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Hess Automotive ist insolvent

Hess Automotive

(c) Alexander_adobe_stock

Die Kölner Hess Automotive – die Hess Holding GmbH & Co. KG– hat beim Amtsgericht Köln einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Damit setzt sich die Serie von Insolvenzen im Automotiv-Sektor fort. Rechtsanwalt Dr. Christoph Niering, Partner bei NIERING STOCK TÖMP Rechtsanwälte wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Nach seinen Angaben soll in den kommenden Wochen das bereits laufende Restrukturierungsprogramm des Unternehmens fortgesetzt und damit der Einstieg eines Investors ermöglicht werden.

1500 Beschäftigte betroffen

Das Unternehmen mit Stammsitz in Köln wurde 1929 gegründet und beschäftigt rund 1500 Mitarbeiter. Hess Automotive gilt als einer der großen deutschen Autoteilegroßhändler für Werkstätten und Fachhändler. Unter anderem durch die Übernahme von Wettbewerbern wie Jakobs, Schwenker und Werthenbach Autoteile war Hess Automotive in den vergangenen Jahren erfolgreich gewachsen. Zuletzt hatte sich nach Angaben des Unternehmens das Auftragsvolumen durch die anhaltende Coronasituation sowie regionale Einbußen im Nachgang der Flutkatastrophe stark verringert. In der Folge habe sich die Liquiditätssituation des Unternehmens zusehends verschärft.

Geschäftsführung bleibt optimistisch

„Wir sind davon überzeugt, dass wir aus dieser Krise gestärkt hervorgehen“, sagt Philipp Hess, Geschäftsführer und Mitglied der Inhaberfamilie. Der Markt für Kraftfahrzeugteile befinde sich in einer Phase starker Konsolidierung wie Konzentration. In diesem Umfeld mit starkem Wettbewerb liege ein entscheidender Vorteil für das Unternehmen, denn Hess habe die eigenen Prozesse in der Same Day Logistik weiter ausgebaut.

Investorensuche läuft bereits

Dr. Christoph Niering

Der vorläufige Insolvenzverwalter will jetzt sicherstellen, dass der Geschäftsbetrieb von Hess Automotive stabilisiert und fortgeführt werden kann. Neue Ware, die von Hess bestellt wird, werde auch bezahlt und Waren weiterhin an Kunden ausgeliefert. Die Gehälter der Mitarbeitenden sind über das Insolvenzgeld abgedeckt. Dr. Niering: „Gemeinsam mit der Geschäftsführung werden wir es versuchen, das operative Geschäft aufrechtzuerhalten und eine langfristige Fortführungslösung zu erarbeiten.“ Das Verfahren gibt dem Unternehmen wieder Luft zum Atmen und bereitet den Einstieg eines Investors vor. Es gibt bereits belastbare Anfragen, die wir nun konkretisieren können.“

ifo: Lage der Autoindustrie unsicher

Bereits seit dem Beginn der Coronapandemie hat es in der Automotive-Branche eine Vielzahl von Insolvenzen gegeben. Der Sektor war schon vor der Pandemie unter Druck – unter anderem durch die Dieselkrise. Wie sich die Lage der deutschen Automobilbauer angesichts des Konflikts in der Ukraine entwickelt, ist nach Ansicht des Münchener ifo-Instituts unsicher. „Unsere aktuellsten Daten spiegeln noch nicht die jüngste Zuspitzung in der Ukraine wider“, sagt Oliver Falck, Leiter des ifo Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien. „Bei BMW und VW stehen die Werke still, weil nun wegen des Ukraine-Kriegs die Kabelbäume fehlen.“ Im Februar hatte sich der ifo Indikator für die gesamte Branche zuletzt auf plus 18,3 Punkte verbessert. Die Preiserwartungen der Autohersteller seien stark gestiegen, zugleich melden die Firmen einen Mangel an Vorprodukten. Dieser Mangel habe sich durch die aktuelle Lage in der Ukraine sprunghaft verschärft. Die Auftragsbücher der Hersteller sind also nach wie vor voll und könnten nicht abgearbeitet werden. „Mit dem strukturellen Wandel in der Automobilbranche werden inzwischen mehr IT-Fachkräfte gesucht als Ingenieure“, sagt Falck.

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