„Es wird erschreckend wenig vorausschauend gestaltet“

Begriffe wie Emotion, Verantwortung und langfristiges Denken stehen für den Erfolg von Familienunternehmen. Lässt sich so etwas überhaupt lernen?

Für den Fall der internen Nachfolge kann man das sicher fördern. Vieles ist in der Kindheit angelegt, vieles lässt sich bis zum Erwachsenenalter lernen. Mit Blick auf einen MBO andererseits kann der Unternehmer langfristige Orientierung und Social Responsibility vorleben. Erstaunlich vielen Übergebenden ist aber auch die emotionale Bindung wichtig. Sie sind zum Teil zu Konzessionen beim Verkaufspreis bereit, wenn der Nachfolger das Unternehmen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit in ihrem Sinn fortführt und sich damit identifiziert. Ebenso wichtig ist es vielen, dass mit Blick auf die Finanzierungsstruktur die Unabhängigkeit und langfristige Ausrichtung gewahrt bleibt.

Und das Privatvermögen soll auch gut abgesichert sein.

Unbedingt. Es gibt für den Unternehmer nichts Schlimmeres, als das ganze Leben lang gearbeitet zu haben und am Ende ohne Mittel dazustehen. Möglicherweise ist es deshalb für den Erhalt des angestrebten Lebensstandards wichtig, einen guten Verkaufspreis zu erzielen. Problematisch wird es, wenn diese Überlegungen in den Verkaufsprozess zu spät eingehen und erst quasi in letzter Minute der Preis nach oben gedrückt werden soll. Dann kann die gesamte Lösung noch kippen.


Zur Person
Nadine KammerländerDr. Nadine Kammerlander ist Projektleiterin und Dozentin an der Universität St. Gallen. Ihr Schwerpunkt im Bereich Forschung und Lehre liegt auf den Themen Familienunternehmen, Nachfolge und Innovationen. Nach ihrem Abschluss als Diplom-Physikerin an der TU München arbeitete sie zunächst einige Jahre als Unternehmensberaterin in München. Sie promovierte an der Otto-Friedrich Universität zum Thema „Familienunternehmen und Anpassung an radikalen technologischen Wandel“. Heute lebt sie mit ihrer Familie im schweizerischen St. Gallen. www.cfb.unisg.ch

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