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Stärker diversifizieren

Politische Instabilitäten, die Geldpolitik der Notenbanken oder Eingriffe von Regulatoren. Viele Faktoren bestimmen derzeit die Vermögensanlage reicher Familien. Der Trend beim Family Office geht klar zur Diversifizierung.

Im privaten Family Office (FO) werden diejenigen Aufgaben, die mit der Verwaltung von großen Privat- beziehungsweise Familienvermögen zusammenhängen, konsolidiert. Das Family Office ist die Schnittstelle der Familie zu Steuern, Recht und allen Bereichen und Aspekten der Vermögensanlage.

Da jede Familie andere Anforderungen und Präferenzen bei der Verwaltung des eigenen Vermögens zugrunde legt, gibt es viele unterschiedliche Strukturen. Und so werden einige Leistungen in Eigenregie erbracht, andere im Anbietermarkt zugekauft.

Diversifikation in unsicheren Zeiten

Die Anlage großer Vermögen ist ein Feld, das von unterschiedlichsten Zielvorgaben und Strukturen geprägt ist. Doch es gibt ein Phänomen, das nahezu alle großen Privatvermögen betrifft: Die Diversifikation wird zunehmend die zentrale Vorgabe für die Vermögensstrategie. Grund hierfür sind sich gegenseitig verstärkende Einflussfaktoren: Die Geldpolitik der Notenbanken, die nicht zuletzt zu dauerhafter Zinserosion im Rentenmarkt und Asset-Preis-Blasen bei Immobilien, Land und Forst geführt hat. Ferner die politischen Instabilitäten, vermehrt auch in Europa. Das Brexit-Referendum und die Lage in der Türkei sowie der Vormarsch der antieuropäischen bis national orientierten politischen Fraktionen. Und schließlich die zunehmenden Eingriffe der Regulatoren in nationale und internationale Rahmenbedingungen.

All das erhöht nicht zuletzt die Komplexität auch für Einzelinvestitionen, die nicht nur praktisch, sondern auch rechtlich und steuerlich umfassend beherrscht werden müssen.

FOSTER analysierte deswegen, wie Family Offices die Diversifikation umsetzen, und untersuchte die Portfolien genauer. Die Daten für die Untersuchung wurden sowohl qualitativ als auch quantitativ erhoben. Von den 40 Teilnehmern an der Studie war die Mehrheit ein Single Family Office. In dieser Gruppe wurden zudem 22 Interviews geführt.

 Politische Instabilitäten, die Geldpolitik der Notenbanken oder Eingriffe von Regulatoren. Viele Faktoren bestimmen derzeit die Vermögensanlage reicher Familien. Der Trend beim Family Office geht klar zur Diversifizierung.


“Die Professionalisierung der Family Offices schreitet voran.”

Michael Staab, Geschäftsführer des FOSTER Forschungsinstituts für Family Offices


Family Office: Erkenntnisse der Untersuchung

  1. Die Ergebnisse der Untersuchung bestätigen bereits seit Jahren beobachtete Trends – sie legen aber auch Widersprüchliches offen.
  2. Die Professionalisierung der Family Offices schreitet voran: Die strategische Vermögensplanung wird in zunehmenden Fällen von Family Offices selbst erbracht – Investment-Prozesse, Rechts- und Steuerberatung werden weiterhin nach außen gegeben.
  3. Unabhängigkeit von Interessenkonflikten und Diskretion sind Treiber der Internalisierung – in der Realität geht der Trade-off aber auch zugunsten messbarer Fakten wie Preis und Leistung.
  4. Das eigene Netzwerk ist der mit Abstand am häufigsten genutzte Zugang von Family Offices zu externen Beratern.
  5. Handlungsfähigkeit gewinnt an Bedeutung: Das Reporting wird, intern wie extern, deutlich auf Effizienz getrimmt.
  6. Compliance spielt keine Rolle in den Family Offices – lediglich diejenigen, die sich externen Kunden öffnen wollen, werden „compliant“ sein müssen.
  7. Risikoaverse Familien handeln eher auf der Basis objektiver Maßstäbe bei der Auswahl der Dienstleister. Solche Familien hingegen, die eher unvorbereitet auf akute Risiken treffen, neigen mitunter zu Attentismus: Berater werden subjektiv ausgewählt, Wechsel finden erstaunlicherweise seltener statt.
  8. Die Verwaltung von liquiden Assets haben Family Offices mehrheitlich außer Haus gegeben. Die Verwaltung von illiquiden Anlagen hingegen findet sehr oft intern statt.
  9. Dominante Anlagen sind Aktien, Immobilien und Private Equity. Die Renditeziele werden in allen drei Bereichen jedoch nicht erreicht.
  10. Private Debt und Infrastruktur-Investments sind wenig nachgefragt. Hauptgrund ist mangelndes Verständnis. In beiden Fällen sollten Fonds die genannten Probleme überwinden können.
  11. Die Nachsteuerrendite ist für die meisten Family Offices sekundär. In erster Linie zählt die Güte des Investments.
  12. Der zunehmende Alternative-Investment-Fokus bringt Asset Champions unter den Family Offices hervor, die ihre Expertise zusehends anderen Family Offices anbieten.
  13. Diversifikation liegt im Trend. Das Kapital der Family Offices sammelt sich jedoch stärker in Deutschland.
  14. Im Beziehungsverhältnis zwischen der Familie und ihrem Family Office ist Vertrauen die notwendige Bedingung. Expertise kann in nahezu allen Bereichen zugekauft werden – Vertrauen nicht.

(© FOSTER)

Zur Person

Michael Staab, 54, ist Gesellschafter und Geschäftsführer der FOSTER Forschungsinstitut für Family Offices GmbH in Frankfurt am Main und Zürich.

www.foster-institut.com

 

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