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Kredite bleiben die Basis der Unternehmensfinanzierung

Kredite der Banken sind so günstig wie selten zuvor, doch Unternehmen greifen kaum darauf zurück. Die Gründe dafür liegen aber nicht im Kredit selbst, sondern viel mehr im gesamtwirtschaftlichen Umfeld. In der zweiten Jahreshälfte dürfte die Nachfrage aber wieder steigen und den Kredit als Basis der Unternehmensfinanzierung bestätigen. 

Des einen Freud, des anderen Leid

Während angesichts des Rekordtiefs bei den Zinsen viele Anleger wie beispielsweise Stiftungen kaum noch die Renditen erzielen können, die sie etwa zur Erfüllung ihres Stiftungszwecks benötigen, können sich Unternehmen über außergewöhnlich günstige Finanzierungskosten freuen. Doch dies hat die Kreditnachfrage der Wirtschaft bisher nicht beleben können. Es wäre aber verfehlt, daraus einen Bedeutungsverlust des Bankkredits für die Unternehmensfinanzierung abzuleiten. Aktuell schlägt die Konjunktur- und Investitionsschwäche des vierten Quartals 2012 stark auf das Kreditgeschäft in Deutschland durch. In ihrem aktuellen Kreditmarktausblick erwartet die KfW für das erste Quartal 2013 einen nachfragebedingten Rückgang des Kreditneugeschäfts mit Unternehmen und Selbstständigen um 6% gegenüber dem Vorjahr. Bereits im Schlussquartal 2012 war das Kreditneugeschäft um 2,3% geschrumpft. Die Kreditlinien vieler Unternehmen sind derzeit nicht einmal zur Hälfte gezogen.

„Frostige Kreditnachfrage“

Die Gründe für die „frostige Kreditnachfrage“, wie die KfW es bezeichnete, liegen auf der Hand: Neben der schwachen Wirtschaftslage Ende 2012 spielt dabei der Rückgang langfristiger Projektfinanzierungen eine Rolle. Zudem macht das niedrige Zinsniveau die Anlage von Liquidität unattraktiv, sodass man sie lieber produktiv investiert – statt auf Kredite zurückzugreifen. Und über Liquidität verfügt Deutschlands Mittelstand zur Genüge. Er hat seine Hausaufgaben gemacht, Kosten und Effizienz sind optimiert, die Eigenkapitalbasis ist gestärkt. Gezieltes Forderungsmanagement hat umfangreiche Reserven im unternehmerischen Finanzmanagement gehoben. Nicht zu vergessen ist auch die Staatsschuldenkrise im Euro-Raum, der für die deutsche Wirtschaft nach wie vor das vorrangige Ziel ihrer Exporte ist. Die Ausfuhren nach Italien, Griechenland, Spanien und Portugal sind 2012 eingebrochen. Aus unseren Kundengesprächen wissen wir, dass viele Unternehmen auch Investitionsprojekte im europäischen Ausland kritisch hinterfragen, weil ihr Vertrauen in die Eurozone gelitten hat. Alternative Auslandsinvestments etwa in Asien empfinden gerade kleine und mittlere Unternehmen oft als noch zu großen Schritt, sodass sie erst einmal in Wartestellung gehen.

Trendwende im zweiten Halbjahr


Was aber passiert, wenn die Konjunktur wieder anzieht, die Zinsen steigen und gleichzeitig die neuen Eigenkapital- und Liquiditätsvorschriften für Banken – bekannt als Basel III – in Kraft treten? In der Tat spricht in der zweiten Jahreshälfte einiges für ein Anziehen der Kreditnachfrage in Deutschland. Im KfW-ifo Mittelstandsbarometer werden die Erwartungen seit einiger Zeit positiv beurteilt, was sich in einem Anstieg der Unternehmensinvestitionen niederschlagen und mit einer gewissen Verzögerung auch zu einer höheren Kreditnachfrage führen wird. Viele Unternehmer und Manager fragen vor diesem Hintergrund schon heute, wie sich Basel III auf die Verfügbarkeit und die Kosten von Krediten und anderen Finanzierungslösungen auswirken wird. Erlauben die neuen Liquiditätsanforderungen den Banken noch langfristige Unternehmensfinanzierung? Können Banken künftig noch für die Realwirtschaft die nötige Planungssicherheit und Fristentransformation im erforderlichen Umfang anbieten? Ja, davon bin ich fest überzeugt, und der Kredit wird dabei maßgebliche Bedeutung haben.

