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In Asien einkaufen, weltweit liefern

Fit für den Export

Das wachsende Interesse an aktiver Freizeitgestaltung hat die nahe Traunstein ansässige Royalbeach frühzeitig erkannt. Vor mehr als zwei Jahrzehnten begann die Firma als Importeur von Sport-, Spiel- und Wasserartikeln, die in Asien produziert wurden. Heute ist das Unternehmen in die gesamte Wertschöpfungskette seiner Kollektionen involviert: von der Produktentwicklung und dem Aufspüren neuer Trends bis hin zu Marketing und Vertrieb. Passend dazu sorgt Royalbeach für das Qualitäts- und Logistikmanagement. Die Kunden – das sind vor allem große Supermarktketten und Discounter, aber auch der Fachhandel und Fitnesscenter – wissen dieses Angebot ebenso zu schätzen wie das beharrliche Streben des Mittelständlers nach günstigen Preisen. Kein Wunder ist es da, dass der Fitnessspezialist längst nicht mehr nur beim Einkauf weltweit agiert. „Die Internationalisierung war auch mit Blick auf die Erschließung neuer Märkte sehr früh ein wichtiges Thema für uns“, sagt der Gründer und geschäftsführende Gesellschafter Hans-Jürgen Münch.

Sprung über den großen Teich

Bereits drei Jahre nach der Firmengründung etablierten die Oberbayern eine Tochtergesellschaft im benachbarten Salzburg. Von diesem „El Dorado“ für Winter- und Outdoor-Sportarten werden nicht nur die Abnehmer in Österreich, sondern auch die Exportmärkte in Ungarn, Tschechien und Slowenien bedient. Darüber hinaus ist in Salzburg der Sitz des europaweiten Service-Call-Centers für Endverbraucher. Mit dem Aufbau von Vertriebsstrukturen hat Münch sein Geschäftsmodell danach auch auf andere EU-Länder und auf Australien übertragen. Der Schwerpunkt der weiteren Internationalisierungsstrategie liegt derzeit aber eindeutig in den USA. Beim Sprung über den großen Teich begleitet Royalbeach jetzt einen langjährigen Großkunden. „Wir wollen in den USA nicht nur unsere Produkte verkaufen, sondern werden mit unserer gesamten Wertschöpfungskette, inkl. Logistikzentrum und Callcenter, vor Ort vertreten sein“, sagt Münch. Zur Finanzierung nutzt er mit dem Ziel einer erhöhten Flexibilität ganz bewusst eine bankenunabhängige Kapitalquelle. Über das Segment „bondm“ der Börse Stuttgart begibt Royalbeach eine Mittelstandsanleihe i.H.v. 25 Mio. EUR bei einer Laufzeit von 5 Jahren und einem jährlichen Zinssatz von 8,125% (www.royalbeach-bond.de). „Der klassische Bankkredit und die Anleihe werden in Zukunft die zwei Säulen unserer Finanzierung darstellen“, sagt Münch.

Hongkong-Tochter für den Einkauf

Auf der Einkaufs- und Produktionsseite beschränkt sich das Unternehmen nach wie vor auf den asiatischen Markt. Royalbeach sorgt jedoch durch gezielte Maßnahmen dafür, dass die Kostenvorteile – ohne negative Wirkung auf die Qualität – auch wirklich zum Tragen kommen. So wählt die bereits vor 15 Jahren gegründete Tochtergesellschaft in Hongkong vor Ort die richtigen Lieferanten aus, kontrolliert die Qualität der Waren und überwacht die Einhaltung der Termine sowie die Beladung der Container. „Durch unsere profunden Kenntnisse der asiatischen Beschaffungsmärkte können wir die Produktionskosten optimieren und konkurrenzfähig bleiben“, sagt Münch.

