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„Für Reber hat sich das Instrument der stillen Beteiligung bewährt“

Um dem Eigenkapitalengpass der heimischen Wirtschaft entgegenzuwirken, gründeten die LfA Förderbank Bayern, Kreditinstitute, Verbände und Kammern 1972 die Kapitalbeteiligungsgesellschaft für die mittelständische Wirtschaft Bayerns (KBG), die erste Vorgängerorganisation der BayBG Bayerischen Beteiligungsgesellschaft. Das Angebot der insbesondere auf Wachstumsfinanzierung mit stillen Beteiligungen spezialisierten Gesellschaft stieß auf rege Nachfrage: Paul Reber GmbH & Co. KG, der bekannte Hersteller von Mozartkugeln, war der erste Beteiligungsnehmer. Im Interview spricht Reber-Geschäftsführer Bernhard Pfaff über seine Erfahrung mit stillen Beteiligungen und BayBG-Geschäftsführer Dr. Sonnfried Weber zieht ein Fazit nach 40 Jahren BayBG.
Unternehmeredition: Herr Pfaff, warum haben Sie sich vor 40 Jahren für eine Beteiligung der BayBG entschieden?

Pfaff:
Die Paul Reber GmbH & Co. KG ist ein Süßwarenproduzent in Bad Reichenhall und befindet sich seit über 140 Jahren in Besitz der Familie Botzleiner-Reber. Heute sind wir nicht nur deutscher Marktführer für Mozartkugeln, sondern auch mit 500.000 Kugeln pro Tag weltgrößter Produzent dieser Pralinen. 1972 erweiterte die Firma Reber ihre Produktion noch im Stammhaus des renommierten Kaffeehauses in Bad Reichenhall. Als 1982 eine Ausweitung der Fertigung in der Innenstadt nicht mehr möglich war, wurde „auf der grünen Wiese“ gebaut. Für die großen Projekte war eine Verstärkung der Eigenkapitalbasis sinnvoll. Der junge Unternehmer Paul Botzleiner-Reber wollte aber keinesfalls einen zusätzlichen Gesellschafter, mit dem unternehmerische Entscheidungen abzustimmen waren. Damals war Beteiligungskapital von einem institutionellen Investor, in Form von stillen Beteiligungen, für kleine und mittelgroße Unternehmen in Deutschland ein neues Angebot und weitgehend unbekannt. Der Unternehmer Botzleiner-Reber hatte den Mut, dieses neue Finanzierungsinstrument – auf das ihn die Hausbank hingewiesen hatte – auszuprobieren. Mit großem Erfolg, wie sich herausstellte.
Unternehmeredition: Herr Dr. Weber, was hat die BayBG davon überzeugt, das Unternehmen Paul Reber zu finanzieren?

Dr. Weber:
Insgesamt hat der Businessplan des Unternehmens die BayBG überzeugt. Mit ausschlaggebend für die positive Beteiligungsentscheidung war die Qualifikation und das Engagement des Managements von Reber. Hervorzuheben ist sicher auch das Marktpotenzial, das dem Premiumprodukt und der Marke „Mozartkugel“ zugeschrieben wurde.
Unternehmeredition: Sie haben das Angebot mehrfach genutzt – welche Rolle spielen stille Beteiligungen in Ihrem Finanzierungsmix?

Pfaff:
Für Reber hat sich das Instrument der stillen Beteiligung bewährt. Deshalb haben wir auch in den darauf folgenden vier Jahrzehnten Beteiligungskapital eingesetzt, wenn es sinnvoll war, um die wirtschaftliche Eigenkapitalbasis schnell und unkompliziert zu stärken. Insgesamt sechsmal haben wir uns für einen Finanzierungsmix mit stillen Beteiligungen entschieden. Finanzierungsanlässe waren Produktionserweiterungen und -modernisierungen, die Erschließung neuer Märkte im In- und Ausland, Produktentwicklungen sowie die Übernahme der Rüdesheimer Pralinenproduktion mit den Lizenzmarken Asbach, Schladerer und Verpoorten.
Unternehmeredition: Im Laufe Ihrer 40-jährigen Unternehmensgeschichte hat die BayBG rund 2.000 Betriebe finanziert. Welches Fazit ziehen Sie heute?

