Website-Icon Unternehmeredition.de

Den Kinderschuhen entwachsen

Mit einem innovativen Verfahren zur Herstellung von Nanopartikeln hatten sich 2010 drei Gründer zum Start-up MJR PharmJet zusammengetan. Die heutige Instillo Group wuchs stetig, holte weitere Expertise über Beteiligungen hinzu – und schnell wurde es eng. Ein neuer Standort brachte viel Platz für weiteres Wachstum.  

Am Anfang sollte es vor allem bezahlbar sein: MJR PharmJet hatte sich 2010 zunächst in einem der Universität Homburg angegliederten Starterzentrum niedergelassen. Die Mieten waren finanzierbar, und es standen die nötigen Labore zur Verfügung. Das war für das Technologieunternehmen besonders wichtig, denn diese sind besonders teuer. Über die Jahre ist das Unternehmen gut gewachsen. 2013 hat sich dann abgezeichnet, dass es nicht mehr lange im Starterzentrum weitergehen konnte. „Wir hatten beschlossen, durch Beteiligungen zu expandieren und auch schon eine Firma ins Visier genommen“, sagt Gründer Dr. Bernd Baumstümmler.

Die Suche nach einem neuen Standort war nicht einfach. Ein Neubau kam aus Kostengründen nicht infrage. Aber eine Gebraucht-Immobilie, die alle Anforderungen vor allem technischerseits erfüllte, war schwer zu finden. Schließlich wurde man doch fündig in dem kleinen Ort Überherrn in der Nähe von Saarlouis. Dort kaufte die inzwischen in Instillo Group umbenannte Firma ein 12.000 Quadratmeter großes Grundstück mit 5.000 Quadratmetern Hallenfläche. Viel mehr, als man eigentlich brauchte. Deshalb wurde zunächst auch nur etwa die Hälfte der Fläche für die ganz speziellen Zwecke umgebaut. Im Herbst 2015 fand der Umzug an die neue Adresse statt. „Wir sind stolz darauf, dass wir an diesem Standort jetzt alle unsere verschiedenen Aktivitäten für alle unterschiedlichen Anwendungen zusammenfassen können. So viele verschiedene Expertisen in so vielen Anwendungsfeldern, das findet man sonst nirgendwo“, sagt Dr. Baumstümmler, inzwischen CEO der Instillo.

Die Instillo Group ist eine Dachgesellschaft, der neben dem ehemaligen Start-up MJR PharmJet auch alle Firmen zugeordnet sind, die im Laufe der Zeit dazugekommen sind. Wie zum Beispiel die Quasaar GmbH, ein Unternehmen mit viel Erfahrung im hochregulierten pharmazeutischen Bereich, das sich vorrangig um Qualitätskontrolle in der Medikamentenherstellung kümmert. Mit einem innovativen Verfahren zur Herstellung von Nanopartikeln hatten sich 2010 drei Gründer zum Start-up MJR PharmJet zusammengetan. Die heutige Instillo Group wuchs stetig, holte weitere Expertise über Beteiligungen hinzu – und schnell wurde es eng. Ein neuer Standort brachte viel Platz für weiteres Wachstum.  

Zur Gruppe gehört auch eine Beteiligung an der NanoSaar, die das Partikelherstellungsverfahren der MJR PharmJet im Nichtpharmabereich vermarktet, etwa in der Kosmetik und der Lebensmittelindustrie. Instillo geht dabei immer nach derselben Methode vor: Man sucht sich Experten aus einem bestimmten Fachgebiet und gründet mit ihnen eine Firma, an der sich Instillo dann jeweils beteiligt. Instillo hält die Patente der Gruppe und versteht sich ansonsten als Shared-Service-Center für administrative Funktionen wie Finanzen, Personal, Buchhaltung und IT. Instillo ist auch die Eigentümerin der Immobilie am neuen Standort.

