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Flensburger Hand-Werker

Seit zwei Jahrzehnten steht Oliver Berking an der Spitze in der Silbermanufaktur Robbe & Berking. Aus der kleinen Werkstatt, die sein Ururgroßvater 1874 gründete, ist längst der weltweit größte Hersteller von edlem Silberbesteck geworden. Außer Besteck stellt das Flensburger Unternehmen inzwischen auch Holz-Yachten her – ebenfalls in reiner Handarbeit.

Sanft gleitet das feine Besteck durch die Finger auf den Tisch. Als Oliver Berking seine Hand zurückzieht und den Blick freigibt, ist klar: Diese Gabel und dieses Messer sind wohl durchdachte kleine Kunstwerke. Der Griff des Messers wird zum Ende hin flacher, sodass die Klinge das Tischtuch nicht berührt, wenn das Besteck neben dem Teller liegt. Der schmale Abstand zwischen Leinen und Klinge ist genau berechnet. „Und jeden Zinken der Gabel spitzen wir hier eigenhändig an, wie einen Bleistift von Faber Castell“, sagt Berking, der seit 1995 an der Spitze der Silbermanufaktur Robbe & Berking steht. 45 bis 50 Arbeitsschritte sind nötig, bis ein Besteckteil aus der Produktion ins Lager wandert – hier in Flensburg, der Heimat des weltweit größten Herstellers von Silberbesteck.

Durch viele Hände wandern die Gabeln, Messer, Löffel und alle anderen Teile der 30 Besteckserien, die Robbe & Berking fertigt, bis sie schließlich ihren Platz in einem schwarzen Etui finden. In den Werksräumen am Rande der Stadt wird gestanzt, gewalzt, geklopft, geschliffen und graviert. Unzählige Formen und Werkzeuge finden sich hier. Auch Maschinen, doch letztendlich ist das meiste Handarbeit.

Es hat sich gar nicht viel verändert

„Wenn mein Ururgroßvater heute durch die Produktion ginge, dann würde er das Meiste wiedererkennen“, sagt Berking. In fünfter Generation führt er das Familienunternehmen, das in seiner über 140-jährigen Geschichte noch nie an einem anderen Ort der Welt produziert hat als in Flensburg. Sehr viel habe sich nicht verändert, seit Nikolaus Christoph Robbe 1874 den Grundstein für die Silbermanufaktur legte, findet Berking. Warum auch? „Wir arbeiten mit unseren Händen“, erklärt er. „Und Hände sahen 1874 doch genauso aus wie heute.“

Ahnenbild der Silbermanufaktur: heute wird das Familienunternehmen in fünfter Generation geführt.

Verändert haben sich vor allem die Räumlichkeiten und die Größe des Unternehmens. In einer kleinen Werkstatt fertigte und gravierte Berkings Ururgroßvater in der Angelburger Straße Schmuck, um den Lebensunterhalt für seine sechsköpfige Familie zu verdienen. Heute beschäftigt Robbe & Berking mehr als 170 Mitarbeiter und schreibt einen Umsatz von rund 50 Mio. Euro pro Jahr. Im Kreml, im Bundeskanzleramt, auf Kreuzfahrtschiffen, in Königshäusern und Luxushotels beschert das Tafelsilber „Made in Flensburg“ illustren Gästen einen zusätzlichen Genuss beim Verzehr ihrer Speisen. Wenn der russische Multi-Milliardär Roman Arkadjewitsch Abramowitsch eine neue Mega-Yacht ausstatten will, besuchen die Flensburger ihn mit einem Musterkoffer. Über die Hälfte der 200 größten Privatyachten der Welt hat Silberbesteck von der Waterkant an Bord.

Seit zwei Jahrzehnten steht Oliver Berking an der Spitze in der Silbermanufaktur Robbe & Berking. Aus der kleinen Werkstatt, die sein Ururgroßvater 1874 gründete, ist längst der weltweit größte Hersteller von edlem Silberbesteck geworden. Außer Besteck stellt das Flensburger Unternehmen inzwischen auch Holz-Yachten her – ebenfalls in reiner Handarbeit.

Auf den Partys der Luxus-Liner ist Oliver Berking nicht anzutreffen. Auch die großen Hotels, die er mit edlen Silberwaren beliefert, besucht er selten. Pulli und Wollsakko zieht er einem Smoking mit Krawatte vor. Aber seine Mitarbeiter und er kennen die Wünsche der Schönen und Reichen, wenn es um den perfekt gedeckten Tisch geht. Und die erfüllen sie in ihren Flensburger Werkstätten.