Dr. Weber:
Die BayBG zählt zu den frühen Anbietern von Beteiligungskapital in Deutschland. Das Ziel der BayBG – vor 40 Jahren wie heute – war es, die Eigenkapitalquote des heimischen Mittelstands zu stärken. Wesentliches Erfolgskriterium der BayBG ist es, dass sie sich immer nur als Minderheitsgesellschafter – still oder offen – beteiligt. Das ist für inhabergeführte Familienunternehmen, die Hauptzielgruppe der BayBG, ganz wichtig. Auch für Paul Botzleiner-Reber war es ganz entscheidend, dass er als Unternehmer „Herr im Haus“ bleibt. Das breiteste Einsatzgebiet sind nach wie vor die Wachstumsfinanzierungen, mit denen wir 1972 begonnen haben. Außerdem hat die BayBG Schritt für Schritt ihre Produktpalette erweitert. Vergleichbar einem Baukasten können sich Unternehmen heute von der Existenzgründung über Innovationsvorhaben, den Gesellschafterwechsel bis hin zum Turnaround bei der BayBG finanzieren. Für unsere mittelständischen Partnerunternehmen hat es sich bewährt, dass wir sie von der Gründung oder beim Gesellschafterwechsel auch bei weiterem Wachstum – neuen Produktionsanlagen oder der Erschließung neuer Märkte – begleiten können, so wie die Firma Reber. Überhaupt passt die BayBG ihr Produktprogramm den Markterfordernissen kontinuierlich an. Ganz neu sind seit diesem Jahr Kleinbeteiligungen ab 10.000 EUR, die es jetzt auch kleineren Handwerksbetrieben, Gewerbebetrieben oder Händlern ermöglichen, mit Beteiligungskapital zu arbeiten. Für den breiten Mittelstand wurde die Beteiligungsobergrenze 2012 von 5 Mio. EUR auf 7 Mio. EUR angehoben. Aktuell ist die BayBG bei über 500 Unternehmen nahezu aller Branchen mit insgesamt 310 Mio. EUR beteiligt.
Unternehmeredition: Wie ist Ihr Ausblick für den weiteren Jahresverlauf Ihres Unternehmens?

Pfaff:
Der Ausblick auf den weiteren Geschäftsverlauf ist positiv, denn Luxus- und Premiumprodukte liegen weltweit im Trend. Verbraucher suchen das Besondere, die beste Qualität und hier sind wir als Spezialist im Premiumsegment hervorragend positioniert. Daher ist unser Anspruch auf Wachstum ausgerichtet, das auf vier strategischen Säulen basiert: Der Ausbau der Distribution, das heißt weitere Durchdringung des Marktes in Deutschland in der Breite und Tiefe, die Verstärkung der Internationalisierung und ein deutlicher Ausbau des internationalen Umsatzanteils am Gesamtgeschäft. Außerdem setzen wir auf neue Angebote und fokussieren uns auf unser Kerngeschäft: die „echte Reber Mozartkugel“ als Lead-Produkt.

Unternehmeredition: Und was erwarten Sie, Herr Weber, bis Jahresende?

Dr. Weber: Die vergangene Wirtschaftskrise hat verdeutlicht, wie wichtig eine breite Eigenkapitalbasis ist. Die Unternehmen werden ihre Bonität – auch wegen Basel III – durch zusätzliches Eigen-/Beteiligungskapital stärken. So wird Beteiligungskapital mittel- und langfristig weiter zunehmende Akzeptanz bei den mittelständischen Unternehmen und Familienunternehmen finden. Konkret erwartet die BayBG für dieses Geschäftsjahr (30.9.12) eine moderate Steigerung des Portfolios auf rund 320 Mio. EUR.

Unternehmeredition: Herr Pfaff, Herr Dr. Weber, vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Markus Hofelich.
markus.hofelich@unternehmeredition.de


Zu den Personen: Bernhard Pfaff und Dr. Sonnfried Weber
Bernhard Pfaff ist Geschäftsführer der Paul Reber GmbH & Co. KG (www.reber.com) und Dr. Sonnfried Weber ist Sprecher der Geschäftsführung der BayBG (www.baybg.de). Die Paul Reber GmbH & Co. KG ist ein Süßwarenproduzent in Bad Reichenhall und befindet sich seit über 140 Jahren in Besitz der Familie Botzleiner-Reber. Die BayBG zählt zu den frühen Anbietern von Beteiligungskapital in Deutschland.

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