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Knackpunkt Finanzierung

„Ohne Moos nichts los“ lautet ein bekannter Schlager. Davon können Unternehmensnachfolger in der Tat ein Lied singen. Der Dauerbrenner Finanzierung ist das größte Hemmnis für Nachfolger. Ein Lichtblick: die derzeit niedrigen Zinsen.

Der Zugang zum Bankkredit – die klassische Finanzierungsform – hat sich für Unternehmensübernahmen in den letzten zwölf Monaten positiv entwickelt. Doch jeder zweite, der ein Unternehmen übernimmt, hat Schwierigkeiten, Kaufpreis und Modernisierungsinvestitionen zu finanzieren. Das gilt selbst in der aktuellen Niedrigzinsphase, wie der DIHK-Report Unternehmensnachfolge belegt. Besonders in der Industrie schrecken der hohe Kapital- und Modernisierungsbedarf schon im Vorfeld viele mögliche Neu-Inhaber ab. Hier kommen rein rechnerisch fünf Alt-Eigentümer auf einen möglichen Nachfolger.

Unternehmen suchen Nachfolger – Nachfolger suchen Geld

Immer mehr Unternehmer erreichen das „Ruhestandsalter“. Gleichzeitig ziehen viele qualifizierte Personen eine gut dotierte Festanstellung der risikoreicheren Selbstständigkeit vor. Kommt es dennoch zu Übernahmeverhandlungen, scheiden sich beim Kaufpreis oft die Geister: Vier von zehn Alt-Inhabern fordern mit Blick auf ihr Lebenswerk eine überhöhte Summe.

Günstiges Finanzierungsumfeld verschafft Atempause

Auch wenn es den potenziellen Nachfolgern oft am notwendigen Kapital mangelt, so machen sich nicht nur die derzeit guten Finanzierungskonditionen positiv bemerkbar. In vielen Fällen trug laut IHK-Berichten auch eine verbesserte Finanzkommunikation zwischen Finanzierungspartnern, Übergebern und Übernehmern dazu bei, dass es mit der Finanzierung besser klappt.

Fortschritte sehen die IHKs auch bei der Übernahme von Bürgschaften. Die über Jahre gut laufende Konjunktur hat das Kreditausfallrisiko und damit auch das Verlustrisiko für die Vergabe von Bürgschaften gemindert. Bürgschaften helfen, den gerade bei Gründern anzutreffenden Mangel an Sicherheiten etwas zu lindern.

„Ohne Moos nichts los“ lautet ein bekannter Schlager. Davon können Unternehmensnachfolger in der Tat ein Lied singen. Der Dauerbrenner Finanzierung ist das größte Hemmnis für Nachfolger. Ein Lichtblick: die derzeit niedrigen Zinsen.

Hürden für Finanzierung von Übernahmen senken

Die Regulierungen der Finanzmärkte (Stichwort: Basel III) werden den Zugang zu Fremdkapital sukzessive erschweren. Deshalb wird die Beteiligungsfinanzierung auch von Betriebsübernahmen künftig eine stärkere Rolle spielen müssen. Ein wichtiges Hemmnis liegt in den restriktiven Regelungen zur Nutzung des Verlustvortrags (§ 8c KStG, auch Mantelkaufverbot). Sie sollten auf Missbrauchsfälle beschränkt werden.

Außerdem will die Bundesregierung prüfen, Veräußerungsgewinne bei Streubesitzanteilen (also von unter zehn Prozent) an Kapitalgesellschaften zu besteuern. Das würde Beteiligungen für Investoren unattraktiv machen und daher auch die Finanzierung von Unternehmensnachfolgen erschweren.

Bei der Finanzierung der Übernahme mit Beteiligungskapital ist die Situation aktuell zwar nicht mehr ganz so eng. Doch zwei Drittel der IHKs berichten nach wie vor von einem schwierigen Zugang. Ähnliches gilt bei der Finanzierung der Übernahme mit Eigenmitteln. Kaum jemand kann eine Betriebsübernahme überwiegend aus eigener Schatulle stemmen.

Erbschaftsteuer mittelstandsfreundlich umsetzen

Hinsichtlich der familieninternen Nachfolge herrscht in vielen Unternehmen vor dem Hintergrund des Bundesverfassungsgerichtsurteils Verunsicherung. Die Politik ist gefordert, möglichst rasch ein verfassungsfestes, mittelstandsfreundliches Gesetz vorzulegen, das den Familienunternehmen in Deutschland Rechtssicherheit bietet, eine steuerlich höhere Belastung bei der Unternehmensübergabe ausschließt und so den Standortvorteil „Unternehmenskultur“ in Deutschland sichert.


Zur Person

Dr. Marc Evers leitet das Referat „Mittelstand, Existenzgründung, Unternehmensnachfolge“ des Deutsche Industrie- und Handelskammertags e.V. (DIHK). Der DIHK übernimmt als Dachorganisation im Auftrag und in Abstimmung mit den IHKs die Interessenvertretung der gewerblichen deutschen Wirtschaft gegenüber den Entscheidern der Bundespolitik und den europäischen Institutionen. www.dihk.de

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