Niemand darf besser sein

„Als ich 1985 angefangen habe, an der Seite meines Vaters im Unternehmen zu arbeiten, waren viele Wettbewerber gerade dabei, ihre Produktion aus Kostengründen ins Ausland zu verlagern“, erinnert sich Berking. Doch ein „Billigmodell“ schied für Robbe und Berking schon damals aus. Und bis heute bleibt der Ururenkel dem Leitsatz des Unternehmensgründers treu, der einst sagte: „Andere mögen billiger, aber niemand darf besser sein als wir.“

Es ist das Jahr 1874. Nicolaus Christoph Robbe gründet die Flensburger Silbermanufaktur. In einer kleinen Werkstatt fertigt er gemeinsam mit seiner Frau Luise silberne Bestecke und Tafelgeräte. Das Geschäft entwickelt sich zunächst langsam, doch dann geht es bergauf. 1897 stellt Robbe seinen ersten Gesellen ein: Robert Berking. Der junge Silberschmied aus Braunschweig verliebt sich in Henriette Robbe, die Tochter seines Meisters, heiratet sie und beteiligt sich zu 50 Prozent an der kleinen Firma.
Nun beginnt das Unternehmen zu wachsen. Berking baut die Werkstatt aus, entwickelt ein eigenes Bestecksortiment, errichtet das erste eigene Firmengebäude und erweitert das Absatzgebiet. 1905 arbeiten zwölf Gesellen in der Werkstatt. Doch drei Jahre später kommt Berking mit nur 35 Jahren bei einem Badeunfall ums Leben. Seine Witwe, unterstützt von ihrem Vater und ihrem Bruder, leitet das Geschäft. Sie bleibt am Ruder, bis Sohn Theodor, ebenfalls ausgebildeter Silberschmied, 1925 die Firma übernimmt.

Schwere Jahre

Während des Krieges geht die Nachfrage nach feinem Silberbesteck drastisch zurück. Die Schmiede hält sich mit der Herstellung von Kriegsverdienstkreuzen über Wasser. Nach dem Krieg mit Silberbesteck neu an den Start zu gehen ist keine einfache Sache. Aber Robbe & Berking kann von den Jahren des Aufschwungs profitieren.
1959 übernimmt der 28-jährige Robert Berking die Unternehmensleitung. Er entwirft Besteck in modernem Design, verwendet aber stets nur Silber. Zum Geschäft in Deutschland kommen erste Aufträge aus dem Ausland hinzu. Etwa 100 Mitarbeiter zählt Robbe & Berking jetzt bereits, der Umsatz steigt kontinuierlich. In den 1980er-Jahren schließlich ist das Unternehmen aus Flensburg Europas größter Produzent von silbernen und versilberten Bestecken. Mit dem Aufbau einer eigenen handwerklichen Fertigung von Tafelgeräten und Geschenkartikeln wandelt Robert Berking den Besteckhersteller in eine Silbermanufaktur.Von ihm entwickelte Serien wie „Belvedere“ oder „Martelé“ sind heute Klassiker. Seit zwei Jahrzehnten steht Oliver Berking an der Spitze in der Silbermanufaktur Robbe & Berking. Aus der kleinen Werkstatt, die sein Ururgroßvater 1874 gründete, ist längst der weltweit größte Hersteller von edlem Silberbesteck geworden. Außer Besteck stellt das Flensburger Unternehmen inzwischen auch Holz-Yachten her – ebenfalls in reiner Handarbeit.

„Wir verwenden noch immer ausschließlich 925er-Sterlingsilber“, sagt Oliver Berking. Denn kein anderes Material reflektiere das Licht so schön, sei gleichzeitig weich und lasse sich so gut schmieden. Schönheit und Tradition aus dem Hause Robbe & Berking haben allerdings einen stolzen Preis. Zwischen 76 und 200 Euro kostet ein Löffel, für ein komplettes Set mit 69 Teilen bezahlen Liebhaber perfekt gedeckter Tafeln etwa 12.230 Euro. Das Besteck hält Jahrzehnte und wird von Generation zu Generation weitergegeben. Nicht umsonst räumen die Flensburger eine Nachkaufgarantie bis zum Jahr 2040 ein. Wie kann es da gelingen, immer wieder neue Kunden für Silber aus dem hohen Norden zu erwärmen? Noch dazu in Zeiten, in denen die Schnellvariante nach dem Motto „Kaufen, essen, Verpackung wegwerfen!“ eine gepflegte Esskultur immer mehr ersetzt und der Markt für feine Silberwaren kleiner wird.