Ausblick
Die Internationalisierung und insbesondere der Einstieg in den US-Markt werden nach Einschätzung des Managements „exzellente Wachstumsbedingungen“ für Royalbeach schaffen. Für zusätzliche Dynamik soll der Einstieg in das neue Geschäftsfeld der LED-Lichttechnik sorgen, die als Glühbirnenersatz beachtliches Marktpotenzial verspricht. Royalbeach wird in diesem Segment exklusiv die Produkte eines asiatischen LED-Herstellers vertreiben. Insgesamt rechnet Münch für das Jahr 2011 mit Umsatzzuwächsen i.H.v. ca. 7,5% Auf Sicht von drei Jahren erwartet er bei einem „Umsatzplus jenseits der 100 Mio.-EUR-Marke“ sogar ein noch deutlich stärkeres Wachstum.„Wir entwickeln für jeden Markt spezielle Produktvarianten“
Interview mit Hans-Jürgen Münch, Geschäftsführender Gesellschafter, Royalbeach Spielwaren & Sportartikel Vertriebs GmbH

Unternehmeredition: Herr Münch, folgen Sie beim Weg an neue internationale Absatzmärkte stets nur Ihren Partnern, oder übernehmen Sie auch selbst die Initiative?
Münch: Natürlich ist kalkulierte Eigeninitiative bei der Erschließung neuer Märkte gefragt. Wir begleiten aber auch die Expansion unserer langjährigen Geschäftspartner, weil wir dabei von zahlreichen Synergieeffekten profitieren können. Das enorme Potenzial in den USA ist mit der Belieferung der Filialen unseres Geschäftspartners allerdings noch nicht annähernd ausgeschöpft. Die Absatzmöglichkeiten dort werden uns über lange Zeit hinweg solides Wachstum ermöglichen. Wegen der Ähnlichkeit mit dem US-Markt können wir uns in den kommenden Jahren zudem eine Ausdehnung auf Kanada vorstellen.

Unternehmeredition: Haben Sie auch spezielle Produktprogramme für diese Märkte kreiert?
Münch: Egal welches Land Sie mit Ihren Produkten beliefern: Sie werden immer Abweichungen in den Kundenbedürfnissen feststellen. Das ist auch so bei den auf den ersten Blick verwandten Märkten Deutschland und Österreich. So nehmen unsere österreichischen Nachbarn z.B. neue Sportartikeltrends sehr viel offener an als deutsche Verbraucher. Auch für unser US-Engagement haben wir spezielle Produktvarianten entwickelt. In kaum einem anderen Teil der Welt ist der Fitness- und Wellnessboom so ausgeprägt und nirgendwo sonst wächst er so konstant weiter wie in den USA.

Unternehmeredition: Sie lassen in Asien produzieren, um sich Kostenvorteile zu sichern. Machen die günstigeren Preise in Fernost tatsächlich immer andere Nachteile wie Logistikkosten, Währungsrisiken und Zölle wett?
Münch: Diese Konstellation abzuwägen, unterscheidet erfolgreiche von nicht erfolgreichen Unternehmen. Für Royalbeach lohnt es sich, Produkte in China fertigen zu lassen. Die Transportkosten sind in den vergangenen Quartalen infolge kontinuierlich fallender Frachtraten spürbar gesunken. Ein Blick auf die Auslieferung neuer Containerschiffe lässt den Schluss zu, dass sich dieser für Royalbeach positive Trend in den kommenden Jahren fortsetzen wird.

Unternehmeredition: Vor welchen Herausforderungen stehen Unternehmen angesichts steigender Preise an den internationalen Beschaffungsmärkten? Was können Sie diesen Firmen raten und wie reagieren Sie selbst?
Münch: Einige große Unternehmen denken wegen steigender Löhne in China bereits wieder darüber nach, ihre Produktion nach Europa zurück zu verlagern. Diese Überlegungen schwanken in ihrer Ausprägung, je nachdem wie hoch die Gesamtkosten der Überseebeschaffung sind. Zudem müssen die Unternehmen genau abwägen, weil eine Rückkehr nach Europa mit erheblichen Investitionen verbunden wäre. Sicherlich ist es in China in den vergangenen Jahren zu Preissteigerungen gekommen. Wir selbst wollen dem künftig durch die direkte Beteiligung an einigen wichtigen Lieferanten begegnen.

Unternehmeredition: Herr Münch, vielen Dank für das Gespräch.

Artikel und Interview: Norbert Hofmann
redaktion@unternehmeredition.de

Kurzprofil: Royalbeach Spielwaren & Sportartikel Vertriebs GmbH
Gründungsjahr: 1989
Branche: Spiel- und Sportartikel
Unternehmenssitz: Kirchanschöring
Mitarbeiterzahl: rd. 90
Umsatz 2010: 63,7 Mio. EUR
Internet: www.royalbeach.de

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