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Goldpreis sackt weiter ab

Es ist schon komisch: Der Goldpreis fällt immer tiefer, und doch gibt es kaum Experten, die nicht zumindest mittelfristig optimistisch sind, dass er sich wieder erholt. Die Gründe sind plausibel – der Chart spricht jedoch eine andere Sprache.

Gold ist noch in

(© Baader Bank AG)

Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse, Baader Bank

Neben Krisen spricht für Gold, dass es nicht beliebig vermehrbar ist. Es wirft zwar keine Rendite ab, doch bei Zinspapieren ist man auch auf Diät. Daran ändert die US-Leitzinswende nichts, die wegen der verhaltenen Weltkonjunktur homöopathisch ausfallen wird. Am schwachen Goldpreis sind die Notenbanken schuld. Sie drücken Gold an den Terminmärkten. Bei ihrer Geld-Rettung der Finanzwelt wäre eine starke Konkurrenzwährung Gold kontraproduktiv. Doch bei Gold zählt nicht die kurzfristige Rendite, sondern der langfristige Besitz. Historisch ist Gold noch nie an Überschuldung gestorben. Übrigens, die Notenbanken kaufen zu den selbst subventionierten Preisen Gold auf. Als intime Kenner der Finanzwelt werden sie wissen warum. Und wenn sich alle einig sind, dass Gold nur fallen kann, ist dies ein Kontraindikator. An einen neuen Höhenflug von Gold ist vorerst nicht zu denken, aber die Marke von 1.000 US-Dollar wird halten. Da Gold in US-Dollar notiert, kommt uns die EZB-Politik der Euro-Schwächung zugute.Es ist schon komisch: Der Goldpreis fällt immer tiefer, und doch gibt es kaum Experten, die nicht zumindest mittelfristig optimistisch sind, dass er sich wieder erholt. Die Gründe sind plausibel – der Chart spricht jedoch eine andere Sprache.

Souveränes Back-up

(© Incrementum AG)

Ronald-Peter Stöferle, Managing Partner & Fondsmanager, Incrementum AG

Wir sind alle Probanden eines beispiellosen monetären Experiments, dessen wirtschaftlicher Ausgang ungewiss ist. Auch wenn wir zahllose abschreckende Beispiele kennen, die zeigen, dass eine aggressive Geldmengenexpansion am Ende des Tages in „zu hoher“ Preisinflation endet, wird ein solches Vabanquespiel erneut versucht. Gold war historisch gesehen die beste Put-Option auf solch exzessive Inflationierungsbemühungen. Es ist und bleibt ein souveränes Back-up als Wertaufbewahrungs- und Tauschmittel, welches besonders bei einem allgemeinen Vertrauensverlust in Papiergeldwährungen stets wiederentdeckt wird. Es gibt einige Gründe, die für Gold sprechen: Das weltweite Schuldenniveau liegt mittlerweile um 40% höher als 2007. Das systemische Begehren nach steigender Inflation nimmt zu. Zudem liegt das Derivatevolumen mittlerweile bei 700 Billionen US-Dollar, ein Großteil davon in Zinsderivaten. Zudem ist Gold ein liquides Finanzanlagegut ohne Gegenparteienrisiken.Es ist schon komisch: Der Goldpreis fällt immer tiefer, und doch gibt es kaum Experten, die nicht zumindest mittelfristig optimistisch sind, dass er sich wieder erholt. Die Gründe sind plausibel – der Chart spricht jedoch eine andere Sprache.

Stimmung ist eingetrübt

(© Landesbank Baden-Württemberg)

Thorsten Proettel, Edelmetall-Analyst, Landesbank Baden-Württemberg

Die Stimmung gegenüber Gold ist deutlich eingetrübt Der Goldpreis wird derzeit von verschiedenen Seiten unter Druck gesetzt. Vor allem die bevorstehende Leitzinserhöhung in den USA lastet auf dem Edelmetall, da hierdurch die Attraktivität von anderen Kapitalanlagen erhöht wird. Daneben machen sich die Kurskapriolen am chinesischen Aktienmarkt bemerkbar. Zuerst hielt der steile Anstieg der Wertpapiere die Menschen vom Goldkauf ab, und nun fehlt in manchem Portemonnaie angesichts der erlittenen Verluste das Geld für Münzen oder Barren. Spätestens im Vorfeld des hinduistischen Lichterfestes Diwali im November und des chinesischen Neujahrsfestes sollten die saisonal bedingten Käufe aber wieder zunehmen und das Preisniveau stützen. Mittelfristig wird wahrscheinlich auch ein Rückgang des Goldangebots der Notierung helfen. Während des Altgoldrecycling vermutlich erneut sinken wird, könnte im Bereich der Minenförderung im nächsten Jahr ein Rückgang anstehen. Viele Minen arbeiten nicht mehr kostendeckend.Es ist schon komisch: Der Goldpreis fällt immer tiefer, und doch gibt es kaum Experten, die nicht zumindest mittelfristig optimistisch sind, dass er sich wieder erholt. Die Gründe sind plausibel – der Chart spricht jedoch eine andere Sprache.

Verfall ist überzogen

(© Commerzbank AG)

Eugen Weinberg, Head of Commodity Research, Commerzbank AG

Aus Sicht deutscher Anleger steigt der Goldpreis – in Euro gerechnet – bereits seit 2013. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn der Euro dürfte dank der laschen Geldpolitik der EZB langfristig gegenüber der „harten Währung“ Gold tendenziell abwerten. Wie der Goldpreis aktuell unter dem Niveau von vor der Ankündigung des Anleihekaufprogramms der EZB (QE) notieren kann, ist mir schleierhaft. Auch scheinen mir der Pessimismus und der massive Verfall der Goldpreise in US-Dollar überzogen. Es werden derzeit viele Gründe genannt, warum der Goldpreis in Kürze unter 1.000 USD je Unze fallen wird: Steigende Aktienmärkte, stärkerer US-Dollar und ein negatives charttechnisches Bild. Vor allem wird aber häufig darauf hingewiesen, dass die zinslose Anlage Gold angesichts der Zinserhöhungen der Fed völlig unattraktiv wird. In der Vergangenheit sind die Goldpreise jedoch ähnlich wie jetzt bereits im Vorfeld der Zinsanhebungen gefallen. Der Anfang des Zinserhöhungszyklus der Fed markiert dagegen häufig den Tiefpunkt. Die Geduld der Anleger dürfte sich bei Gold auszahlen.

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