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Nur Bares ist Wahres

Das Berliner Start-up barzahlen.de hat sich in den fünf Jahren seines Bestehens erfolgreich in der Fintech-Branche etabliert. Für seine Wachstumsstrategie setzt die Cash Payment Solutions GmbH auch auf ältere Führungskräfte.

Die derzeitige berufliche Station von Frank Weinmann, 53, und seinem zwei Jahre jüngeren Kollegen Thomas Hofmann war vor fünf Jahren noch nicht abzusehen. Beide hatten ihre Karrieren in Konzernen vorangetrieben. Weinmann brachte es bis zum Vorstandsvorsitzenden der Energie SaarLorLux. Hofmann war unter anderen Marketingdirektor bei McDonalds Deutschland. Im Zenit der Schaffenskraft der beiden Konzernangestellten machten sich in Berlin drei Absolventen der WHU Otto Beisheim School of Management im Jahre 2011 an die Umsetzung ihrer Geschäftsidee. Sebastian Seifert, Florian Swoboda und Achim Bönsch waren damals alle Anfang bis Mitte zwanzig. Sie planten, dass Käufe im Internet an der ganz normalen Kasse im Supermarkt abgewickelt werden könnten. Nach dem Kauf der Ware, so ihr Konzept, sollte sich der Internetnutzer eine Rechnung mit einem Scan ausdrucken und beim nächsten Einkauf an der Ladentheke bezahlen. Mit der Bezahlung erhält der Onlinehändler dann einen Hinweis über die erfolgreiche Transaktion und kann die Ware versenden.


 „Stromrechnungen, Telefongebühren, Flugreisen beim Einkauf gleich mit zu bezahlen – das war unser Ziel“

Sebastian Seifert, Mitgründer und Geschäftsführer Cash Payment Solutions GmbH


Die Idee des Start-ups barzahlen.de war geboren. Die drei gründeten ihre Firma Cash Payments Solutions GmbH und gewannen unter anderem den Hannoveraner Finanzunternehmer und früheren AWD-Chef Carsten Maschmeyer mit dessen Family Office als Investor. Auch der REWE-Konzern beteiligte sich. Ein kluger Schachzug: Mit der Handelskette gewann das Unternehmen einen großen Filialisten, bei dem auch Waren aus dem Netz bezahlt werden können. Weitere große Ladenketten wie die Drogeriekette dm, Pennymärkte und die Bahnhofsbuchhandlung Eckert folgten. Innerhalb kürzester Zeit gelang es den jungen Unternehmern, mehr als 10.000 Akzeptanzstellen für barzahlen.de zu akquirieren.

Viel Überzeugungsarbeit in Konzernhierarchien

Vor allem bei den Handelskonzernen mussten sie viel Überzeugungsarbeit leisten, weil diese eine IT-Lösung ins System implementieren mussten. Doch die Ansprache der Konzerne nahm viel Zeit in Anspruch. Der Erfolg gab ihnen jedoch recht, und gleichzeitig ergaben sich immer neue Einsatzchancen für das neue Produkt. „Stromrechnungen, Telefongebühren, Flugreisen beim Einkauf gleich mit zu bezahlen – das war unser Ziel“, so Seifert. „Den Strommarkt fanden wir interessant und haben uns deswegen überlegt, ob wir nicht jemanden einstellen sollten, der bereits Erfahrungen mit der Energiewirtschaft hat.“

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Das Berliner Start-up barzahlen.de hat sich in den fünf Jahren seines Bestehens erfolgreich in der Fintech-Branche etabliert. Für seine Wachstumsstrategie setzt die Cash Payment Solutions GmbH auch auf ältere Führungskräfte.

