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Nachfolge durch Fusion

Der Gründer des Spezialisten für Draht- und Senkerodieren von Bauteilen C.F.K. GmbH, Günter Kochendörfer, hat sein Unternehmen vor einiger Zeit an seinen Geschäftsführer Christoph Over und die Gesco-Industriegruppe übergeben. Beide wollen das Unternehmen langfristig weiterentwickeln.

Es war kurz nach seiner Doktorarbeit im Jahre 2003, die Christoph Over am Fraunhofer-Institut für Lasertechnik (ILT) in Aachen schrieb, als er sich entschloss, aus seiner Dissertation ein Unternehmen aufzubauen. Gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Wilhelm Meiners gründete er die inno-shape GmbH und bezog praktischerweise gleich Räume als Untermieter im ILT. Die inno-shape beschäftigte sich mit dem Laserschmelzen. Doch während üblicherweise Laser dazu dienten, Material von einem Werkstück abzutragen, kehrten die beiden Gründer den Prozess um und trugen mithilfe eines Lasers Schicht um Schicht auf das neue Werkstück auf. Das Besondere daran: mit der Methode konnten Bauteilgeometrien entwickelt werden, die bislang nicht herstellbar waren: „Wir konnten damit quasi ‘um die Ecke bohren’“, erinnert sich Over an die Geschäftsidee. Automobilzulieferer und Haushaltsgerätehersteller waren die ersten Kunden der inno-shape. Christoph Over und sein Studienkollege wurden zu Vorreitern des 3-D-Drucks, ihre Firma meldete etliche Patente an.

Bauteil von C.F.K.: Höchste Genauigkeit ist bei der Verarbeiung angesagt.

Schwierige Kapitalbeschaffung für Maschinen

Doch der Start gestaltete sich schwierig. Zwar gelang es, das Fraunhofer-Institut und die Gründerstart-Initiative aus Aachen als Gesellschafter zu gewinnen und pro Jahr ein Wachstum von 15 Prozent zu erreichen. Im Markt lag noch mehr Wachstum, das wusste Over. Doch waren die Investitionen in die Lasermaschinen ziemlich kostspielig. „Für ein Start-up wie uns war es nicht einfach, eine solche Maschine zu leasen“, berichtet Over von den Anfängen seiner unternehmerischen Tätigkeit. Es lag nahe, nach einem industriellen Partner Ausschau zu halten.

Inzwischen hatte auch Günter Kochendörfer das innovative Unternehmen entdeckt. Sein Unternehmen, die C.F.K. GmbH, beschäftigt sich mit dem Bearbeitungsverfahren des Erodierens. Dort werden mittels elektrischen Stroms Teilchen abgetragen, um Formen und Werkstücke zu erzeugen. Die Technologie von inno-shape erschien als sinnvolle Ergänzung, um den Kunden in der Industrie eine tiefere Wertschöpfung anzubieten. Die beiden Unternehmen fusionierten. Bei dieser Gelegenheit kam der Mittsechziger Kochendörfer auch auf das Thema seiner Nachfolge zu sprechen. Aus seiner Familie fand sich niemand zur Übernahme des Unternehmens. Christoph Over, damals Mitte dreißig, schien mitsamt der Mitgift seines Start-ups ein geeigneter Nachfolger zu sein.

Der Gründer des Spezialisten für Draht- und Senkerodieren von Bauteilen C.F.K. GmbH, Günter Kochendörfer, hat sein Unternehmen vor einiger Zeit an seinen Geschäftsführer Christoph Over und die Gesco-Industriegruppe übergeben. Beide wollen das Unternehmen langfristig weiterentwickeln.

