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Familienunternehmer denken in Generationen

Die Nachfolgeregelung und der Zusammenhalt der Familie sind die größten Herausforderungen für Familienunternehmen, wenn die betriebswirtschaftlichen und die großen politischen Rahmenbedingungen stimmen. Als Präsident des Verbandes, der sich für die politischen Interessen von 180.000 eigentümergeführten Unternehmen in Deutschland einsetzt, stehen an dieser Stelle die politischen Themen im Fokus.

Positive Reformen der letzten zehn Jahre
Zehn Jahre lang wurde der Wirtschaftsstandort Deutschland durch Reformen am Arbeitsmarkt und verbesserte steuerliche Rahmenbedingungen wettbewerbsfähig gemacht. Das Pendel schlug in die richtige Richtung aus. In dieser Zeit konnten wir unsere Familienunternehmen besser aufstellen denn je. In den vergangenen beiden Jahren haben wir in vielen Unternehmen trotz des vorherigen, verheerenden Einbruchs durch die Finanzkrise und ihre Folgen wieder Umsatzrekorde eingefahren. Nicht umsonst wurde diese schnelle Erholung auch international als das „zweite deutsche Wirtschaftswunder“ charakterisiert. Dieser Erfolg war nur möglich durch die gesunde deutsche Struktur mit Familienunternehmen von kleiner und mittlerer Größe und auch den großen Konzernen als Rückgrat unserer Wirtschaft.

Ausblick 2013: verhalten optimistisch
Wir Familienunternehmer gehen in dieses Jahr trotz der erwarteten Abkühlung immer noch verhalten optimistisch. Viele Unternehmer haben ihre Betriebe krisenfest gemacht, Gewinne einbehalten und ihr Eigenkapital erhöht sowie die Lagerbestände und damit die Kapitalbindung gering gehalten. Durch breite Arbeitszeitflexibilisierung konnten wir schon in der letzten Krise unsere Mitarbeiter über schwierige Monate halten. In der Umfrage zum Jahresausblick 2013 unter 636 Mitgliedsunternehmern von „Die Familienunternehmer“ und „Die Jungen Unternehmer“ zeigte sich die Mehrheit der Befragten trotz der allgemeinen wirtschaftlichen Abkühlung verhalten optimistisch: 53% erwarten im Jahr 2013 ein wachsendes operatives Geschäft. Die Mehrheit der deutschen Familienunternehmen will im kommenden Jahr die Zahl ihrer Arbeitsplätze konstant halten (56%) oder sogar erhöhen (30%), nur 11% reduzieren.

Übermütige politische Forderungen
Aber zurück zu meinem Bild vom Pendel, das ein Jahrzehnt lang durch die gute Politik in die richtige Richtung ausgeschlagen hat: Jetzt droht es durch übermütige politische Forderungen mit voller Wucht zurückzupendeln. Denn die Wahlprogramme der Opposition verheißen nichts Gutes. SPD und Grüne wollen – trotz Rekordsteuereinnahmen – sechs Steuern gleichzeitig erhöhen. Neben der Einkommensteuer, die für alle Personenunternehmen die eigentliche Unternehmensteuer ist, wird die Einführung einer Vermögensteuer bzw. -abgabe schädlichste Folgen haben.

Die Nachfolgeregelung und der Zusammenhalt der Familie sind die größten Herausforderungen für Familienunternehmen, wenn die betriebswirtschaftlichen und die großen politischen Rahmenbedingungen stimmen. Als Präsident des Verbandes, der sich für die politischen Interessen von 180.000 eigentümergeführten Unternehmen in Deutschland einsetzt, stehen an dieser Stelle die politischen Themen im Fokus.

Diese Negativ-Perspektive schlägt inzwischen vollständig durch auf die Stimmung in unseren Familienunternehmen. Wir fragen regelmäßig nach den größten Investitionshemmnissen: Zum Jahreswechsel äußerten 56 und 50% der Familienunternehmer und Jungen Unternehmer große Sorge vor Steuererhöhungen und einem weiteren Anstieg der Sozialabgaben.

Erfolgsmodell Familienunternehmen schützen
Wir wollen weiter kräftig in neue Produkte und zusätzliche Arbeitsplätze investieren und das Erfolgsmodell Familienunternehmen schützen. Deshalb wird sich unser Verband in den kommenden Monaten darauf konzentrieren, Steuererhöhungen abzuwehren: Substanzsteuern entziehen unseren Betrieben notwendiges Eigenkapital, verschlechtern die Bonität und erhöhen die Abhängigkeit von Banken. Damit können wir weniger in neue Produkte und zusätzliche Arbeitsplätze investieren. Die kurzfristige Denke in Teilen der Politik von Wahltermin zu Wahltermin und das Surfen auf den Wellen schnell wechselnder Stimmungen liegt uns Familienunternehmern sehr fern.

Nachfolge von herausragender Bedeutung
Wir denken in Generationen, nicht in Quartalen, wollen unsere Unternehmen an unsere Nachfolger weitergeben. Neben den politischen Themen spielt deshalb auch in unserem Verband und insbesondere bei „Die Jungen Unternehmer“, unseren unter 40jährigen Mitgliedern, die Nachfolge eine herausragende Bedeutung. Die unterschiedlichen Erfahrungshorizonte von heranwachsenden Unternehmerkindern und schon ins Unternehmen eingetretenen Nachfolgern spiegeln sich in unseren eigens gegründeten Klubs wider: dem Klub der Junioren und dem Klub der Nachfolger. Hier tauschen sie sich untereinander aus, bilden neue Netzwerke oder unternehmen auch einmal außerhalb des unternehmerischen Alltags etwas gemeinsam.


Zur Person
Lutz Goebel ist Präsident des Verbandes Die Familienunternehmer – ASU und geschäftsführender Gesellschafter der Henkelhausen GmbH & Co. KG. Der 1949 gegründete Verband vertritt rund 5.000 Familienunternehmer aus allen Branchen in Deutschland. Diese beschäftigen etwa 1,8 Mio. Mitarbeiter und erwirtschaften einen Jahresumsatz von ca. 300 Mrd. EUR. www.familienunternehmer.eu

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