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“In den Rekordfördervolumina 2009 und 2010 spiegelt sich die Rolle der KfW als antizyklisch agierende Förderbank wider”

 

Der Geschäftsbereich KfW Mittelstandsbank hat im Jahr 2010 ein Fördervolumen in der Rekordhöhe von 28,5 Mrd. EUR erzielt, 20% mehr als im Vorjahr. Im Interview spricht KfW-Vorstand Dr. Axel Nawrath über die Gründe für diese Entwicklung, Veränderungen bei den Förderprogrammen sowie die Ergebnisse des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers.

Unternehmeredition: Herr Dr. Nawrath, was waren die Gründe für das hohe Fördervolumen der KfW Mittelstandsbank im vergangenen Jahr? Wie viel davon kam beim etablierten Mittelstand – im Gegensatz zu Neugründungen – an?
Nawrath: Den größten Anteil am Ausnahmeergebnis der KfW-Mittelstandsbank 2010 hat der Förderschwerpunkt “Gründung und allgemeine Investitionen” mit 15,4 Mrd. EUR nachgefragtem Gesamt-Kreditvolumen. Dabei sind etablierte Förderprogramme, wie zum Beispiel der KfW-Unternehmerkredit, mit gut 25% gegenüber 2009 deutlich gewachsen. Unternehmensgründungen haben wir 2010 mit einem Gesamtfördervolumen von rund 3,9 Mrd. EUR unterstützt. Dies entspricht einem Wachstum gegenüber dem Vorjahr von gut 8%. Von den 15,3 Mrd. EUR aus unserem Förderschwerpunkt “Gründung und allgemeine Investitionen” entfallen somit rund ein Viertel auf Gründungen und drei Viertel auf etablierte Unternehmen.

Ein großer Wachstumstreiber für die KfW-Mittelstandsbank ist zudem der Förderschwerpunkt “Umwelt”. Hier wurden im vergangenen Jahr Kredite für Investitionen im Umwelt und Klimabereich in einem Gesamtvolumen von 11,1 Mrd. EUR nachgefragt, das sind knapp 60% mehr als im Jahr zuvor. In den Rekordfördervolumina der KfW Mittelstandsbank in den Jahren 2009 und 2010 spiegelt sich die Rolle der KfW als antizyklisch agierende Förderbank wider. Wir haben bei der Überwindung der tiefen Wirtschaftskrise und der Finanzierung des Aufschwungs manche Lücke schließen können. Solche Rekordnachfragen nach unseren Förderprogrammen werden bei zukünftig hoffentlich besseren konjunkturellen Rahmenbedingungen voraussichtlich nicht mehr zu sehen sein.

Unternehmeredition: Wie hat sich das KfW-Sonderprogramm entwickelt?
Nawrath: Das KfW-Sonderprogramm hat sich vor allem als Programm für mittelständische und kleine Unternehmen außerordentlich bewährt. So sind 94% aller Kredite an mittelständische Unternehmen mit einem Jahresumsatz von bis zu 500 Mio. EUR gegangen. Kleine Unternehmen mit einem Jahresumsatz von bis zu 10 Mio. EUR haben rund 65% der Kredite im KfW-Sonderprogramm nachgefragt. In den Jahren 2009 und 2010 konnten wir mit dem KfW-Sonderprogramm ca. 13 Mrd. EUR Investitionen mitfinanzieren und erhebliche Beschäftigungseffekte erzielen. So konnten in den Unternehmen, die das Programm nachgefragt haben, ca. 1,2 Millionen Arbeitsplätze gesichert werden. Diese Zahlen zeigen, dass die KfW mit dem KfW-Sonderprogramm zum richtigen Zeitpunkt einen zentralen Beitrag zur Sicherung der Kreditversorgung vor allem der mittleren und kleinen Unternehmen in der Krise geleistet hat. Insgesamt haben wir im KfW-Sonderprogramm bisher knapp 5.000 Kredite in einem Gesamtvolumen von über 13,5 Mrd. EUR zugesagt. Da wir noch bis zum 30.06.2011 Zusagen auf Anträge, die bis zum Jahresende 2010 eingereicht wurden, machen können, rechnen wir mit einem Gesamtkreditvolumen im KfW-Sonderprogramm von rund 15 Mrd. EUR in den Jahren 2009 und 2010.

