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Investieren in der Krise

Mittlerweile geht die Flutung der Finanzmärkte durch die Notenbanken in das neunte Jahr. Das gewünschte Resultat – nämlich die Weltwirtschaft wiederzubeleben – ist nur unzureichend gelungen. Wie soll man nun investieren?

Der Süden Europas befindet sich in einer tiefen Depression, China und Brasilien in einer Krise, Russland ächzt unter dem von den USA und ihren Verbündeten entfesselten Wirtschaftskrieg. Der Rest Europas, die USA und Japan sind wohlwollend bestenfalls in einer Stagnation. Die Niedrigzinspolitik hat an den Kapitalmärkten schwere Verwerfungen hervorgerufen. Mittlerweile werden sogar Negativzinsen erhoben, um die verfehlte Wirtschaftspolitik des Westens noch eine Weile weiter verfolgen zu können. In welchen Anlageklassen kann man Vermögen also noch sinnvoll investieren?

Es dürfte klar sein, dass Geldwert latent durch die Finanzrepression gefährdet ist und dass zum Vermögenserhalt Sachwerte, also Immobilien, Aktien und Unternehmensanteile sowie Edelmetalle, vorzuziehen sind. Aber Sachwerte brauchen Sachverstand. Welche sind noch interessant?

Gold ist weiterhin die „Versicherung“ gegen Krisen. Es ist wertbeständig, anonym, transportierbar und korreliert nicht mit anderen Anlageklassen. Gemessen an den langfristigen Indikatoren ist das Edelmetall relativ billig. Ich rate zu einem gewissen Anteil von vielleicht zehn Prozent. Setzen Sie aber nicht alles auf Gold, denn mit der drohenden weitgehenden Abschaffung des Bargeldes würde auch Gold nicht absolut sicher sein.

Immobilien sind oftmals deutlich „zu teuer“. Ein Mietmultiplikator von 17 war lange das Maß für Objekte. Heute liegt er bei 25, 30, 35 – und mehr. Zudem ist der Immobilienmarkt zweigeteilt. Gute Objekte und Regionen steigen weiter, schlechte bleiben aufgrund der immer größer werdenden Einkommensunterschiede dauerhaft zurück. Wenn Sie Immobilien kaufen, dann sollten diese möglichst langfristig finanziert sein – am besten über 15 Jahre und mehr.Mittlerweile geht die Flutung der Finanzmärkte durch die Notenbanken in das neunte Jahr. Das gewünschte Resultat – nämlich die Weltwirtschaft wiederzubeleben – ist nur unzureichend gelungen. Wie soll man nun investieren?

Ich plädiere weiterhin dafür, in Aktien zu investieren. Mit einem KGV von rund 17 ist der DAX so teuer, wie es Immobilien in normalen Zeiten sind. Die Kurs-Buchwert-Verhältnisse sind moderat, die Dividendenrenditen hoch – auf den Eurostoxx zum Beispiel fast vier Prozent. Aktien von Unternehmen mit sicheren Geschäftsmodellen wie zum Beispiel Nestlé oder LVMH überstehen Krisen unbeschadet, können Preissteigerungen an Kunden weitergeben und schütten zwei bis drei Prozent Dividende pro Jahr aus.

Etliche Indizes sind billig, so zum Beispiel der Eurostoxx, der Nikkei oder Brasilien. Die hoch bejubelten BRICS zum Beispiel befinden sich fast alle in der Krise – wodurch man in Aktien von dort beheimateten Unternehmen billig investieren kann. Dennoch sollten Aktien von Qualitätsunternehmen Priorität haben. Damit lassen sich die kommenden Krisen und Verwerfungen besser bestehen.

Ein Sonderfall sind die vielfach als Wunderanlageklasse beschriebenen „Private Equity Investments“. Es ist weder „Private“ (weil viele Unternehmen mittlerweile börsennotiert = „public“ sind) noch „Equity“, weil viel mit Fremdkapital gearbeitet wird. Ja, Private-Equity-Gesellschaften erwerben ganze Unternehmen, laden diese dann aber mit Fremdkapital = „leverage“ voll. Eigentlich sollte „Private Equity“ daher „Public Leverage“ heißen. Inhaber von Private-Equity-Anteilen machen sich also zunächst einmal die Niedrigzinsen zunutze.

In den letzten Jahren ist sehr viel Geld in Private Equity geflossen. Kaufobjekte werden rar, es werden hohe Preise gezahlt, weil Anlagedruck besteht. Viele Private-Equity-Investments werden daher enttäuschen; direkt in Aktien zu investieren erscheint oft sinnvoller.

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