Leadership 4.0 – Weiche Faktoren spielen Schlüsselrolle

Die Herausforderungen der Digitalisierung beschränken sich für Führungskräfte nicht auf technologische Veränderungen oder die Optimierung von Alltagsprozessen. Vielmehr spielen soziale und psychologische Faktoren eine Schlüsselrolle.

Oft wird Digitalisierung durch verschiedene Leitprozesse mit dem Zusatz „4.0“ erklärt. Der Fokus liegt meist auf der Automatisierung von Arbeitsprozessen – mit der Hoffnung, durch moderne Tools die Lösung für das eigene Unternehmen zu finden. Damit ist die Kernherausforderung einer digitalen Transformation leider nicht gelöst. Denn die Digitalisierung ist sowohl eine Revolution als auch eine Evolution, über alle Branchen und Funktionen hinweg. Sie macht vor keiner Industrie und vor keiner Berufsgruppe halt. Wir begegnen ihr in der Automobilindustrie, im Verlagswesen, in der Pharmabranche und vor allem bei den internationalen Plattformgiganten wie Airbnb, Uber, Facebook & Co.


“Es reicht nicht, die Arbeitsprozesse anzupassen – vielmehr geht es um ein fundamental neues Führungsverhalten”

Harald Smolak, Partner und HR-Director bei Atreus Interim Management


Für Unternehmer, die mit ihren Führungskräften in dieser Welt erfolgreich sein wollen, bedeutet dies, dass sie sich evolutionär weiterentwickeln müssen. Es reicht nicht, die Arbeitsprozesse anzupassen – vielmehr geht es um ein fundamental neues Führungsverhalten.

Viele Entscheider unterschätzen die maßgebliche Veränderung der Unternehmenskultur durch eine Transformation, die von den verantwortlichen Führungskräften top-down gelebt werden muss. Dieser Prozess lässt sich nicht an Berater delegieren, sondern erfordert seitens der Entscheider ein bewusstes Vorleben von Vertrauen und Offenheit für eine Arbeitswelt, die von allen in einem unstabilen Zustand gemeinsam zu bewältigen ist.

Das bedeutet höhere Transparenz durch intelligente Vernetzung, Agilität, Machtverlust und Partizipation in Prozessen – unabhängig von Hierarchien. Eine Veränderung der Führung auf Augenhöhe in einer Arbeitsumgebung, die eine veränderte innere Haltung von Leadership erfordert. Dieser Mindset Shift erfordert von Führungskräften eine hohe emotionale Kompetenz, Achtsamkeit und Fehlertoleranz.

Gefühle ernst nehmen

Auch im Dialog mit Mitarbeitern muss zunehmend mehr auf der Gefühlsebene kommuniziert werden, die in der traditionellen Businesswelt eher als Schwäche oder semiprofessionell angesehen wurde. In unstabilen Zeiten disruptiver, immer schnellerer Veränderungen ist der intelligente Umgang mit Gefühlen untereinander ein neues Lernfeld einer notwendigen agilen Führungskultur. Eigene und fremde Gefühle zu erkennen, sie zu verstehen und positiv zu nutzen, ermöglicht eine neue Qualität in der Zusammenarbeit.

Durch eine gesunde Balance der Sach- und Gefühlsebene sind Teammitglieder mit mehr Herzblut dabei als in einer direktiven Arbeitswelt, in der Gefühle nicht angesprochen bzw. unterdrückt werden. Bereits in den 1990er-Jahren propagierte der Psychologe Daniel Goleman in seinem Buch „EQ – Emotionale Intelligenz“, dass es im Arbeitsleben mehr braucht als nur kognitive Intelligenz, um erfolgreich zu sein. Dies gilt in Zeiten von Leadership 4.0 mehr denn je.

Diese Ansätze guter Führung sind keineswegs neu, jedoch wird Führung mit Empathie und Agilität zu schnelleren und flexibleren Ergebnissen führen, die durch weniger Regeln und Bürokratie traditionelle Führungskulturen im digitalen Zeitalter überholen.

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