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„Wir mögen nach wie vor eigentümergeführte Unternehmen“

Frank Fischer, CEO der Shareholder Value AG, über die Strategie des Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und die generelle Aussicht auf den Kapitalmarkt.

 Unternehmeredition: Herr Fischer, in Ihrem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen halten Sie mittlerweile mehr als 28 Prozent Anleihen. Naht ein Crash – oder nur eine kräftige Delle?

Fischer: Der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen ist ein klassischer, vermögensverwaltender Mischfonds, der – und da haben Sie recht – sehr stark in Aktien investiert. Nach dem fast sorgenfreien letzten Jahr, an dem die Märkte eigentlich immer nur eine Richtung kannten, nämlich die nach oben, ist die aktuelle Situation längst überfällig gewesen. Ob es „nur“ eine kräftige Delle ist, das muss sich erst noch zeigen. Fest steht, dass derzeit viele Unsicherheiten im Markt das Geschehen bestimmen.

In Nullzinszeiten sind Anleihen prinzipiell einem erheblichen Zinsänderungsrisiko ausgesetzt. Wie begegnen Sie dem?

 Das ist richtig, deshalb haben wir auch nur Kurzläufer und Pfandbriefe im Portfolio, die einem im Vergleich zu länger laufenden Papieren geringeren Zinsrisiko ausgesetzt sind.

Als Sie den Fonds auflegten, stand der deutsche Mittelstand im Fokus des Portfolios – sofern er börsennotiert ist. Glauben Sie weiter an familiengeführte Unternehmen?

Hier hat sich unsere Einstellung nicht geändert. Wir mögen nach wie vor eigentümergeführte Unternehmen, die von einer Person oder einer Familie geführt werden und auf einen langfristigen sowie nachhaltigen Erfolg hin ausgerichtet sind. Das müssen aber nicht notwendigerweise deutsche Unternehmen sein. Wenn diese Unternehmen von externen Managern geführt werden, sollten diese aber auf jeden Fall signifikant am Unternehmen beteiligt sein. Dabei sollten seine Vergütung und die Boni variabel am langfristigen Interesse der Aktionäre ausgerichtet sein. Das gilt übrigens auch für Aufsichtsräte. Deshalb wenden wir uns gegen Aktienoptionen und treten vielmehr für ein aktienorientiertes Vergütungssystem für Führungskräfte ein. Dieses sollte mit eigenen Mitteln finanziert werden, damit auch Verluste spürbar sind.

 Würden Sie sich mehr inhabergeführte deutsche Unternehmen wünschen, die den Gang aufs Parkett wagen, zur Not als KGaA?

Im Prinzip ja. Dabei sollte man aber berücksichtigen, dass nicht jedes Unternehmen, ob eigentümergeführt oder nicht, für einen Börsengang geeignet ist. Das kommt sehr stark auf das Geschäftsmodell und die langfristige Ausrichtung des Unternehmens an. Aber ja, es wäre durchaus wünschenswert, wenn mehr inhabergeführte Unternehmen den Gang aufs Parkett wagen würden.

Frank Fischer, CEO der Shareholder Value AG, über die Strategie des Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und die generelle Aussicht auf den Kapitalmarkt.

Welche deutschen Small- und Mid Caps finden Sie besonders attraktiv und gut für die Zukunft aufgestellt?

Da gibt es einige, die wirklich gut aufgestellt sind und in unserem Sinne geführt werden. Dazu zählt etwa die Sixt-Gruppe, oder auch die WashTec AG, ein Hersteller von Fahrzeugwaschanlagen mit Sitz in Augsburg. Das Unternehmen ist weltweiter Marktführer für Komplett- und Servicelösungen im Bereich Fahrzeugwäsche, ist gut geführt und hat weiterhin gute Wachstumschancen. Das sind aber nur zwei Beispiele. Es gibt viele andere, die auch in dieser Liga spielen.

Aktuelle Positionen in Großunternehmen, etwa Alphabet, sind im Zuge des stark gewachsenen Fondsvolumens hinzugekommen – oder geht es dabei um eine Diversifizierung von Market Caps und Regionen?

Dass sich das Fondsvolumen so gut entwickelt hat, freut uns natürlich sehr. Aber wir haben uns schon länger von der DACH-Region gelöst. Wir haben uns in diesen Jahren weiterentwickelt. Die Zahl unserer Analysten ist gestiegen und wir konnten somit auch andere Regionen ins Auge fassen. Das gilt auch für die Größe der Unternehmen, in die wir investieren. Dabei sind wir aber unseren Prinzipien des Value-Investing treu geblieben. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern.

Das März-Factsheet weist Internetunternehmen als größten Branchenschwerpunkt mit 14 Prozent Fondsanteil aus. Wird die Diskussion um Datenmissbrauch www.-Geschäftsmodellen schaden? Und wie können Anleger Risiken minimieren?  

Das Internet ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Das gilt auch für unser Wirtschaftsleben. Die Themen Sicherheit im Netz und Datenmissbrauch sind natürlich Probleme, die wir genau verfolgen. Facebook hat ja gerade erst wieder Negativschlagzeilen geliefert, die das ganze Ausmaß des möglichen Missbrauchs zeigen. Wir schauen uns die Unternehmen, in die wir investieren, ganz genau an, um vor solchen Fällen gefeit zu sein. Da sind wir sehr sorgfältig. Ob wir damit aber auf immer und ewig vor Betrug und Missbrauch geschützt sind, das kann wohl niemand wirklich beantworten.

 

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