Coronawelle drückt ifo Geschäftsklima

Aktuelle Wirtschaftsprognosen
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Die Stimmung unter den Unternehmen hat sich zum Weihnachtsfest eingetrübt. Die verschärfte Pandemielage trifft nach Analyse des Münchener ifo Instituts die konsumnahen Dienstleister und Einzelhandel hart. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im Dezember um zwei Zähler auf 94,7 Punkte gefallen. Damit sinkt dieser wichtige Wert bereits zum sechsten Mal in Folge. Die Unternehmen bewerteten in der Befragung ihre aktuelle Geschäftslage weniger gut. Auch der Pessimismus mit Blick auf das erste Halbjahr 2022 habe zugenommen. „Die Bescherung für die deutsche Wirtschaft fällt dieses Jahr aus“, erklärt Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts. Aktuell liegt der Geschäftsklimaindex auf dem schlechtesten Wert seit Februar 2020.

Im Verarbeitenden Gewerbe ist der Index nach zuletzt fünf Rückgängen in Folge wieder gestiegen. Dies sei auf optimistischere Erwartungen der Unternehmen zurückzuführen. Der Auftragsbestand konnte deutlich zulegen. Hingegen werde die aktuelle Lage etwas schlechter eingeschätzt, denn Lieferengpässe bei Vorprodukten und Rohstoffen hätten sich weiter verschärft. Im Dienstleistungssektor ist das Geschäftsklima nach Aussage des ifo Instituts hingegen eingebrochen. Der Index habe zuletzt im April 2020 stärker nachgegeben. Auch die zuletzt noch leicht optimistischen Erwartungen seien in Pessimismus umgeschlagen.  Das gelte auch für den Handel, denn die aktuelle Lage wurde von den Unternehmen deutlich weniger gut beurteilt. „Während der Großhandel vergleichsweise glimpflich davonkam, war die Entwicklung der Umfragewerte im Einzelhandel ähnlich dramatisch wie im letzten Winter“, so Fuest weiter.

Verbraucherstimmung kühlt spürbar ab

Die Verbraucherstimmung in Deutschland kühlt im Dezember spürbar ab. Sowohl die Konjunktur- und Einkommenserwartung als auch die Anschaffungsneigung büßen deutlich ein. Da auch die Sparneigung in der aktuellen Befragung erneut ansteigt, prognostiziert das Nürnberger Forschungsinstitut GfK für das Konsumklima für Januar 2022 ein Absinken des Konsumklimas um fünf Punkte auf einen Wert von -6,8. Damit sinkt dieser Wert bereits zum zweiten Mal nacheinander – und zwar deutlich.  Der Wert liegt nun wieder so niedrig, wie im Juni dieses Jahres.  „Die Konsumstimmung wird auch zum Jahresende von zwei Seiten stark unter Druck gesetzt. Hohe Inzidenzen durch die vierte Welle der Corona-Pandemie mit weiteren Beschränkungen sowie deutlich gestiegene Preise setzen dem Konsumklima mehr und mehr zu. Vor allem die 2G-Regel für weite Teile des Einzelhandels versetzen dem Weihnachtsgeschäft einen schweren Schlag. Auch die Aussichten für den Beginn des kommenden Jahres sind vor dem Hintergrund der rasanten Ausbreitung der Omikron-Variante gedämpft“, erklärt Rolf Bürkl, GfK Konsumexperte heute.

Beschäftigungsbarometer gibt nach

Deutsche Unternehmen sind weniger bereit, Mitarbeitende einzustellen als im Vormonat. Das ifo Beschäftigungsbarometer sank im Dezember um einen Zähler auf 102,9 Punkte. Einer der wesentlichen Gründe ist laut ifo, dass aufgrund der Coronawelle das Gastgewerbe, die Veranstaltungswirtschaft und der Tourismus Entlassungen ankündigen. Dagegen sei in der Industrie das Beschäftigungsbarometer erneut gestiegen. Die Dienstleister hingegen hätten ihre Personalplanungen deutlich nach unten korrigiert. In den konsumnahen Dienstleistungen sei sogar mit Entlassungen zu rechnen.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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