DBAG mit positivem Ausblick und der Ankündigung eines Nachfolgefonds

Firmensitz der DBAG in Frankfurt am Main
Firmensitz der DBAG in Frankfurt am Main; Foto: © DBAG

Bei der Hauptversammlung der Deutschen Beteiligungs AG (DBAG) gab es viele Gründe für gute Laune. Das Geschäftsjahr 2020/2021 wurde mit noch nie dagewesenen Werten für Gewinn und Wertentwicklung der Beteiligungen abgeschlossen: „Ein Zuwachs um 40% im Nettovermögenswert, nahezu eine Verdoppelung des Ergebnisses aus der Fondsberatung und am 185,1 Mio. EUR ein Konzernergebnis, damit mit Abstand das höchste seit Einführung der IFRS-Bilanzierung vor 16 Jahren ist – 2020/21 war ohne Zweifel ein Ausnahmejahr“, heißt es dazu im Geschäftsbericht.

Investitionen wachsen um 50%

Torsten Grede, DBAG
Torsten Grede, Foto: DBAG

Solche Steigerungen werden in der Zukunft wohl nicht mehr erreicht werden können, aber bei der DBAG will man weiter Gas geben. Vorstandssprecher Torsten Grede kündigte in seiner Rede in der Hauptversammlung an, in den kommenden drei Jahren jeweils mehr als 100 Mio. EUR in Unternehmen zu investieren – sowohl an der Seite eigener Fonds als auch mit langfristigen Beteiligungen aus der Bilanz. Das Gesamtpaket sieht ein Volumen von 340 Mio. EUR vor. Gegenüber den vergangenen Jahren bedeutet dieser Wert eine kräftige Steigerung um 50% – also schon ein straffes Programm für das Team. Um diese anstehenden Aufgaben stemmen zu können, wird das Investmentteam in diesem Jahr um sechs Köpfe erweitert.

Neuer Fonds angekündigt

Das Nettovermögen der DBAG-Investments soll in den kommenden drei Jahren um jeweils 10-14% wachsen – auch diese Zielvorgabe liegt über den Werten der vergangenen Jahre. Nur geringfügig langsamer soll das Wachstum beim verwalteten oder beratenen Vermögen ausfallen. Hier will die die DBAG mittelfristig um 10-12% jährlich wachsen. Ein Treiber für dieses Wachstum soll nach Ankündigung von CEO Grede auch ein Nachfolgefonds von den DBAG Fund VIII sein. Und zudem hält sich die DBAG weitere Optionen für Beteiligungen offen, indem Grede in seiner Rede ankündigt: „Zusätzlich bleiben wir offen für die Etablierung ausgewählter neuer Anlagestrategien verbunden mit der Auflage entsprechender Fonds.“

Hohe Ziele für Konzernergebnis

Die Rede von Vorstandssprecher Grede bei der Hauptversammlung enthielt keine neue Prognose für das Konzernergebnis. Hier gilt also noch die Ankündigung aus dem Geschäftsbericht, die von einem Ergebnis „im Durchschnitt der vergangenen fünf Geschäftsjahre“ ausgeht. In der Analystenkonferenz nach Bekanntgabe des aktuellen Geschäftsberichts kündigte der Vorstand für das neue Geschäftsjahr ein Ergebnis zwischen 60 und 75 Mio. EUR an und strebt für das Folgejahr einen Wert zwischen 90 und 105 Mio. EUR an.

Genehmigtes Kapital bewilligt

Nach den beiden Kapitalerhöhungen in den Jahren 2016 und 2021 hat sich der DBAG-Vorstand von der Hauptversammlung erneut eine Zustimmung zur Schaffung eines neuen Genehmigten Kapitals geben lassen. Das Volumen liegt wieder bei 20% des aktuellen Grundkapitals der Gesellschaft – der Beschluss gilt für die kommenden fünf Jahre. Ein solcher Beschluss gilt als Formalie, um dem Vorstand einen Handlungsspielraum zu geben und ist nicht gleichbedeutend mit einer kurzfristig bevorstehenden Kapitalerhöhung.

