„Das Risiko, nichts zu tun, ist größer“

Die Marke Sennheiser will sich nach zwei schwächeren Ertragsjahren erneuern. Eine Restrukturierung sowie ein neues Technologieprogramm sollen die Grundlage dafür sein. Im Interview erklären die beiden geschäftsführenden Gesellschafter Andreas und Daniel Sennheiser, warum gerade die Auslandsmärkte dafür entscheidend sind.

Sie erwirtschaften derzeit bereits 85 Prozent im Ausland. Wird sich dieser Anteil künftig noch erhöhen?

Andreas Sennheiser: Ja, der Anteil wird weiter steigen. Wir wachsen in Asien derzeit 18 bis 20 Prozent, in Deutschland sind es vier Prozent.

Die weltweite Aufstellung definieren Sie als ausgleichende Kraft. Wollen Sie die Marke weiter globalisieren?

Daniel Sennheiser: Im vergangenen Jahr haben wir eine Vertriebstochtergesellschaft in Korea eröffnet. Wichtig ist, dass wir in einem Markt eine kritische Masse erreichen, um einen eigenen Standort betreiben zu können. Generell sind wir international aber bereits gut aufgestellt. Relevant ist für uns die Marktdurchdringung, zum Beispiel in Indien oder China, um unser Potenzial ausschöpfen zu können. Allein in Indien wächst die Mittelschicht jedes Jahr um 50 Mio. Menschen.

Wo erhoffen Sie sich denn mit Ambeo die höchsten Absätze?

Andreas Sennheiser: Ambeo erhält besonders in den USA eine hohe Aufmerksamkeit, gerade auch wegen der großen Filmstudios dort, die nach Differenzierung in ihren Inhalten suchen.

Ist Ambeo eine evolutionäre Entwicklung oder würden Sie das als interne Disruption bezeichnen?

Andreas Sennheiser: Ich glaube, es ist eine Erneuerung. Als Revolution oder Disruption würde ich es nicht bezeichnen. Wir wollen das Gute behalten und uns verstärkt wieder neu erfinden.

Wenn Sie das auf sich selbst beziehen: Ist Ambeo der Ruck nach eher schwächeren Jahren, den Sie auch von sich selbst verlangen?

Daniel Sennheiser: Wir glauben, wir haben die Entwicklung der Zeit erkannt, und reagieren so, wie es der Markt von uns verlangt, damit wir als Familienunternehmen mit Tradition die Zukunft der Audiowelt weiter gestalten können.


Zum Unternehmen

Sennheiser wurde 1945 in der niedersächsischen Wedemark bei Hannover gegründet, hat sich seitdem zu einem globalen Audiospezialisten für Kopfhörer und Mikrofonsysteme entwickelt und besitzt Produktionsstandorte in Deutschland, Irland und den USA. Der Umsatz von rund 670 Mio. Euro gliedert sich ungefähr zur Hälfte in die beiden Divisionen Consumer und Professional. Im vergangenen Jahr schrieb die Gruppe trotz Umsatzwachstums Verluste im einstelligen Millionenbereich, was einer internen Restrukturierung geschuldet war. Daneben investierte Sennheiser fast 60 Mio. Euro in die Entwicklung neuer Produkte. Mehr als 400 der insgesamt rund 2.800 Mitarbeiter arbeiten an vier Entwicklungszentren in Europa, China und den USA. Vor allem das Technologieprogramm Ambeo soll künftig neue Marktsegmente besetzen. Dahinter steckt das strategische Ziel, die Marke wieder stärker als Innovationsführer zu positionieren.

www.sennheiser.com

Zu den Personen

Dr. Andreas Sennheiser und Daniel Sennheiser führen in dritter Generation gemeinsam mit vier weiteren Geschäftsführern die Sennheiser-Gruppe. Nach einem Studium an der ETH Zürich und ersten Berufserfahrungen stieg Andreas Sennheiser 2010 ins elterliche Unternehmen ein. Daniel Sennheiser kam nach einem Studium im Bereich Produktdesign am Art Center College of Design im schweizerischen La-Tour-de-Peilz und im kalifornischen Pasadena sowie nach verschiedenen Stationen in Kommunikationsagenturen und internationalen Unternehmen 2008 zu Sennheiser. Seit 2013 sind sie gemeinsam geschäftsführende Gesellschafter und Co-CEOs. Einen Tag im Monat klinken sich beide Brüder aus der Geschäftsführung aus, um unter vier Augen über das Familienunternehmen zu sprechen.

Autorenprofil

Als Redakteur bei der Unternehmeredition leitet Volker Haaß die Online-Aktivitäten sowie die Sonderpublikationen der Plattform. Dazu gehört unter anderem die FuS – Zeitschrift für Familienunternehmen und Strategie.

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