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Klarer Empfang

Zusammen mit der Beteiligungsgesellschaft Premium Equity Partners will der kleine Mittelständler ABB Antennentechnik im thüringischen Bad Blankenburg kräftig wachsen. Hervor ging der Hersteller für Spezialantennen für Nutz- und Spezialfahrzeuge aus einem früheren DDR-Kombinat.

Wenn die Eigentümer kein klares Konzept für die Weiterentwicklung ihres Unternehmens haben, dann ist es Zeit für einen Wechsel. In einer ähnlichen Situation befand sich im Jahr 2012 die Antennentechnik Bad Blankenburg GmbH. Die Altgesellschafter, eine Immobilienfirma aus Bayreuth und ein Privatinvestor aus München. Das Immobilienunternehmen, zugleich Vermieter des Firmengebäudes in Bad Blankenburg hatte nach mehrfachem Eigentümerwechsel Anteile an der ABB Antennentechnik erworben. Das Unternehmen wurde zwar national zu einem Technologieführer bei Spezialantennen ausgebaut, doch nun fehlte es an einer klaren Strategie für seine internationale Weiterentwicklung.

Übernahme per MBO
Die ABB Antennentechnik stellt Spezialantennen für Nutz- und Spezialfahrzeuge her – also für Lkw, Feuerwehr- und Krankenwagen sowie Wohnmobile. Zu ihren Kunden zählen praktisch alle großen Hersteller solcher Fahrzeuge. „Ich wollte das Unternehmen nach vorne bringen, die beiden Altgesellschafter wollten verkaufen – so habe ich dann einige Anteile im Zuge eines Management Buy-outs übernommen“, sagt Geschäftsführer Michael Märte. Er war schon früher einmal im Unternehmen und kannte es deshalb sehr gut. Um die Übernahme per MBO zu stemmen, musste aber ein Finanzpartner mit ins Boot.

Professioneller M&A-Prozess
Die Altgesellschafter hatten über eine Beratungsgesellschaft die Fühler nach einem Kapitalgeber ausgestreckt. Die Münchner Capeo Corporate Finance als M&A-Berater setzte einen klassischen M&A-Prozess in Gang und sprach sowohl mit deutschen und ausländischen Strategen als auch mit Finanzinvestoren und Family Offices. „In der engeren Wahl war zunächst ein strategischer Interessent; allerdings hätte durch ihn mittelfristig der thüringische Standort in Frage gestanden, was wiederum nicht im Sinne der Immobiliengesellschaft als Vermieterin des Firmengebäudes war“, erzählt Kai Sessinghaus, geschäftsführender Gesellschafter von Capeo.

Chemie mit Premium Equity stimmte
In weiteren Gesprächen zeichnete sich dann die Mehrheitsübernahme durch einen Finanzinvestor ab – die auf den Mittelstand fokussierte Premium Equity Partners in Frankfurt/Main. „Das war kein selbstverständlicher Erfolg, Automotive ist kein Selbstläufer im derzeitigen M&A-Markt“, sagt Sessinghaus. „Aber die Chemie mit Premium Equity Partners war gut, zudem hatte die Gesellschaft bereits eine Automotive-Beteiligung in Ostdeutschland im Portfolio.“ Altgesellschafter, Märte und Finanzinvestor wurden sich einig, und Märte konnte im Februar 2013 im Zuge eines MBO wieder ins Unternehmen einsteigen. Wie auch in diesem Fall übernimmt Premium Equity Partners gerne die Mehrheit. „Wir sehen uns als Beteiligungsplattform, die den Portfolio-Unternehmen neben Kapital auch Industrie-Expertise zur Verfügung stellt“, sagt Managing Partner Marcel van Wijk. „Die ABB Antennentechnik hat eine sehr gute Technologie, ist als Nischenplayer gut positioniert und hat Potenzial für weiteres Wachstum, was für uns sehr wichtig ist.“ Gemeinsam mit dem Management soll das Geschäft international ausgebaut werden. „Wir wollen die freien Cash Flows in die Internationalisierung investieren und so das Unternehmen weiterentwickeln.“

Bernd Frank
redaktion@unternehmeredition.de

„Wir wollen insbesondere im Exportgeschäft expandieren“

Interview mit Michael Märte, Geschäftsführer, Antennentechnik Bad Blankenburg GmbH

Unternehmeredition: Herr Märte, wie sind die Gesellschaftsanteile verteilt, und was erwarten Sie sich von Ihrem Hauptgesellschafter Premium Equity Partners?
Märte: Premium Equity Partners hält 87,5 und ich 12,5 Prozent der Anteile. Sie haben auf jeden Fall eine Menge Erfahrung. Das wird für das Unternehmen von großem Nutzen sein, denn von der strategischen Ausrichtung her bringen sie genau das Know-how mit, das wir für unsere internationale Expansionsstrategie brauchen. Zudem hat Premium Equity Partners Leute in den Unternehmensbeirat geholt, die Erfahrungen im Export bzw. mit der Erweiterung von Unternehmen und Standorten mitbringen.

Welches sind Ihre Pläne für die kommenden Jahre?
Wir wollen auf jeden Fall expandieren, insbesondere im Exportgeschäft, wo wir derzeit noch sehr schwach sind. Konkret wollen wir zunächst einmal eine Tochtergesellschaft in Schweden gründen, um dort den Vertrieb anzukurbeln. Weitere Vertriebsbüros möchten wir dann unter anderem in der Türkei – ein wichtiger Zukunftsmarkt für uns – eröffnen. Langfristig sollen dort auch eigene Produktionskapazitäten hinzukommen. Auf der Produktseite ist für uns ganz wichtig, dass wir weg von reinen Auto-Antennen und hin zu Antennensystemen kommen. Hier denken wir zusammen mit einem unserer großen Kunden über neue Lösungen nach. Eine Vision ist beispielsweise, mehr Funkdienste, bis zu acht verschiedene Antennen, in ein Antennensystem zu implementieren. Zudem werden neue Geschäftsfelder erschlossen, die nicht direkt dem Automotive-Markt zuzurechnen sind.

Wie sehen Ihre Wachstumspläne in Zahlen aus?
Wir möchten den Umsatz von knapp 10 Mio. Euro 2012 in den nächsten drei bis fünf Jahren auf mindestens 15 Mio. Euro steigern. Den Hauptanteil dazu soll der Export beisteuern: Dessen Anteil am Gesamtumsatz wollen wir auf Sicht von fünf Jahren auf weit über 50 Prozent ausbauen – von zurzeit nur ca. 15 Prozent, die wir bisher hauptsächlich im deutschsprachigen Ausland erzielen. Bereits im vergangenen Jahr investierte das Unternehmen massiv in die Modernisierung der Produktionsanlagen am heimischen Standort, speziell um die hohen Anforderungen an Produktions- und Prozesssicherheit auch in Zukunft erfüllen zu können.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Bernd Frank.
redaktion@unternehmeredition.de

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