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Hartes Holz für kreative Abenteuer

Mit dem Bau von themenbezogenen, ökologischen Spielplätzen aus Robinienholz ist die SIK-Holzgestaltungs GmbH in ihrer Branche zum deutschen Hidden Champion geworden. Das sorgt für eine rege Nachfrage in Europa.

Das ist ein Highlight, das sich jeder deutsche Firmenchef zum 25. Jubiläum seines Unternehmens gerne ins Drehbuch schreiben lassen würde: Erstmals in der Firmengeschichte exportierte Klaus-Peter Gust sein Gut nach Japan. Für ihn ist es allerdings eine Randerscheinung: „Es sind gerade mal 40.000 EUR Umsatz.“ Seinen Erfolg will er nicht überbewerten. Genauso wenig wie den Handwerkspreis des Verbandes der Bürgschaftsbanken, den er gerade gewonnen hat.

Mittlerweile exportiert Gust in 18 Länder in Europa und macht seit 1998 gut die Hälfte seines Umsatzes im Ausland. Er kennt nur eines: Spielplätze aus hartem, krummem Robinienholz – je kreativer er sein kann, desto besser. Der Firmensitz wirkt wie ein einziger Holzspielplatz – wenn irgendwann mal ein Preis für den kreativsten Firmensitz in Deutschland ausgelobt würde, Gust hätte ihn schon jetzt in der Tasche. Gebaut ist er aus Robinienholz und Feldsteinen. Aus einem ordinären, ausgedienten Kuhstall hat Gust einen Firmensitz gezaubert, der seinesgleichen in Deutschland sucht.

Kreativer Rebell

Abenteuer für Kinder: SIK stellt riesige Spielplätze aus Robinienholz her.

Klaus Peter Gust war schon immer kreativ. Wo Gleichaltrige an ihren Mofas herumbastelten, schlich er durch die Wälder seiner brandenburgischen Heimat und beschäftigte sich mit dem Holz der zahlreich wachsenden Robinie. 1974 schenkte der Onkel aus Hamburg dem damals 15jährigen ein professionelles Messerset zum Schnitzen, das er sich so sehr gewünscht hatte. Später engagierte er sich in der DDR-Umweltbibliothek und der kirchlichen Initiative „Schwerter zu Pflugscharen“. Ein vermeintlicher Dissident, dem 1986 sein erster Gewerbeantrag logischerweise abgelehnt wurde. 1988, seine Frau Claudia war im Babyjahr, wandelte sich der werdende Vater. Im gleichen Jahr erhielt er seine Gewerbeerlaubnis. Seine Firma nannte er SIK-Holz – die Buchstaben standen für Spielplatzgestaltung, Innengestaltung und Kunsthandwerk.

Harte Bäume

An und über Grenzen gehen, aber vorsichtig, zeichnet Gust aus. Mit dem Fall der Mauer konnte er als privater Unternehmer richtig loslegen. Er setzte weiter auf heimische Hölzer: „85 Prozent des Robinienholzes in ganz Deutschland wachsen im Bundesland Brandenburg. Es ist das härteste und resistenteste Holz Europas.“ Genau das Richtige für große Themenspielplätze: „Das Material hierfür muss robust sein und pflegeleicht.“ Zwar sind die Stämme der Robinie nicht so gerade wie etwa bei deutschen Eichen und lassen sich nicht zu genormten Brettern verarbeiten, aber genau das beflügelte Gusts Kreativität. „Wir sind heute der deutsche Marktführer beim Spielplatzbau mit Robinienholz“, klingt der Stolz des Firmengründers heraus.

Das Gefühl entscheidet

Individuelle Erlebnisparks: Gust kreiert jeden Spielplatz nach Ansprüchen der Auftraggeber. Das kommt in ganz Europa gut an.