Sehr guter Zugang zu Krediten

Grundsätzlich ist der Zugang zu Krediten für Unternehmen, die Finanzierungen nachfragen, weiterhin sehr gut. Das sagen übrigens nicht nur wir Banken, auch von Unternehmerseite wird diese Einschätzung bestätigt. Auch für die überschaubare Zukunft steht eine deutliche Verschärfung der Kreditrichtlinien nicht zur Debatte. Der zunehmende Wettbewerb in- und ausländischer Kreditinstitute um die begehrte mittelständische Kundschaft trägt seinen Teil dazu bei. Allerdings werden die Effekte von Basel III im Zusammenspiel mit einer deutlich gestiegenen Marktvolatilität bewirken, dass sich sowohl die Preise als auch das Produktangebot im Firmenkundengeschäft der Banken verändern. Kreditinstitute werden im Durchschnitt einen höheren Bedarf an Eigenkapital und langfristiger Refinanzierung haben. Weil Eigenkapital, das Banken bei der Kreditvergabe vorhalten müssen, Geld kostet, werden Kredite zwangsläufig teurer. Das trifft vor allem Finanzierungen, die mit weniger Sicherheiten hinterlegt sind. Deshalb dürften kapitalschonende Finanzierungsformen für Unternehmen weiterhin ein Thema bleiben. Die Unternehmen können von entsprechend aufgestellten Banken zudem mehr kapitalmarktbasierte Angebote erwarten. All dies wird den Kredit begleiten, aber nicht ersetzen.

Rezepte für den Kreditzugang ändern sich nicht


Basel III ist vor allem eine Herausforderung für Banken. Unternehmen müssen das Rad nicht neu erfinden, denn die Rezepte für einen problemlosen Kreditzugang haben sich seit Basel II nicht geändert. Wichtig sind eine offene Finanzkommunikation und ein früher Kontakt mit der Hausbank. Wer in der Vergangenheit offen und rechtzeitig kommuniziert hat, kam besser durch die letzten drei Jahre. Entscheidend ist nach wie vor der Nachweis der Tragfähigkeit einer geplanten Investition. Dazu sind keine anderen Unterlagen als früher notwendig, die auf die gängigen Fragen Antwort geben: Wie hoch sind die Investitionskosten? Welche Laufzeit ist vorgesehen? Wie soll die Rückzahlung ablaufen? Welche Umsatzerwartungen liegen zugrunde? Welche zusätzlichen Umsätze und Erträge können mit dieser Investition erreicht werden? Im Kern geht es also um eine ganz klassische Planung. Zudem gibt es zur angesprochenen Verteuerung von langfristigen Krediten effiziente Gegenmittel. Eines der wirkungsvollsten ist die Einbindung von öffentlichen Fördermitteln über die KfW-Förderbank und die Europäische Investitionsbank (EIB) in den Finanzierungsmix. Die Mittelstandsbank verfügt hier über eine hohe Expertise. Anfang Februar 2013 schloss etwa die EIB mit der Commerzbank einen Finanzierungsvertrag über 400 Mio. EUR ab. Der neue Finanzierungsrahmen erlaubt es, kleinen als auch mittleren Unternehmen individuelle und langfristige Finanzierungslösungen mit flexibler Zins- und Laufzeitgestaltung anzubieten.

Fazit:
Es bleibt also dabei, dass die Kreditvergabe der Banken ein zentraler Aspekt für die Zukunftssicherung der Unternehmen ist. Kredite geben den Unternehmen Spielraum für Investitionen, schaffen Planungssicherheit und sichern die Liquidität. Auch wenn eine mittelfristige Finanzierung dabei auf den ersten Blick etwas teurer ist als die gegenwärtig bevorzugten kurzfristigen Laufzeiten, so macht die dadurch gewonnene feste Kalkulationsgrundlage dies allemal wett.


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