Die schönste Gabel der Welt

„Das ist nur möglich, wenn wir ohne rot zu werden sagen können: ‚Das ist die schönste Gabel der Welt‘“, erklärt Berking. Sich bei allem ein bisschen mehr Mühe zu geben – das ist sein Erfolgsgeheimnis. Das gilt für die Ausstattung von Königshäusern oder Kreuzfahrtschiffen ebenso wie für die Belieferung des Fachhandels und ausgewählter Einrichtungshäuser. Auch die zehn eigenen Geschäfte, die Robbe & Berking unterhält, sind mit Liebe zum Detail gestaltet. Von Flensburg aus liefert die Silbermanufaktur in die Benelux-Länder, nach Schweden, England, Frankreich, Österreich, in den mittleren Osten und die USA. „Unser größter Exportmarkt ist Russland“, sagt Berking. China, so hofft er, wird vielleicht eines Tages hinzukommen. Produziert wir aber weiterhin in Flensburg.

Yachten aus Mahagoni-Holz

Die Werft Robbe & Berking Classics, die der passionierte Segler 2008 gegründet hat, baut und restauriert er auch in der Stadt. Am Flensburger Hafen produziert er Yachten aus edlem Mahagoni-Holz. Am liebsten sind Oliver Berking Zwölfer, 20 Meter lange Renn-Yachten. Im Oktober 2016 hat er zudem ein Museum für Yacht-Sport eröffnet – mit angeschlossenem Restaurant. „Rund 100.000 Besucher hatten wir seitdem im Haus“, sagt Berking stolz. Auch prominente Gäste waren darunter, etwa der Prinzgemahl der Königin Margarete. Inszenierungen mit Promis setzt der Firmenchef hin und wieder werbewirksam ein. So versilberte er vor einigen Jahren einen Flügel des Pianoherstellers C. Bechstein und präsentiert ihn in München. 2010 zeigte er gemeinsam mit Thomas Gottschalk den BMW 760 Li, bei dem Robbe & Berking alles, was am Fahrzeug glänzt, aus Silber fertigte.

Seit zwei Jahrzehnten steht Oliver Berking an der Spitze in der Silbermanufaktur Robbe & Berking. Aus der kleinen Werkstatt, die sein Ururgroßvater 1874 gründete, ist längst der weltweit größte Hersteller von edlem Silberbesteck geworden. Außer Besteck stellt das Flensburger Unternehmen inzwischen auch Holz-Yachten her – ebenfalls in reiner Handarbeit.

„Die Werft, in der 20 Mitarbeiter beschäftigt sind, passt gut zur Silbermanufaktur“, findet Berking. Denn: Beide Unternehmen sind reine Manufakturen, in beiden werden edle Materialien mit den Händen bearbeitet. „Und es ist doch ein

Produktion eines Segelschiffes: Die Planken werden per Hand gehobelt.

viel besseres Gefühl, wenn ich Planken unter mir habe, die jemand per Hand gehobelt hat, oder von einer Gabel esse, die mit der Hand gefertigt wurde“, findet der Inhaber der Firmen. Er sagt es so wie alles, mit seiner ruhigen Stimme und dem Akzent, der ihn automatisch an der Küste verortet. Aber seine Begeisterung bleibt nicht verborgen.

Und weil Robbe & Berking „emotionale“ Produkte schafft, wie der Unternehmenschef sie nennt, weil er selbst seine Firmen „schon fast fanatisch leidenschaftlich“ führt, will der 55-Jährige genau das auch noch lange Zeit tun. Welches seiner sieben Kinder eines Tages seine Nachfolge antreten wird, steht noch nicht fest. „Aber es ist ja auch noch etwas Zeit“, sagt Oliver Berking.


Kurzprofil Robbe & Berking Silbermanufaktur seit 1874 GmbH & Co. KG

Gründungsjahr 1874
Branche Besteckherstellung, Yachten-Bau
Unternehmenssitz Flensburg
Umsatz 2016
50 Mio. Euro
Mitarbeiterzahl 170

www.robbeberking.com

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