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Konfliktfeld Mittelstand und Private Equity

Private Equity (PE) wird von vielen mittelständischen Unternehmen heute noch gemieden. Dabei kann sich ein Unternehmer gerade jetzt mit der passenden Beteiligungsgesellschaft in eine vorteilhafte Ausgangslage für künftiges Wachstum und notwendige Investitionen bringen. 

Obwohl sich die durchschnittliche Eigenkapitalquote (EK-Quote) im deutschen Mittelstand in den letzten Jahren kontinuierlich auf 21 Prozent im Jahr 2012 verbessert hat, liegt sie nach wie vor unter der von deutschen Großunternehmen sowie unter der von vergleichbaren ausländischen Unternehmen z.B. in Frankreich, UK oder den USA. Zudem zeigt sich seit Ausbruch der Finanzkrise 2008/2009 eine Investitionszurückhaltung im deutschen Mittelstand. Insbesondere die Jahre 2011/2012 wurden als weitgehend „verlorene Jahrgänge“ gewertet. Aktuell werden wieder verstärkte Investitionen erwartet, die das Wachstum der Unternehmen stärken sollen.

Höhere Anforderungen an Unternehmen

Die Finanzkrise hatte zudem eine deutliche Verschärfung der Bonitätskriterien bei Banken zur Aufnahme von Fremdkapital zur Folge. Mittelständische Unternehmen stehen seitdem unter anderem deutlich höheren Anforderungen an die Kapitalausstattung gegenüber, um eine gute Bonitätseinstufung der Banken zu erhalten. Die Verteuerung der Fremdkapitalmittel bei schlechteren Bonitäten macht eine bessere EK-Quote attraktiver als in der Vergangenheit. Die Aufnahme von PE bietet dabei eine mögliche Variante zur Stärkung der EK-Quote.

Mittelstand scheut Private Equity

PE wird in der Regel durch Kapitalbeteiligungsgesellschaften bereitgestellt. In der Öffentlichkeit ist durch die sogenannte „Heuschreckendebatte“ ein negatives Bild entstanden, das sich in Teilen des Mittelstands festgesetzt hat. Gleichzeitig streben mittelständische Unternehmen eine größtmögliche Eigenständigkeit an, die durch die Unternehmensstrukturen der überwiegend familiengeführten mittelständischen Betriebe bedingt ist. Einschnitte und Beschränkungen der unternehmerischen Freiheit durch die Aufnahme von PE werden oft strikt abgelehnt. Einige Unternehmer befürchten zudem noch immer negative Imageauswirkungen im Umfeld des Unternehmens durch die Aufnahme fremden Eigenkapitals. Zusätzlich schrecken teilweise hohe Renditeerwartungen der Beteiligungsgesellschaften viele Unternehmen von der Aufnahme von PE ab.Private Equity (PE) wird von vielen mittelständischen Unternehmen heute noch gemieden. Dabei kann sich ein Unternehmer gerade jetzt mit der passenden Beteiligungsgesellschaft in eine vorteilhafte Ausgangslage für künftiges Wachstum und notwendige Investitionen bringen. 

Bandbreite des Private Equity

Im Juni 2013 profitierten mehr als 5.000 deutsche Unternehmen von Private Equity, das durch Beteiligungsgesellschaften zur Verfügung gestellt wurde. Einige mittelständische Unternehmen nahmen erstmals PE-Mittel in der Finanzkrise auf und konnten zwischenzeitlich ihre Bedenken abbauen. Einige von ihnen kümmern sich aktuell um Anschlussfinanzierungen. Dabei können Unternehmen zwischen verschiedenen Anbietern wählen, die Mehrheitsbeteiligungen, Minderheitsbeteiligungen oder Mezzanine-Kapital in verschiedenen Größenordnungen anbieten. Die Beteiligungsgesellschaften unterscheiden sich dabei in ihrer Vorgehensweise. So gibt es welche, die über Mehrheitsbeteiligungen aktiv in die Geschäftsführung mit eingreifen, sowie Beteiligungsgesellschaften, die über Minderheitsbeteiligungen einen „sanfteren“ Ansatz durch Beratung und Begleitung bei angemessenen Mitspracherechten verfolgen.

Die richtige Wahl treffen

Für den klassischen familiengeführten Mittelstand, der eine Kapitalstärkung sucht, aber nicht die Mehrheit abgeben möchte, bietet sich hier die Wahl einer Beteiligungsgesellschaft an, die über Minderheitsbeteiligungen Eigenkapital bereitstellt. Hierdurch entsteht in der Regel durch den langfristigen Investitionszeitraum eine konstruktive und fruchtbare Zusammenarbeit zwischen dem Firmeninhaber und dem kapitalgebenden neuen Mitgesellschafter. Üblicherweise wird bereits in den Vertragsverhandlungen zur Beteiligung ein Vorkaufsrecht/Optionsrecht des Firmeninhabers vereinbart, das nach Ablauf der üblichen Investitionszeiträume genutzt werden kann. Dies reduziert das Risiko eines späteren Fremdverkaufs an womöglich unerwünschte dritte Parteien. Dem Firmeninhaber werden zudem häufig verschiedene Möglichkeiten des Rückkaufs angeboten.

Fazit

All diese individuellen Gestaltungsspielräume bieten dem mittelständischen Unternehmer eine aktive Gestaltung . Bestehende Bedenken können in der Regel bereits im Vorhinein ausgeräumt oder zumindest auf ein Minimum reduziert werden. Die erweiterte Eigenkapitalbasis bietet zudem neue Spielräume für geplante Investitionen, da die Aufnahme zusätzlichen Fremdkapitals in geringerem Umfang und zu günstigeren Konditionen möglich ist.


Zur Person

Christoph Büth ist Abteilungsleiter Mittelstandsfinanzierung im Bereich Beteiligungen der NRW.Bank. Sie vergibt mit dem NRW.BANK.Mittelstandsfonds Eigenkapital zwischen 1 und 7 Mio. Euro an wachstumsstarke Mittelständler. Darüber hinaus vergibt die Kapitalbeteiligungsgesellschaft NRW Eigenkapital bzw. eigenkapitalähnliche Mittel für Unternehmen mit positiven Wachstumsperspektiven. www.nrwbank.de

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