Unternehmeredition: Wo lagen die Schwerpunkte in der Umweltfinanzierung?
Nawrath: Besonders stark gefragt waren die KfW-Programme zur Förderung von Erneuerbaren Energien. Hier ist das Fördervolumen um 75% gestiegen. Im Standard-Programm zur Finanzierung von Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien wurden 2010 insgesamt rund 8,9 Mrd. EUR zugesagt. Das bedeutet allein in diesem Programm einen Anstieg um rd. 100% gegenüber dem Vorjahr. Ausschlaggebend für diese Entwicklung waren die guten wirtschaftlichen und förderpolitischen Rahmenbedingungen für Erneuerbare Energien. Die Bedeutung und Bekanntheit der Erneuerbaren Energien wächst zunehmend. Die langjährigen Erfahrungen der Kreditinstitute mit den KfW-Programmen für Erneuerbare Energien insbesondere im Strombereich zahlen sich jetzt aus.

Unternehmeredition: Bei der KfW laufen einige Förderprogramme aus. Inwiefern ist der Mittelstand davon betroffen?
Nawrath: Das KfW-Sonderprogramm war, wie der Name ja auch sagt, eine Sonderförderung, die auf die Krisenjahre 2009 und 2010 beschränkt war. Seit dem 31.12.2010 können hier keine Anträge mehr gestellt werden. Alle etablierten KfW-Programme für den Mittelstand bieten wir aber weiterhin an. Zum 1. April 2011 haben wir unser bundesweites Angebot sogar deutlich verbessert und in einer neuen, klaren und transparenten Struktur zusammengefasst. Unser Finanzierungsangebot für Existenzgründer haben wir in weiten Teilen im neuen “KfW-Gründerkredit” gebündelt und die Finanzierungen für etablierte Unternehmen weitgehend in dem nun erweiterten “KfW-Unternehmerkredit”. Im neuen KfW-Unternehmerkredit KMU gibt es für sogenannte kleine und mittlere Unternehmen neben einer Zinspräferenz künftig auch die Möglichkeit, den Betriebsmittelbedarf über eine Programmvariante mit optionaler Haftungsfreistellung zu decken. Zugleich integrieren wir das bisher im Programm “Kapital für Arbeit und Investitionen” enthaltene Angebot für Nachrangkapital in den KfW-Unternehmerkredit KMU. Schließlich werden wir die mittelständische deutsche Filmwirtschaft mit einem gezielten Kreditprogramm unterstützen. Im Bereich Beteiligungskapital haben wir gemeinsam mit der Commerzbank den neuen “Eigenkapitalfonds für deutschen Mittelstand” initiiert, der etablierte mittelständische Unternehmen bei der Finanzierung ihres Wachstums mit echtem Eigenkapital unterstützt.

Unternehmeredition: Der KfW-ifo-Mittelstandsbarometer vom Februar zeigt einen erneuten Rekord des Geschäftsklimas bei Mittelständlern und Großunternehmen. Wie sind Ihrer Meinung nach die weiteren Aussichten für den deutschen Mittelstand in diesem Jahr?
Nawrath: Das KfW-Mittelstandsbarometer unserer Volkswirtschaftlichen Abteilung zeigt seit einigen Monaten für die Gesamtheit aller Mittelständler eine Rekordstimmung. Wir teilen diese positive Einschätzung. So dürfte nach unserer aktuellen Konjunkturprognose die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 3% und damit das zweite Jahr in Folge außerordentlich stark zulegen – nach dem beispiellosen Wirtschaftseinbruch 2009 allerdings von niedrigem Niveau. Mittelständler haben daran einen zentralen Anteil, weil der Aufschwung nicht mehr allein vom Exportüberschuss, sondern auch von der – für viele Mittelständler wichtigeren – Binnennachfrage getragen wird. Aber natürlich gibt es wie immer auch konjunkturelle Risiken, darunter etwa die geopolitische Entwicklung im arabischen Raum mit ihren Folgen für die Energiepreise, die anziehende Inflationsrate, die Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern sowie die noch nicht absehbaren Folgen der Ereignisse in Japan. Zudem ist zu berücksichtigen, dass unsere volkswirtschaftlichen Analysen wie das KfW-Mittelstandsbarometer oder unsere Konjunkturprognosen ein aggregiertes Makro-Gesamtbild darstellen. So gibt es natürlich viele Mittelständler, deren regionale oder branchenspezifische Aussichten keinen Anlass zur Euphorie geben oder die auch die Folgen der Krise noch nicht überwunden haben. Hier ist die KfW als Förderbank nach wie vor gefragt.

Unternehmeredition: Herr Dr. Nawrath, vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Markus Hofelich.
markus.hofelich@unternehmeredition.de


Zur Person: Dr. Axel Nawrath
Dr. Axel Nawrath ist Mitglied des Vorstands bei der KfW Bankengruppe. 2010 wies die KfW eine Bilanzsumme von 442 Mrd. EUR aus und beschäftigte rund 4.300 Mitarbeiter. www.kfw.de

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