Zweite virtuelle Hauptversammlung

Jannick Hunecke
Jannick Hunecke, Foto: DBAG

Aufgrund der weiter anhaltenden Coronapandemie führte die DBAG bereits zum zweiten Mal ihre Hauptversammlung rein digital durch. Bereits seit 2004 wird die komplette Hauptversammlung – einschließlich alle Redebeiträge von Aktionären und deren Vertretern – öffentlich im Internet übertragen. Erstmals wurde die Rede des Vorstandssprechers Grede vorab veröffentlicht, um Aktionären die Chance zur Stellungnahme zu geben. Aktionäre und deren Vertreter sowie Anlegervereinigungen konnten vorab über ein Aktionärsportal Fragen einreichen – auf Wunsch sogar per Video. Von dieser Gelegenheit machte die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) Gebrauch. Wie die DBAG die Durchführung ihre Hauptversammlung zukünftig handhaben möchte, ist nach Antwort von Vorstandsmitglied Jannick Hunecke auf eine Aktionärsfrage noch offen. Zuerst solle die neue gesetzliche Regelung abgewartet werden. Vorher sei es für eine eigene Entscheidung zu früh. Grundsätzlich wolle die DBAG aber ihren Kurs einer erhöhten Transparenz fortsetzen.

Fragen zum Vorstandsausscheiden und zur Dividende

Die Fragen an Vorstand und Aufsichtsrat beschäftigten sich – wenig überraschend – mit dem kurzfristigen Ausscheiden der bisherigen Finanzvorständin Susanne Zeidler nach neunjähriger Amtszeit am Anfang dieses Jahres. Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Hendrik Otto konnte verständlicherweise keine weiteren Antworten über die bereits per Presseinformation versandten Inhalte hinaus geben – aus Gründen der Vertraulichkeit. Dr. Otto konkretisierte den aktuellen Stand dahingehend, dass er zum Ausscheiden erklärte, dass es einen Aufhebungsvertrag mit einer Abfindungszahlung gegeben habe. Es gab in der Hauptversammlung auch keine neue Aussage darüber, wann mit einer Neubesetzung des vakanten Postens zu rechnen oder ob eine neue Verteilung der Zuständigkeiten geplant ist. Bis zur endgültigen Entscheidung wird CEO Grede weiter die Verantwortung für das Finanzressort übernehmen.

Tom Alzin, DBAG
Tom Alzin, Foto: DBAG

Einige Fragen der Aktionärsvertreter beschäftigten sich mit der Dividendenpolitik der DBAG. Hier bekannte sich der Vorstand zur Fortsetzung der bisherigen – langfristig angelegten – Entwicklung bei der Höhe der Dividenden. Auch der mögliche Wechsel auf dem Posten des Finanzvorstandes werde daran nichts ändern. Für die folgenden Geschäftsjahre plant die DBAG mit einer Dividendenhöhe von 1,60 EUR. Im Geschäftsjahr 2015/16 lag dieser Wert noch bei 1,20 EUR und hat sich seitdem in kleinen Schritten erhöht. Nach dem steigenden Zinsniveau und den möglichen Auswirkungen auf das Business der DBAG fragte ein weiterer Aktionär. Hierzu erklärte Vorstandsmitglied Tom Alzin, dass zumindest bei moderaten Zinssteigerungen keine besonderen Auswirkungen zu erwarten seien. Außerdem habe man viele der Transaktionen gegen ein Zinsrisiko abgesichert.

Bereits zahlreiche Investments in diesem Jahr

Die DBAG hat seit Beginn des Jahres bereits zwei Management-Buy-outs (MBOs) strukturiert. Die neuen Beteiligungen freiheit.com und in-tech erhöhen den Anteil der IT-Services- und Software-Unternehmen im 34-Unternehmen-Portfolio der DBAG. Bestehende Portfolio­unter­nehmen schlossen nach Angaben des Unternehmens zwischen Oktober und Dezember elf Unter­nehmenszukäufe ab und vereinbarten drei weitere. „Die zahlreichen Transaktionen der vergangenen Monate zeigen, dass wir vielfältige attraktive Beteiligungsmöglichkeiten in Deutschland und in Italien erarbeitet haben, die einen weiterhin guten Investitionsfortschritt ermöglichen werden“, sagt dazu DBAG-Vorstandssprecher Grede.

Aktie gibt nach

Der Kurs der DBAG-Aktie an der Frankfurter Börse (WKN: A1TNUT/ ISIN: DE000A1TNUT7) bewegte sich im Tagesverlauf nach unten (-3,7%) und liegt bei einem Wert um 33,75 EUR. Die Marktkapitalisierung beträgt 636,55 Mio. EUR. Die DBAG initiiert geschlossene Private-Equity-Fonds und investiert – überwiegend an der Seite der DBAG-Fonds – in mittelständische Unternehmen. Ein Schwerpunkt ist seit vielen Jahren die Industrie. Ein zunehmender Anteil der Eigenkapitalbeteiligungen entfällt auf Unternehmen in den Wachstumssektoren Breitband-Telekommunikation, IT-Services/Software und Healthcare. Das vom Konzern verwaltete oder beratene Vermögen beträgt 2,5 Mrd. EUR.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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