Finanzkrise verzögerte Verhandlungen

2009 war es dann so weit. Die inno-shape fusionierte mit der C.F.K., Christoph Over erhielt 20 Prozent der Anteile, die Fraunhofer-Gesellschaft und die Gründerstart-Initiative wurden als Gesellschafter ausbezahlt. Doch weil Christoph Over das Unternehmen nicht komplett übernehmen wollte, führten die beiden Gespräche mit der Gesco-Industriegruppe aus Wuppertal. Die Gesco fokussiert sich auf hochspezialisierte Unternehmen, die Probleme mit der Nachfolge haben. „Unser Ziel ist dabei, unsere Beteiligungen langfristig zu entwickeln und gerade keinen Exit anzustreben. Und die C.F.K. passte – auch nach der Fusion – hervorragend in unser Portfolio“, so Dr. Eric Bernhard, Vorstandsvorsitzender der börsennotierten Gesco AG. Die Gesco ist im Prime Standard notiert, der 18 traditionsreiche Industrieunternehmen umfasst, einige davon Marktführer in ihrem Segment oder Hidden Champions.

Trotz der guten Voraussetzung für eine Übernahme gerieten die Verhandlungen ins Stocken: „Wir sind in den Sog der Finanzkrise geraten und mussten unser Unternehmen erst einmal wieder auf Kurs bringen“, so Christoph Over, der inzwischen zusammen mit Kochendörfer Geschäftsführer der C.F.K. GmbH war. Und so stieg die Gesco AG erst 2012 ins Unternehmen ein. Günter Kochendörfer verabschiedete sich anschließend in den Ruhestand.

In den vergangenen Jahren konnte das Gesellschafter-Tandem Over und Gesco das Unternehmen weiter nach vorn bringen. Von 2013 bis heute wuchs der Umsatz um drei Mio. Euro auf 9,7 Mio. Euro. 15 neue Mitarbeiter wurden eingestellt. Mehr als 2,7 Mio. Euro wurden in neue Maschinen investiert. „Wir wollen den Bereich des Laserschmelzens und des 3-D-Drucks weiter ausbauen und erwarten dort ein überproportionales Wachstum von jährlich 20 bis 25 Prozent“, so Christoph Over. Die veredelten Werkstücke aus Kriftel finden sich in millimetergroßen Klingen für die Chirurgie, in Triebwerksteilen von Airbus oder in tonnenschweren Stahlformen für die Kunststoffindustrie. Mittelfristig soll sich der Umsatz zwischen zehn Mio. und zwölf Mio. Euro einpendeln.


„Die Verhandlungen mit den Banken gestalten sich einfacher“

Interview mit Dr. Christoph Over, Geschäftsführer C.F.K. GmbH

Unternehmeredition: Herr Dr. Over, was schätzen Sie an der Zusammenarbeit mit der Gesco AG?

Over: Ich finde es gut, dass die Zusammenarbeit langfristig und ohne Exit-Szenario ausgelegt ist. So bleiben die Liquidität und das Eigenkapital im Unternehmen, und wir können langfristig gemeinsam organisch wachsen. Wir haben inzwischen eine Eigenkapitalquote von über 40 Prozent.

Welchen Nutzen ziehen Sie noch aus der Zusammenarbeit?

Zwei Dinge sind durch die Zusammenarbeit mit der Gesco AG abgesichert: Wenn mir etwas passiert, dann geht das Unternehmen nicht unter. Und privat ist ausgeschlossen, dass meine Familie auf den Schulden sitzen bleibt, die ich etwa als kompletter Finanzier des Unternehmens hinterlassen hätte.

Wie reagieren die Banken auf das Beteiligungsmodell?

Die Verhandlungen mit den Banken beim Kauf von neuen Maschinen gestalten sich einfacher: ich muss mir nicht anhören, dass ich noch die anderen Schulden durch die Finanzierung des Kaufpreises in den Büchern habe. Es kommt nur das operative Geschäft zur Sprache und keine gesellschaftsrechtlichen Dinge.


Kurzprofil C.F.K. CNC Fertigungstechnik Kriftel GmbH

Gründungsjahr 1986
Branche Metallverarbeitung
Unternehmenssitz Kriftel (Taunus)
Umsatz 2015
9,7 Mio. Euro
Mitarbeiterzahl 70

www.cfk-online.de

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