Digitales barzahlen: Mit dem Smartphone lässt sich das bequem machen. (Cash Payment Solutions GmbH)

Das Unternehmen beauftragte einen Headhunter, der ihnen Frank Weinmann präsentierte. Sein Vertrag als Vorstandsvorsitzender war ausgelaufen. Zwar hatte er Angebote, intern in die französische Konzernzentrale zu wechseln oder in Osteuropa tätig zu werden. Doch lehnte er das Angebot ab. Lieber startete er in Berlin neu. Seit Anfang 2014 kümmert er sich bei der Cash Payment Solutions GmbH um Unternehmen aus der Energiewirtschaft. Er gewann Stadtwerke und den Energieriesen EON als Referenzkunden. „Für jede Abteilung, von der IT über das Marketing bis zur Finanzabteilung musste ein eigenständiges Konzept für die Implementierung unseres Produktes geschrieben werden, um es an die spezifischen Bedürfnisse anzupassen.“ Entscheidend war zu wissen, wie die einzelnen Bereiche im Konzern ticken und aus welcher Ecke immer noch Argumente dagegen oder dafür kommen könnten. Seine Erfahrung und das Netzwerk kamen Weinmann dabei zugute.

Netzwerk und Insiderwissen halfen barzahlen.de

Nach dem personellen Volltreffer entschlossen sich die Firmengründer, für die weitere Geschäftsentwicklung ebenfalls auf Erfahrung zu setzen. Über das Business-Netzwerk Xing fanden sie Thomas Hofmann. Auch er hatte, wie sein Kollege, die ständigen Machtspiele in Konzernen satt und suchte eine neue Herausforderung. Die fand er im März 2016 in dem neuen Bereich Travelmanagement. „Migranten, die noch über kein eigenes Konto verfügen, oder Studenten, die oftmals mit Bargeld von ihren Verwandten unterstützt werden, wollen wir als neue Zielgruppe gewinnen“, schildert Hofmann. Etwa Flugreisen könnten sie online buchen und bei den verschiedenen Stellen bar bezahlen. Auch er kann auf seine Erfahrung und sein großes Netzwerk bauen.  Selbst ein Unternehmen auf die Beine zu stellen kam sowohl Weinmann als auch Hofmann nicht in den Sinn. „Dafür fehlte uns eine geniale Geschäftsidee.“

 

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Das Berliner Start-up barzahlen.de hat sich in den fünf Jahren seines Bestehens erfolgreich in der Fintech-Branche etabliert. Für seine Wachstumsstrategie setzt die Cash Payment Solutions GmbH auch auf ältere Führungskräfte.

„Den Vertriebszyklus um sechs Monate verkürzt“

Interview mit Sebastian Seifert, Mitgründer und Geschäftsführer Cash Payment Solutions GmbH

Unternehmeredition: Herr Seifert, welchen Mehrwert haben Sie durch die erfahrenen Führungskräfte?

Sebastian Seifert. (© Privat)

Seifert: Es ist für uns wichtig, Mitarbeiter zu haben, die wissen, wie ein Konzern funktioniert und wie die einzelnen Abteilungen und Entscheider angesprochen werden müssen. Jeder Einzelne hat dort seine Bedenken, Ängste, aber auch Hoffnungen. Durch die Kenntnis der Strukturen konnten wir unseren Vertriebszyklus, der bisher zwischen 18 und 24 Monate währte, um sechs Monate verkürzen.

Ist das ein nachahmenswertes Beispiel für andere junge Unternehmen?

Gerade in der Fintech-Branche, wo es um das Thema Geld geht, wirkt es deutlich seriöser und professioneller, wenn ältere, erfahrene Mitarbeiter das Thema beim Kunden näherbringen. Und gerade die Entscheider in den Konzernen sind häufig Mitte vierzig bis Mitte fünfzig. Die fühlen sich wohler, wenn sie von einem Gleichaltrigen über ein komplexes Produkt informiert werden. Da stoße ich als 26-Jähriger schon mal auf Skepsis.

Wie haben Sie die erfahrenen Führungskräfte motiviert, bei Ihrem Start-up anzufangen?

Klar ist, dass wir keine Managergehälter wie im Konzern zahlen können. Wir haben daher ein Grundgehalt und eine erfolgsabhängige Komponente. Dazu kommt die Tatsache, dass in unserem dynamischen Unternehmen schneller etwas bewegt werden kann als anderswo. Das gepaart mit dem Standort Berlin ist ein stimmiges Gesamtpaket


Kurzprofil Cash Payment Solutions GmbH

Gründungsjahr 2011
Branche Finanzdienstleistungen / Internet
Unternehmenssitz Berlin
Umsatz
keine Angabe
Mitarbeiterzahl 30

www.barzahlen.de

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