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Finanzielle Schieflagen vermeiden

Je nach Branche und Spezialisierung benötigen mittelständische Unternehmen in Deutschland verschiedene Versicherungen, um nicht in Schieflage zu geraten. Um sich gegen existenzbedrohenden Risiken abzusichern, müssen diese ermittelt und bewertet werden.

Ausgangspunkt für den Versicherungsschutz von Unternehmen ist in der Regel der Sachsubstanzschutz und die konkrete Absicherung gegen einen Betriebsunterbrechungsschaden. Hierfür schließen Unternehmen zunächst eine Sachversicherung gegen die üblichen Gefahren wie Feuer und Elementarschäden ab. Hinzu kommt ein Versicherungsschutz für Ertragsausfallschäden, bei dem vor allem die Haftzeit, also die Periode, in der der Versicherer einen Ertragsausfallschaden entschädigt, von besonderer Bedeutung ist. Lange Lieferzeiten oder behördliche Wiederaufbaubeschränkungen können beispielsweise die Unterbrechungszeit verlängern. Üblich sind Haftzeiten zwischen zwölf und 36 Monaten.

Immer dann, wenn die Zuliefererkette unterbrochen ist, können für die beteiligten Unternehmen gravierende Unterbrechungsschäden entstehen. Inzwischen gibt es auch die Möglichkeit, dass außerhalb der bisher üblichen versicherten Gefahren Versicherungsschutz eingekauft werden kann. Hierbei werden dann Vorkommnisse, wie zum Beispiel die Aschewolke des Eyjafjallajökull, zum versicherten Ereignis.

Haftpflichtversicherung = Vermögensschutz

Für Personen- und Sachschäden haften Unternehmen ihren Geschäftspartnern gegenüber in der Regel unbegrenzt. Die Haftpflicht kann als Achillesferse eines jeden Unternehmens bezeichnet werden. Eine ordentlich bemessene Haftpflichtversicherungsdeckungssumme ist daher essenziell. Je nach Branche und konkretem Tätigkeitsspektrum sollten im Vorfeld etwaige Großschaden-Szenarien simuliert werden. Im deutschen Mittelstand sind Deckungssummen von mindestens zehn Mio. Euro für Personen-, Sach- und Produkthaftpflichtschäden inzwischen Standard. Eine Obergrenze gibt es nicht. Branchenabhängig empfehlen Makler deutlich höhere Deckungssummen. Haftpflicht-Versicherungsschutz kann in diesen Fällen auch durch mehrere Risikoträger eingekauft werden.

Ein besonderes Augenmerk gilt es auch auf die Vermögensschäden zu richten. Diese sind in Deutschland nur eingeschränkt zu versichern, wenn sie denn keine direkte Folge eines Personen- oder Sachschadens sind. Kann ein Produktmangel direkt zu einem Personenschaden führen, ist eine Rückrufkostenversicherung dringend zu empfehlen. Dieses trifft beispielsweise häufig auf Automobilzulieferer und Lebensmittelhersteller zu.

Können Pflichtverletzungen durch Unternehmensleiter und/oder Führungskräfte zu einem existenzbedrohenden Vermögensschaden führen, ist eine D&O-Versicherung unerlässlich.Je nach Branche und Spezialisierung benötigen mittelständische Unternehmen in Deutschland verschiedene Versicherungen, um nicht in Schieflage zu geraten. Um sich gegen existenzbedrohenden Risiken abzusichern, müssen diese ermittelt und bewertet werden.

Haftungsmanagement

Neben dem reinen Versicherungsschutz ist vor allem ein funktionierendes Haftungsmanagement, sowohl für den Einkauf von versicherten Produkten als auch für die Haftungsminimierung gegenüber Vertragspartnern, wichtig. Dabei ist festzustellen, dass mittelständische Betriebe noch nicht durchgängig professionelles Haftungsmanagement betreiben. In das Team der „Risikomanager“ gehört neben dem Versicherungsmakler zum Beispiel auch ein guter Rechtsanwalt.

