Schuhhändler Görtz ist insolvent

Der Schuhhändler Görtz hat Insolvenz angemeldet und ein Verfahren in Eigenverwaltung beantragt. Als Grund nannte das Unternehmen unter anderem den Ukraine-Krieg
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Der Schuhhändler Görtz hat Insolvenz angemeldet und ein Verfahren in Eigenverwaltung beantragt. Als Grund nannte das Unternehmen den Ukraine-Krieg mit den gestiegenen Energiekosten sowie die starke Inflation, die zu einer erheblichen Verunsicherung der Kundinnen und Kunden geführt habe. Die dadurch verursachte Kaufzurückhaltung hätten deutlichen Umsatzrückgängen geführt.

Das Hamburger Unternehmen mit rund 160 Filialen in Deutschland und Österreich hat daher für die Muttergesellschaft Ludwig Görtz GmbH am beim Amtsgericht Hamburg einen Antrag auf Einleitung eines Schutzschirmverfahren sowie für die beiden operativen Tochterunternehmen Görtz Retail GmbH und Görtz Logistik GmbH jeweils Anträge auf Anordnung einer Eigenverwaltung gestellt. Mit den gerichtlichen Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung will sich die Görtz-Gruppe restrukturieren. Die unterschiedlichen Verfahren sind nach Angaben des Unternehmens bewusst gewählt worden, um die Sanierung durchführen zu können.

Insolvenz trotz WSF-Förderung

Görtz hatte im Frühjahr 2020 Mittel aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) erhalten. Insgesamt flossen damals 28 Mio. EUR. Der Schuhhändler reiht sich damit ein in eine Kette von anderen Unternehmen, die trotz der Förderung durch den WSF nun Insolvenz anmelden mussten. Dazu gehören unter anderem die MV Werften (300 Mio. EUR), A-Kaiser (12,5 Mio.), Adler Modemärkte (10 Mio.) und Orsay (33 Mio.)

Geschäfte haben weiter geöffnet

Die Geschäftsführung um Frank Revermann (CEO) und Tobias Volgmann (CFO) bleibt während des laufenden Insolvenzverfahren im Amt. Das Amtsgericht hat Rechtsanwalt Dr. Sven-Holger Undritz von der Kanzlei White & Case zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Der vorläufige Sachwalter wird im Auftrag des Gerichts die Geschäftsführung im Rahmen des Sanierungsverfahrens beaufsichtigen und dieses im Interesse der Gläubiger begleiten. Ziel ist es, die gerichtlichen Sanierungsverfahren von Görtz jeweils zügig – voraussichtlich innerhalb von drei Monaten – mit einem Sanierungsplan abzuschließen. Wenn die Gläubiger diesem Plan zustimmen und das Gericht ihn bestätigt, wird der Erhalt und die nachhaltige Fortführung von Görtz gesichert.

Der Geschäftsbetrieb in den Filialen, der Zentrale in Hamburg und den beiden Zentrallagern läuft nach Angaben von Görtz uneingeschränkt weiter. Alle Stores haben geöffnet. Die Löhne und Gehälter der rund 1.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien für die Monate September, Oktober und November 2022 durch die Zahlungen der Bundesagentur für Arbeit gesichert. Ab Dezember 2022 will Görtz die Löhne und Gehälter wieder aus eigenen Mitteln zahlen. „Görtz ist eine starke und bekannte Marke, die weiterhin viel Potential in sich trägt. Als Omnichannelhändler sind wir überzeugt, dass wir nach der Sanierung eine erfolgreiche Zukunft erwarten können und ein nachhaltiges Wachstum erzielen werden“, sagt Frank Revermann, CEO von Görtz.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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