Website-Icon Unternehmeredition.de

Großes Interesse an Übernahmen

Die schiere Menge an vorhandenem Kapital und fehlende Anlagealternativen fördern die Transaktionslust von Investoren. Dem stehen unterschiedliche Preisvorstellungen entgegen.

Aktuell ist viel Geld im Markt. Wie spiegelt sich das im Transaktionsmarkt wider?


Stephan Brunke, Geschäftsführender Gesellschafter Corporate Finance & Consulting, Roever Broenner Susat

Grundsätzlich ist die Verfügbarkeit von Geld positiv für den Transaktionsmarkt. Allerdings profitiert er nicht in dem Maße, wie die Liquidität gestiegen ist. Grund hierfür ist neben der Knappheit attraktiver Übernahmekandidaten unter anderem auch die Anlageproblematik der Verkäufer. Denn auch diese müssen den erhaltenen Kaufpreis alternativ anlegen, was aufgrund der gegenwärtigen Situation an den Kapitalmärkten zusehends schwieriger wird.


Alexander Muires, Managing Director, Network Corporate Finance GmbH & Co. KG

Bei interessanten Targets gibt es derzeit ein großes Interesse sowohl von gut finanzierten Private-Equity-Häusern als auch von Strategen. Der Dealflow in Deutschland speist sich neben klassischen Nachfolgethemen auch zunehmend aus der Bereinigung von Randbereichen deutscher und ausländischer Konzerne. Secondaries und Tertiaries sind leicht rückläufig – ein Zeichen dafür, dass die Finanzinvestoren ihre Portfolien bereits bereinigt haben.


Olivia Irrgang, Rechtsanwältin Kanzlei Pinsent Masons

Die derzeit größte Herausforderung für Finanzinvestoren und strategische Investoren ist, verkaufsbereite Eigentümer bzw. geeignete Investmenttargets zu ermitteln. So ist der Mittelstand noch immer skeptisch gegenüber Finanzinvestoren, insbesondere bei Nachfolgelösungen. Zwar ist viel Geld vorhanden, aber die Vorstellungen über die Unternehmensbewertung gehen oft stark auseinander. Zu hohe Preisvorstellungen der Verkäufer sind naturgemäß eher für Finanzinvestoren ein Deal-Breaker. Allgemein wird jedoch eine erhöhte Aktivität im Bereich M&A und PE-Investments erwartet.

2. Werden deutsche Unternehmen für ausländische Investoren zunehmend interessanter?


Stephan Brunke

Deutsche Unternehmen waren und sind grundsätzlich interessant für ausländische Investoren, sofern diese nachhaltig in wettbewerbsfähige Unternehmen investieren wollen. Attraktivität impliziert auch immer ein ökonomisch angemessenes Preisniveau. Gegenwärtig scheinen die Preise aber aufgrund der „Knappheit“ von substanziell starken Unternehmen nachfragebedingt zu steigen. Das lässt die Attraktivität insbesondere für institutionelle Anleger eher sinken.


Alexander Muires

Der krisenresistente und stabile deutsche Mittelstand ist für vor allem für asiatische Käufer aus China sehr interessant. Mittlerweile sind diese oft in Staatsbesitz befindlichen Firmen auch bereit, Marktpreise zu bezahlen, und nicht mehr nur auf „Schnäppchentour“ unterwegs. Die Käufer sind selbst auch besser vorbereitet, als dies in der Vergangenheit häufig der Fall war. Zudem werden sie zunehmend professioneller beraten.


Olivia Irrgang

Das Interesse internationaler Akteure an Investitionen in Deutschland ist schon seit geraumer Zeit hoch, mit noch immer steigender Tendenz. Wir sehen vermehrt Aktivität aus Asien. Schwerpunkt ist hier der Technologiebereich.

 

 

 

 

3. Welche Rolle spielt das weltweit niedrige Zinsniveau?


Stephan Brunke

Niedrige Zinsen beflügeln grundsätzlich den Transaktionsmarkt, da die fremdfinanzierten Transaktionen günstiger werden und die Anlageklasse Unternehmensbeteiligung attraktiver wird. Gegenläufig wirken jedoch die restriktivere Kreditvergabe der Banken sowie die tendenziell höheren Kaufpreise, die die Rendite der Unternehmensbeteiligungen schmälern. Mittelfristig werden sich die niedrigen Zinsen eher als Belastung erweisen.


Alexander Muires

Das Zinsniveau führt zu besseren Refinanzierungsmöglichkeiten und somit zu attraktiveren Preisen für Verkäufer. Zudem sind Banken wieder etwas risikofreudiger bei der Vergabe von Akquisitionsfinanzierungen. Dennoch ist nach unserer Einschätzung keine neue Finanzierungsblase in Sicht und trotz der teilweise wieder zweistelligen Multiples und damit erzielbarer attraktiven Preise gibt es auch keine Ausverkaufswelle. Allerdings werden die Transaktionen tendenziell auch wieder großvolumiger.


Olivia Irrgang

Die niedrigen Zinsen sind sicherlich vorteilhaft für Finanzinvestoren mit einer soliden Investmentstrategie. Gleichzeitig treffen immer mehr Investoren auf die vorhandenen lukrativen Targets. Der hierdurch bestehende Verkäufermarkt schlägt sich jedoch eher in einer hohen Bewertung als in verkäuferfreundlichen Vertragsbedingungen nieder. Neben den niedrigen Zinsen versetzt insbesondere die jetzt wieder vorhandene Verfügbarkeit von Bankfinanzierungen für Transaktionen die Private-Equity-Manager in Kauflaune.

 

Die mobile Version verlassen