Brennpunkt IT

In den vergangenen zehn Jahren ist das Bewusstsein für mögliche IT-Schäden in deutschen Unternehmen erheblich gestiegen. Moderne Versicherungsprodukte wie eine Cyber-Police begegnen diesem Trend. Neben der klassischen Hardware-Versicherung (Elektronikversicherung) sind vor allem etwaige Betriebsunterbrechungen durch IT-Ausfälle zu versichern. Dabei ist nicht nur der Hackerangriff ein mögliches Schadenszenario. Auch der Systemausfall wegen Fehlbedienung, falschem Software-Update oder übrigen nichtphysikalischen Schäden kann eine zeitlich nicht kalkulierbare Betriebsunterbrechung auslösen. Für diesen Fall gilt es auch, mit einer Cyber-Police Betriebsgewinn und fortlaufende Kosten zu versichern.

Das operative Geschäft

Bestehen zu Kunden und Abnehmern Abhängigkeiten, ist auch das Forderungsausfallrisiko für Unternehmen von besonderer Bedeutung. Mit einer Warenkreditversicherung können diese möglichen Zahlungsausfälle versichert werden. Bei verarbeitenden Unternehmen, die besonders maschinenlastig produzieren, gehört eine Maschinen- beziehungsweise Maschinenbetriebsunterbrechungsversicherung zum Standard-Versicherungsschutz. Auch hier können lange Lieferzeiten, gerade für Engpass- und Spezialmaschinen, zu existenzbedrohenden Unterbrechungen nach einem Maschinenbruch oder einer Fehlbedienung führen.Je nach Branche und Spezialisierung benötigen mittelständische Unternehmen in Deutschland verschiedene Versicherungen, um nicht in Schieflage zu geraten. Um sich gegen existenzbedrohenden Risiken abzusichern, müssen diese ermittelt und bewertet werden.

Risiko Personal

Der durch eigene Mitarbeiter oder Vertrauenspersonen verursachte finanzielle Schaden kann ein Unternehmen im schlimmsten Fall auch in eine Schieflage versetzen. Dazu zählen Unterschlagung, Untreue oder Wirtschaftskriminalität. Für dieses Risiko hat sich inzwischen die sogenannte Vertrauensschadenversicherung etabliert. Viele Unternehmen in Deutschland sind in diesem Bereich aber noch nicht versichert.

Viele Unternehmen im deutschen Mittelstand verfügen nach wie vor über wenige, aber dafür sehr entscheidende Personen. Fallen diese Schlüsselpersonen aus, kann dies oftmals nicht ohne weiteres kompensiert werden. Spezialversicherungen wie die Dread-Disease-Versicherung bieten hier finanziellen Ausgleich für den Ausfall von Schlüsselpersonen, beispielsweise im Falle einer schweren Erkrankung. Vor allem für international tätige Unternehmen ist eine Entführungs- und Erpressungsversicherung empfehlenswert. Hier steht der Fürsorgecharakter für die reisenden Angestellten im Vordergrund. Der Versicherungsschutz bietet neben der finanziellen Absicherung des Unternehmens vor allem auch Unterstützung im Krisen- und Kommunikationsmanagement.

Fazit

Abschließend bleibt festzuhalten, dass es keine allumfassende  Checkliste für Versicherungen, die gegen Schieflage eines Unternehmens absichern können, gibt. Neben den hier genannten klassischen Versicherungen kommt es bei der Wahl des richtigen Versicherungsschutzes vor allem auf die individuelle Betrachtung eines jeden Unternehmens an.


Zur Person

(© Südvers GmbH)

Kim-André Vives ist Mitglied der Geschäftsleitung der Südvers GmbH Assekuranzmakler in Freiburg im Breisgau. Die Südvers Gruppe ist ein Industrieversicherungsmakler mit zwölf Standorten in Deutschland und Österreich. www.suedvers.de

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