Die ersten Ansätze für den Gang ins Ausland waren eher zaghaft: „Wir haben unsere Kataloge zunächst ins Italienische übersetzt“, sagt Gust und ergänzt: „Anfangs suchten wir mehr Partner für unsere Philosophie anstatt klassischer Handelsvertreter. Das Gefühl war entscheidend.“ Gust kam zugute, dass er von jeher seine Spielplätze dem jeweiligen Auftraggeber als individuellen Erlebnispark hinstellte, Wartung inklusive. Das kommt auch im übrigen Europa an: „Man muss Form und Mentalität des jeweiligen Landes beherrschen, um dort mit kreativen Angeboten arbeiten zu können“, so Gust. Mittlerweile ist er mit seinem Modell in ganz Europa erfolgreich – auch mit Partnern.

Zwar hat sich SIK-Holz-Inhaber Gust anfangs gesträubt, doch mittlerweile Investoren geöffnet. 10% der Anteile hat er dem Lübecker Marc Oelker, gelernter Holzwirt, gegeben. Seit einigen Jahren hat auch Milos Stefanovic, Chef der Bürgschaftsbank Brandenburg, in mehreren Stufen mit Bürgschaften die Expansion begleitet: „Uns hat das rasante Exportwachstum in 18 Länder begeistert“, sagt Stefanovic.

 

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„Wir inszenieren unsere Kunden“

Interview mit Klaus Peter Gust, Gründer der SIK-Holzgestaltungs GmbH

 

Unternehmeredition: Bis 1998 waren Sie nahezu ausschließlich auf dem deutschen Markt tätig. Wie kam es dann zum Gang ins Ausland?

Gust: Wir kamen über eine internationale Fachmesse unserer Branche in Köln zuerst mit Kunden aus Belgien und den Niederlanden ins Gespräch und entwickelten die ersten Themenspielsplätze. Wenig später kamen Norwegen und Schweden dazu. Die Skandinavier hatten zwar viele Holzarten ausprobiert, aber nicht die Robinie. Danach kamen uns in Europa zwei Dinge entgegen: das zunehmend ökologische Bewusstsein mit dem Trend zu Naturmaterialien. Im Zuge des Internets kamen die Märkte sprichwörtlich auf uns zu.

Wie sprechen Sie Ihre Kunden im Ausland an?

Ich halte es da mit dem Erzähler Antoine de Saint-Exupéry, den ich sehr mag, und seinem Zitat: „Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit zu erleichtern, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem endlos weiten Meer.“ Er ist ja auch der Verfasser der Erzählung: „Der kleine Prinz“. Jeder Kunde ist bei mir der kleine Prinz. Wir schaffen phantastische Inszenierungen für unsere Kunden.

Wie haben Sie den Vertrieb im Ausland organisiert?

Wir haben in den einzelnen Länder Vertragshändler. Das sind für uns Partner auf Augenhöhe, die ein ambitioniertes, ehrliches, ökologisches, soziales Produkt vertreiben. Was aber nicht bedeutet, dass sie nicht auch Umsatzverpflichtungen haben. Da habe ich auch manchen Vertrag kündigen müssen. So haben wir auch den Schweizer Markt verloren.

Wer bremst Sie eigentlich bei Ihrem Expansionsdrang?

Meine Frau Claudia. Sie ist der pragmatische Part von uns beiden, schaut sehr auf die ökologische Komponente, etwa beim Transport. So bringt es für uns nichts, in die USA zu expandieren. Dort gibt es einen interessanten Markt und viel Robinienholz und man könnte dort natürlich produzieren. Allein der Export dorthin ist wegen der hohen Kosten für Transport- und Vertriebslogistik derzeit kaum interessant.

Danke für das Gespräch.

 

KURZPROFIL

SIK-Holzgestaltungs GmbH

Gründungsjahr: 1988

Branche: Freizeitindustrie

Unternehmenssitz: Langenlipsdorf/Land Brandenburg

Umsatz: 14 Mio. EUR

Mitarbeiter: 226

www.sik-holz.de

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