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“Energieeffizienz ist gefragt”

Die 3U Holding setzt auf Megatrends wie die Klimawende und CO2-freies Heizen; Foto: © Tamara_AdobeStock

Die 3U Holding erwirbt, betreibt und veräußert Unternehmen zum Zwecke der Wertsteigerung. Mit Geschäftsmodellen in Megatrends wie Digitalisierung, Klimawende und Heizen ohne CO2 ist die 1997 gegründete Management- und Beteiligungsholding erfolgreich und profitabel und strebt insbesondere im E-Commerce eine marktführende Position an. Seit dem Sommer ist die 3U Holding außerdem Teil unseres Baskets mit 15 börsennotierten Beteiligungsgesellschaften, die wir regelmäßig redaktionell begleiten. Wir sprachen mit dem Vorstand für Strategie und Geschäftsentwicklung Uwe Knoke und mit dem Head of Investor Relations Joachim Fleing

Unternehmeredition: Im September haben Sie Ihr Portfoliounternehmen InnoHubs und Anfang Oktober Ihre Anteile an der weclapp SE verkauft. Inwieweit haben diese Verkäufe Ihre bisherigen Ergebnisse für dieses Jahr beeinflusst?

Joachim Fleing: Von unserem EBITDA in Höhe von knapp 160 Mio. EUR sind 9,5 Mio. EUR organisch gewesen, also lässt sich sagen, dass die Verkäufe im Wesentlichen für das positive Ergebnis verantwortlich sind. Allerdings haben wir auch mit dem organischen EBITDA eine deutliche Steigerung um rund 40% gegenüber den ersten neun Monaten des Vorjahres erzielt.

Würden Sie dieses Ergebnis als Rekordergebnis bezeichnen?

Fleing: Also mit den Rekorden ist es immer ein bisschen schwierig. Wenn Sie in unsere Vergangenheit, kurz nach dem Börsengang, schauen, da hatten wir mit einem unserer Geschäftsmodelle so viel Umsatz und so viel Ergebnis wie jetzt im gesamten Konzern. Aber die Zeiten haben sich geändert. Und wenn wir die letzten Jahre Revue passieren lassen, dann ist das ein außerordentlich gutes Ergebnis.

Wie ist das aktuelle Ergebnis in diesen schwierigen Zeiten möglich gewesen? Liegt es auch daran, dass Sie mit Ihrer Portfolioausrichtung in Wachstumssegmenten unterwegs sind?

Uwe Knoke: Genau, also ich denke, dass wir speziell im Bereich ITK von den Krisen profitiert haben, und die fingen ja mit der Coronapandemie an. Das Thema Digitalisierung, das unserem Segment ITK inhärent ist, hat sich im Grunde genommen nur positiv gezeigt.

Im Onlinehandel gab es zu Beginn der Pandemie zunächst keine Auffälligkeiten, es wurde dann aber schwieriger, weil wir die Probleme mit den Lieferketten aus Asien und die Null-Covid-Politik in China zu spüren bekommen haben. Da sieht man die Abhängigkeit in vielen Bereichen und die hat uns insbesondere im Jahr 2021 im Onlinehandel betroffen. Mittlerweile hat sich dieses Segment wieder erholt.

Der Bereich Erneuerbare Energien war unbeeinflusst, da gab es weder positive noch negative Auswirkungen. Allerdings haben wir hier ein Problem mit der Erwartungshaltung. Wenn gesagt wird, wir wollen Erneuerbare Energien ausbauen, dann muss klar sein, dass es dabei nicht um eine schnelle Entwicklung geht. Der Bau von Wind- oder Solarparks, oder auch Repowering-Projekte haben aufgrund der Genehmigungsprozesse und der eigentlichen Bautätigkeit mindestens einen Horizont von drei Jahren.

Wurden Ihre Erwartungen hinsichtlich eines schnellen Ausbaus Erneuerbarer Energien enttäuscht?

Knoke: Ich drücke es mal so aus: Die Schritte, die eingeleitet sind, gehen zwar in die richtige Richtung, werden aber noch nicht ausreichen. Auf jeden Fall haben wir für unsere eigenen Windparks in Langendorf eine Erneuerung, ein sogenanntes Repowering, beantragt. Repowering heißt, ich baue eine alte Anlage ab und ersetze sie durch eine neue. Das ist Teil eines Gesetzespakets, mit dem Erleichterungen für das Repowering eingeführt werden. Wir befinden uns aktuell in diesem Genehmigungsprozess. Wir gehen davon aus, dass wir im zweiten Quartal 2023 die Genehmigung für das Repowering bekommen, aber dann brauchen wir immer noch zwei Jahre, bis die Anlagen in Betrieb sind.

Fleing: Das Geschäft ist generell witterungsabhängig. Wenn die Sonne scheint, kommt Geld rein, wenn der Wind weht, kommt Geld rein. Das ist mal die erste Prämisse. Die zweite Prämisse ist, wenn wir sagen, wir sind erfolgreich in Megatrends, dann sind das selbstverständlich Trends, die sich über eine lange Periode erstrecken, uns dann aber lange Rückenwind für die Zukunft bringen. Mit dem Repowering werden wir den Output unseres Windparks verdreifachen, von 36.000 auf 108.000 Megawattstunden.

Wie viele Portfoliounternehmen haben Sie denn?

