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„Eine spezielle Charta brauchen wir nicht“

Die Diskussion um Pegida und Flüchtlinge kocht immer weiter hoch. Dabei gibt es einen Bereich in Deutschland, wo Integration seit Jahrzehnten gelingt: In den Unternehmen. Wir haben nachgefragt bei Dr. Alfons Hätscher und Walter Dorra von der Hirschvogel Gruppe, einem Automobilzulieferer aus dem bayrischen Landsberg. Integration ist dort seit Jahren gelebte Praxis.

Welche Rolle spielen Unternehmen bei der Integration in Deutschland?

Dr. Hätscher: Eine sehr große, denn Mitarbeiter mit Migrationshintergrund müssen sich in das jeweilige Unternehmen und seine Kultur einfügen. Also in die Strukturen, Prozesse, Entscheidungswege und betriebliche Regelungen.

Welche Rolle spielt das Thema für Hirschvogel?

Dorra: Wir haben vor bereits mehr als 30 Jahren Mitarbeiter mit Migrationshintergrund eingestellt und tun dies nach wie vor. Für uns ist das kontinuierliche Praxis und ein ganz normaler Vorgang. Die Besetzung einer Position orientiert sich ausschließlich an der fachlichen und persönlichen Kompetenz.

Stammwerk der Hirschvogel Gruppe in Denklingen: Das Unternehmen beschäftigt weltweit 4.000 Mitarbeiter.

Wie viele Mitarbeiter mit Migrationshintergrund beschäftigen Sie?

Dorra: In Deutschland sind das etwa 400 Mitarbeiter, also knapp 12 Prozent der Belegschaft. Die meisten Mitarbeiter mit Migrationshintergrund arbeiten in der Produktion, aber sie sind auch in der Forschung und Entwicklung, im Engineering und Vertrieb sowie in der Verwaltung.

Gab es dabei schon jemals Probleme?

Dorra: Nein, es gibt keine anderen Schwierigkeiten als mit Mitarbeitern ohne Migrationshintergrund.

Worauf kommt es bei der Integration an? Haben Sie eine „Charta“?

Dr. Hätscher: Wichtig ist, jeden Mitarbeiter fair und menschlich zu behandeln, ungeachtet seines kulturellen, nationalen oder familiären Hintergrunds. Eine spezielle Charta haben und brauchen wir nicht. In unserem Unternehmensleitbild haben wir den Umgang miteinander unabhängig von kulturellen, nationalen oder ähnlichen Unterschieden verankert.Die Diskussion um Pegida und Flüchtlinge kocht immer weiter hoch. Dabei gibt es einen Bereich in Deutschland, wo Integration seit Jahrzehnten gelingt: In den Unternehmen. Wir haben nachgefragt bei Dr. Alfons Hätscher und Walter Dorra von der Hirschvogel Gruppe, einem Automobilzulieferer aus dem bayrischen Landsberg. Integration ist dort seit Jahren gelebte Praxis.

Welche Bedeutung hat das Thema innerhalb der Unternehmensführung?

Dr. Hätscher: Wir sehen unsere Belegschaft als Ganzes und nicht als eine Ansammlung unterschiedlicher Gruppen, die unterschiedlich zu behandeln wären. Mitarbeiter mit Migrationshintergrund werden nicht anders oder speziell behandelt. Stattdessen gehen wir auf persönliche Belange ein, genau wie bei jedem anderen Mitarbeiter auch.

Welche Rolle spielen die Mitarbeiter?

Dorra: Eine sehr wichtige Rolle, da sie im Rahmen ihrer täglichen Zusammenarbeit einen wesentlichen Beitrag zur Integration von Kolleginnen und Kollegen mit Migrationshintergrund leisten. Bei Hirschvogel gibt es hier gar keine Probleme.

Wie beurteilen Sie die gegenwärtige gesellschaftliche Debatte um Pegida und Zuwanderung aus unternehmerischer Sicht?

Dr. Hätscher: Zu gesellschaftspolitischen Themen äußern wir uns grundsätzlich nicht.

Spielt für Sie auch das Thema Ausbildung von Flüchtlingen eine Rolle?

Dorra: Nein, zur Zeit nicht.

Danke für das Gespräch!


Zu den Personen

Dr. Alfons Hätscher ist Geschäftsführer Finanzen bei der Hirschvogel Holding GmbH im oberbayrischen Denklingen. Werner Dorra ist Leiter Human Resources Deutschland bei der  Hirschvogel Umformtechnik GmbH. Die Hirschvogel Gruppe ist einer der größten weltweit tätigen Automobilzulieferer auf dem Gebiet der Massivumformung von Stahl und Aluminium. Der Gruppenumsatz lag 2013 bei 810 Mio. Euro, die Mitarbeiterzahl bei 4.000. www.hirschvogel.com

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