„Das gemeinsame Vermögen hält die Familie zusammen“

Die Familie Grohe ist beim früheren Familienunternehmen nur noch Minderheitsgesellschafter und seit zwei Jahren nicht mehr in der operativen Führung vertreten. Künftig wollen sich die Grohes auf ihr Family Office konzentrieren. Im Gespräch erklären Richard Grohe und sein leitender Angestellter Robert Clausen, wie sie das Kapital der Familie in neue Assets investieren.

Syngroh Capital soll auch die Nachfolge innerhalb der Familie Grohe regeln. Welche Strategie verfolgen Sie bis zur formalen Übergabe an Tag X?

Grohe: Die Nachfolge ist natürlich ein Gedanke hinter diesem Konstrukt. Unser Ansatz ist treuhänderisch: Wir sorgen dafür, dass die Folgegeneration mindestens die gleiche Ausgangssituation hat wie wir. Das gilt sowohl für das Vermögen als auch für die unternehmerische Plattform. Die nächste Generation hat aktuell 14 Mitglieder mit einer Altersspanne von einem Jahr bis 26 Jahren. Da wird sich sicherlich jemand mit unternehmerischen Ambitionen finden.

Wie führen Sie diese Generation denn an dieses Vermächtnis heran?

Grohe: Wir haben gerade in den vergangenen zwei Jahren mit den Nachkommen intensiv gearbeitet. Dafür haben wir uns auch extern beraten lassen. Außerdem haben wir Mitte 2017 eine Familienverfassung verabschiedet. Daneben gibt es einen Familienrat, in dem sich auch die Junioren einbringen und wir die Ausbildung zum Gesellschafter organisieren. Unser Credo ist: Bevor man ein guter Teilhaber wird, muss man erst mal ein guter Teilnehmer sein.

Aus dem Familienunternehmen Hansgrohe wird langsam das Familienunternehmen Syngroh?

Grohe: Genau, das ist die Transformation in der dritten und vierten Generation. Unser Ziel ist es, bis 2022 etwa 30 Prozent unseres Kapitals außerhalb von Hansgrohe zu haben. Das betrifft Beteiligungen bei anderen Unternehmen, Immobilien oder auch das Vermögensmanagement.

Syngroh Capital beziehungsweise die Syngroh Beteiligungsgesellschaft sind also das Dach, unter dem sich die Unternehmerfamilie Grohe versammelt?

Grohe: Ja. Das ist unser schwäbischer Ansatz: Die Ausschüttungen werden in einem gemeinsamen Topf thesauriert. Das gemeinsame Vermögen hält die Familie zusammen. Viele Familien fallen ja auseinander, sobald einzelne Gesellschafter ausbezahlt werden. Es ist nicht unser Interesse, dass sich die Familie auseinanderlebt.


Zu den Personen

Richard Grohe sitzt seit Mai dieses Jahres als Vertreter der Familie Grohe im Aufsichtsrat der Hansgrohe SE. Bis Oktober 2016 war er Vorstandsmitglied der Hansgrohe SE und hat mehr als eine Dekade lang den Bereich Innovation geleitet sowie die Marke Hansgrohe geführt. Daneben hat er den französischen Markt erschlossen und verschiedene Tochterfirmen aufgebaut.

Robert Clausen arbeitet seit fast 20 Jahren mit der Familie Grohe zusammen und leitet die Syngroh Advisory GmbH. Davor war er im Investmentbanking tätig, unter anderem bei der BNP Paribas und Credit Suisse.

 

 

Zum Unternehmen

Die Aktivitäten der Familie Grohe gruppieren sich heute unter dem Dach der Syngroh Beteiligungs-GmbH, die zu 32 Prozent an der Hansgrohe SE beteiligt ist. Mehrheitlich gehört Hansgrohe heute der US-amerikanischen Masco Corporation. Die Syngroh Beteiligungs-GmbH bündelt das Vermögen sowie die Erträge der verschiedenen Assets. Die Tochter Syngroh Capital verfügt über ein Kapital von rund 100 Mio. Euro, mit dem die Familie bis 2022 drei bis fünf Beteiligungen eingehen möchte. Fünf Familienmitglieder beziehungsweise zwei Generationen sind in dem Single-Family Office und der angeschlossenen Beteiligungsgesellschaft vertreten, unter anderem auch Klaus Grohe, der die Geschichte des heutigen Milliardenkonzerns maßgeblich geprägt hat.

www.syngroh-capital.com

 

Autorenprofil

Als Redakteur bei der Unternehmeredition leitet Volker Haaß die Online-Aktivitäten sowie die Sonderpublikationen der Plattform. Dazu gehört unter anderem die FuS – Zeitschrift für Familienunternehmen und Strategie.

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