Beim Wachstum ließ sich die Instillo Group helfen

Rund 1,5 Mio. Euro sollte die neue Heimat der Gruppe ursprünglich kosten. Vor allem bedingt durch besondere Umbaukosten lag das Preisschild am Ende bei 1,8 Mio. Euro. Neben Eigenmitteln, einem Zuschuss vom Land und einer Förderung der KfW kamen in erster Linie die Saarländische Kapitalbeteiligungsgesellschaft

Neues Hauptgebäude von Instillo: 1,8 Mio. Euro ließ es sich das Unternehmen kosten. (© Instillo Group)

(KBG) und die Kreissparkasse Saarlouis für die Kosten auf. Die KBG stellte mit einer stillen Beteiligung von 600.000 Euro über zehn Jahre den Löwenanteil. Da diese Mittel nicht zu besichern sind, blieb Besicherungspotenzial für die Hausbank, die 540.000 Euro zur Verfügung stellte. „Das ist eine junge, innovative Technologie. Wir haben von Instillo einen sehr vielversprechenden Eindruck“, begründet Geschäftsführerin Doris Woll das KBG-Engagement. Die KBG ist eine der Saarländischen Investitionskreditbank nahestehende Gesellschaft. Ihre „Schwester“, die saarländische Wagnisfinanzierungsgesellschaft (SWG), hatte schon dem Start-up MJR PharmJet vor sechs Jahren mit einer stillen Beteiligung unter die Arme gegriffen.

Technologischer Kern der Instillo Group ist noch immer die auf die Laborentwicklung konzentrierte MJR PharmJet. Das Unternehmen hat ein Verfahren entwickelt, mit dem in einem Mikro-Reaktor Partikel unterschiedlichster Größe bis hin zu Nanopartikeln hergestellt werden können. Zielgruppe ist in erster Linie die pharmazeutische Industrie. Bislang verdient das Unternehmen Geld, indem es Pharmafirmen Vorschläge macht, wie man Medikamente mithilfe von Nanopartikeln besser machen kann. Setzt ein Konzern diese Ideen später in ein massengefertigtes Produkt um, zahlt er dafür eine Lizenzgebühr. In der Zulassungsphase will Instillo in Zukunft die dafür nötigen Kleinserien am neuen Standort selber herstellen und verkaufen.

Kurzprofil Instillo Group

 Gründungsjahr 2010
 Branche Pharmazie
 Unternehmenssitz  Überherrn im Saarland
Umsatz 2015 ca. 4 Mio. Euro
 Mitarbeiterzahl  ca. 60

www.instillo.de

Mit einem innovativen Verfahren zur Herstellung von Nanopartikeln hatten sich 2010 drei Gründer zum Start-up MJR PharmJet zusammengetan. Die heutige Instillo Group wuchs stetig, holte weitere Expertise über Beteiligungen hinzu – und schnell wurde es eng. Ein neuer Standort brachte viel Platz für weiteres Wachstum.  

„Man kann unsere Lage mit einem Schachspiel vergleichen“

Interview mit Dr. Bernd Baumstümmler, CEO der Instillo GmbH

(© privat)

Unternehmeredition: Vom Start-up zu einer Unternehmensgruppe verging nicht viel Zeit. Wieso ging das so schnell?
Dr. Baumstümmler:
Unsere Prämisse war von Anfang an die Einbringung weiterer Kompetenzen. Gerade auch in der Medikamentenentwicklung braucht man neben der rein technischen Entwicklung auch die regulatorische und klinische Expertise. Deshalb haben wir uns Partner gesucht, die diese Expertisen hatten. In der Folge haben wir dann entschieden, unsere Struktur zu ändern und eine Dachgesellschaft zu schaffen, unter der alle Teile des Unternehmens Platz finden.

Was planen Sie als Nächstes?
Man kann unsere Lage mit einem Schachspiel vergleichen. Wir haben zunächst einmal alle Figuren an die richtigen Positionen gesetzt. Nächstes strategisches Ziel ist es, in den Produktbereich zu kommen, also möglichst viele Produkte aus unseren Projektbereichen zu generieren und diese Produkte auch am Standort Überherrn zu produzieren.

Wird es weitere Neugründungen geben?
Wir wollen die Instillo Group weiter ausbauen. Im Moment sind wir dabei, den ganzen Bereich der Medizinprodukte für uns zu erschließen. Wir wollen außerdem in das Feld der biotechnologischen Anwendungen kommen. Und natürlich werden wir versuchen, für unsere Micro-Reaktor-Technologie weitere Anwendungsfelder zu besetzen.

Werden Sie dann auch den Standort ausbauen?
Am Anfang hat uns die Größe unseres neuen Standortes fast ein wenig erschreckt. Aber jetzt sehen wir, dass wir diese in Zukunft sicher gut verwenden können. Auf unserem Gelände gibt es noch nicht ausgebaute Gebäudeteile und auch noch unbebaute Flächen, die wir für eine weitere Expansion nutzen können und werden.

Die mobile Version verlassen