„Vermögen sollte beruhigen“

Die Fürstlich Castell’sche Bank entwickelt sich vom klassischen Kreditgeber hin zu einem Vermögensverwalter. Im Interview sprechen Gesellschafter Ferdinand Fürst zu Castell-Castell und der Vorstandsvorsitzende Sebastian Klein über die wechselvolle Geschichte des Bankhauses und erklären, warum sie immer das gleiche Produkt anbieten.

Fürst Ferdinand, Sie führen die Bank als Vertreter der Linie Castell-Castell gemeinsam mit Otto Fürst zu Castell-Rüdenhausen. Wie ist das Verhältnis der beiden Linien außerhalb des Bankgeschäfts?

Fürst Ferdinand: Das Verhältnis ist sehr eng. Wir haben ja nicht nur das gemeinsame Bankgeschäft, sondern auch einen Landwirtschaftsbetrieb sowie zwei Forstbetriebe. Bei unserem Weingut haben wir die Flächen der Linie Castell-Rüdenhausen gepachtet. Fürst Otto ist mein Patensohn, er wiederum ist der Pate meines ältesten Kindes, ich bin das Patenkind seines verstorbenen Vaters und so weiter. Wir leben hier auf drei Kilometern und stimmen uns in allen betrieblichen, aber auch anderen Fragen ab. Wir sind eben ein klassisches Familienunternehmen.

Weinkeller des Fürstlich Castell´schen Domänenamts: Neben dem Bankgeschäft ist Fürst Ferdinand auch im Weinbau aktiv.
Weinkeller des Fürstlich Castell´schen Domänenamts: Neben dem Bankgeschäft ist Fürst Ferdinand auch im Weinbau aktiv.

Die Gesellschafter sitzen bei Ihnen allerdings traditionell nicht in der operativen Leitung. Wie tarieren Sie das Risiko aus, dass ein Manager, den Sie nicht an der Bank beteiligen, in einer Krise schneller weg ist als ein Geschäftsführender Gesellschafter?

Fürst Ferdinand: Indem wir eben auch gemeinsam durch Krisen gehen. Bei uns zählt nicht das Familienprinzip, sondern alleine die beste Qualifikation in der operativen Führung.

Klein: Aus meiner Sicht ist eine Beteiligung nicht das Entscheidende, um sich mit einem Unternehmen zu identifizieren. Die Motivation ist nicht nur monetär. Für mich ist ein Unternehmer nicht der, der Kapital hält, sondern der, der etwas gestalten will.

Bevorzugen Sie denn auch im Kreditgeschäft Familienunternehmen, die langfristig denken und entsprechend investieren wollen?

Fürst Ferdinand: Die bevorzugen uns, würde ich sagen.

Klein: Es gibt ein gewisses Verständnis dafür, wie das Unternehmen geführt wird. Vielen ist zum Beispiel wichtig, dass die Eigentümer in der Region leben und persönlich ansprechbar sind.

Wie stark zieht denn so ein Name wie Castell – oder müssen Sie viel Geld in die Akquise stecken?

Klein: Wir sind noch nicht so bekannt, wie wir sein könnten. Die meisten Neukunden gewinnen wir tatsächlich über Kundenempfehlungen. Wir machen so gut wie kein Marketing. Sie werden nicht sehen, dass wir irgendein Pferderennen oder Tennisturnier sponsern. Das kann sich der Kunde im Zweifel auch selbst leisten.

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