Fleing: Es sind viele – aber die reine Anzahl ist im Grunde nicht aussagekräftig. Beispiel: ein Windpark ist eine GmbH & Co. KG. An ihr halten wir Kommanditanteile, und wir haben eine Betriebs-GmbH, sodass wir für einen Windpark zwei Beteiligungen brauchen. Daher erklärt es sich, dass wir insgesamt knapp 40 Beteiligungen haben, die allerdings nur zum Teil wirklich operativ sind. Im gesamten Bereich Erneuerbare Energien haben wir 2,5 Mitarbeiter bei 17 Gesellschaften.

Auf welches Ihrer drei Segmente werden Sie Ihre Investitionstätigkeit fokussieren?

Knoke: Wir haben in allen drei Segmenten Investitionsmöglichkeiten identifiziert. Wir müssen aber schauen, dass wir Unternehmen, die wir akquirieren, dann auch zügig integrieren und konsequent weiterentwickeln und das natürlich möglichst wirtschaftlich. Es ist unrealistisch, dass wir alles gleichzeitig machen. Selbstverständlich steht unser größtes Segment mit dem 3U Onlinehandel im Vordergrund. Aber durch die positive Geschäftsentwicklung und Liquidität, die wir aktuell haben, können wir aber Geld in jedes einzelne Geschäft stecken, in Mitarbeiter, Aktivitäten und Kundengewinnung. Die Motivation ist auch bei allen da, das, was wir in den letzten Jahren erfolgreich aufgebaut haben, fortzusetzen und das organische Wachstum noch stärker voranzutreiben.

Im Bereich Erneuerbare Energien bereiten wir bereits erste Repowering-Maßnahmen vor. Wir schauen auch, ob wir hier noch weitere Projekte entwickeln können. Im ITK-Bereich liegt der Fokus auf Vertrieb und Marketing, und im Onlinehandel gilt es jetzt nochmal intern zu investieren, um die Digitalisierung in unseren Abläufen noch weiter voranzubringen. Da geht es um Investitionen in Software, Hardware und Personal. Geplant ist auch, das Produktportfolio zu erweitern, damit wir im Onlineshop auch noch neue Segmente oder Kunden ansprechen können, und schließlich könnten auch dort mögliche M&A-Transaktionen anstehen.

Warum wollen Sie sich dem Onlinehandel als erstes zuwenden?

Knoke: Wir sehen im Ersatz fossiler Brennstoffe und in der Heizungssanierung und -modernisierung eine große gesellschaftliche Herausforderung. Wir alle werden unsere Heizsysteme umstellen müssen, von Gas auf nicht-fossile Wärmequellen. Und da haben wir zwei Effekte: Die Nachfrage steigt stark an, aber es fehlen Handwerker und Produkte. Da machen wir mit unseren Produkten und unserem Beratungsangebot Energieeffizienz greifbar und umsetzbar.

Was bieten Sie konkret?

Fleing: Über unseren Heimwerker-Onlineshop selfio.de bieten wir eine breite Palette von Produkten führender Markenhersteller aus dem Feld Heizung und Klima, aber auch Eigenmarkenprodukte an. Den Selberbauern helfen wir mit einem umfangreichen Beratungsangebot auf YouTube, aber auch offline. Unter anderem wird unsere Planungssoftware rege genutzt, um Fußbodenheizungen zu konfigurieren.

Streben Sie hier eine marktführende Position an?

Knoke: Die Spezialisierung auf das Thema Heizung, Lüftung und Wasser definiert eine Marktnische, in der es nur etwa ein knappes Dutzend an Onlineshops gibt. Und ja, in dieser Nische streben wir die Marktführerschaft an.

Wie entwickelt sich der Digitalisierungsbedarf im Mittelstand?

Knoke: Das Thema Digitalisierung der Prozesse ist sicherlich ein wesentlicher Baustein, mit dem man das wichtige Thema Kosteneffizienz adressieren kann. Darüber hinaus hat die Zahl der Cyberangriffe dramatisch zugenommen, was für mittelständische Unternehmen existenzbedrohend sein kann, wenn sie in diesen Bereich nicht investieren. Unser Angebot im Bereich Managed Services trägt dem hohen Sicherheitsbedarf Rechnung, und bietet mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit ihren IT-Service auszulagern, um sich voll auf ihr Kerngeschäft konzentrieren zu können. Wir stellen fest: der Bedarf an Digitalisierung ist im Mittelstand weiterhin gegeben – und durch das Thema Sicherheit mehr denn je.

Herr Knoke, Herr Fleing, wir danken Ihnen für das interessante Gespräch!


ZU DEN PERSONEN

Uwe Knoke studierte Informationstechnik an der Hochschule in Hannover. Nach seinem Abschluss zum Diplom-Ingenieur war er in verschiedenen Unternehmen der Telekommunikationsbranche tätig. Von Oktober 2010 bis Dezember 2011 war er Vorstand der LambdaNet Communications Deutschland AG. Ab Mai 2012 war er Geschäftsführer der weclapp GmbH bis September 2013. Seit Dezember 2013 ist Uwe Knoke Geschäftsführer der 3U TELECOM GmbH. Am 1. November 2021 wurde er außerdem zum Vorstand der 3U HOLDING AG bestellt.

Dr. Joachim Fleing ist seit 1998 im Bereich Investor Relations tätig, zunächst als IR-Verantwortlicher der Heyde AG, danach 15 Jahre lang als freier IR-Berater. Seit 2019 ist er Head of Investor Relations der 3U Holding AG. Das im Prime Standard gelistete Unternehmen ist in den Segmenten ITK (Informations- und Telekommunikationstechnik), Erneuerbare Energien und SHK (Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik) tätig.

 

www.3u.net

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