back gibt es nur eine überschaubare Zahl von Anbietern. Wir haben durch eine Bank den Hinweis auf die Nord Leasing GmbH bekommen, mit der wir uns dann schnell auf eine Finanzierung geeinigt haben. Die Abwicklung ist unkompliziert, in der Bilanz ändert sich nichts und wir müssen außer den Anlagen keine zusätzlichen Bürgschaften aufbringen. Nicht zuletzt wissen wir angesichts des Trends, dass die Banken wegen Basel III ungern langfristige Kredite vergeben, die lange Laufzeit zu schätzen. Ungeachtet dessen werden wir weiterhin Bankkredite und auch die Technologie-Förderprogramme der KfW nutzen. Verstärkt ins Blickfeld rücken zudem eigenkapitalnahe Themen.
Unternehmeredition: Herr Dr. Vetter, vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Norbert Hofmann.
redaktion@unternehmeredition.de

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