Ukrainekrieg lässt ifo-Index abstürzen

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist eingebrochen. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im März auf 90,8 Punkte abgestürzt – um fast zehn Punkte. Der Grund liegt nach Angaben der Wirtschaftsforscher in einem historischen Einbruch der Geschäftserwartungen um mehr als 13 Punkte. Dieses Absacken ist noch stärker als bei Ausbruch der Coronakrise im März 2020. Viele  Firmen würden auch ihre aktuelle Lage schlechter einschätzen. „Die Unternehmen in Deutschland rechnen mit harten Zeiten“, erklärt Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts.

Im Verarbeitenden Gewerbe und im Handel sei der Index so stark gefallen wie noch nie. Dies gelte auch für die Erwartungen der Unternehmen. Diese schlugen von Optimismus nach den Lockerungen der Corona-Beschränkungen in einen deutlichen Pessimismus um. Außerdem bewerteten die Unternehmen ihren Geschäftsausblick nun als extrem unsicher. Auch im Dienstleistungssektor habe sich das Geschäftsklima merklich verschlechtert. Dies sei auf einen deutlichen Rückgang der Erwartungen zurückzuführen. Insbesondere die Logistikbranche blicke mit großer Sorge auf die kommenden Monate.

IHS Markit rechnet mit mehr Inflation

Das Forschungsinstitut IHS Markit hat einen Rekordanstieg der Einkauf- und Verkaufspreise im März festgestellt. Dadurch ergebe sich ein drastisch verstärkter Preisdruck in der deutschen Wirtschaft. Die Kombination aus galoppierenden Preisen, Materialengpässen, geopolitischer Unsicherheit und coronabedingten Personalausfällen bewirke zudem ein abgeschwächtes Wachstum. Die Geschäftserwartungen der Unternehmen hätten sich erheblich verschlechtert und seien auf den tiefsten Wert seit Juni 2020 gesunken. Die Lieferzeiten würden wieder zunehmen und gleichzeitig steift der Auftragszugang nicht mehr so stark, wie im Vormonat. Das Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage sorgte auch im März für weiter steigende Einkaufspreise. Zusammen mit dem Anstieg der Energie- und Kraftstoffkosten habe die deutsche Wirtschaft den stärksten Einkaufspreisanstieg seit Beginn der Erhebung dieser Daten im Januar 1998 erlebt. Phil Smith, Economics Associate Director bei S&P Global, kommentiert:  “Vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine war die deutsche Wirtschaft im Zuge der abgeschwächten Lieferengpässe und der Lockerungen der Eindämmungsmaßnahmen auf Erholungskurs, doch nun steht sie vor einem sehr viel unsichereren Weg.  Der ohnehin schon hohe Inflationsdruck wurde durch den Ukraine-Krieg noch verstärkt, da die steigenden Rohstoffpreise zu einem beispiellosen Anstieg der Einkaufspreise führten.“

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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