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„Die Komfortzone wird größer“

Mehr als 5 Mio. Gäste besuchten 2014 den Europa-Park in Rust. Nun will der Chef, Roland Mack, einen dreistelligen Millionenbetrag in einen Wasserpark nebenan investieren. Im Gespräch mit der Unternehmeredition erklärt er, was er künftig noch vor hat, und vor allem, wer nach ihm das Sagen hat. 

Unternehmeredition: Herr Mack, einen Großteil der Fahrgeschäfte für den Europa-Park bauen Sie selbst. Als Ihr Vater aus dem Produktionsbetrieb aus- und in den Park eingestiegen ist, hatten Sie von „wieder mitregieren“ gesprochen. Jetzt steht bei Ihnen der Generationswechsel an. Können Sie denn loslassen?

Mack: Das kann man nicht ganz vergleichen. Er war ja hauptsächlich im Produktionsbetrieb tätig. Und wer meinen Vater kannte, dem war klar, dass er nicht von heute auf morgen in den Ruhestand geht. Der Europa-Park war für ihn immer eine Art Hobby. Er wurde dann zu etwas Größerem. Sicherlich kam es dann zu der ein oder anderen Kompetenzüberschneidung. Meine Mutter musste ab und an schlichten. Doch als die Kräfte schwanden, hat er Ratschläge gerne angenommen.

Ein Highlight: Die Achterbahn im Europa-Park.

Was heißt das konkret für Ihre Übergabe?

Sie ist ein Prozess, der sukzessive abläuft. Viele Unternehmensberater halten eine absolute Zäsur für den richtigen Schritt. Allerdings haben diese wohl selten einen solchen Exoten wie unseren Themenpark beraten. Der sofortige Ausstieg mag bei einem klassischen Maschinenbauer funktionieren. Doch wir sind stark diversifiziert. Emotionen und Lebenserfahrung spielen eine sehr große Rolle. Auch Marktvergleiche fallen schwer, da vieles auf unser Unternehmen zugeschnitten ist.
Wie weit sind Sie denn mit dem schrittweisen Rückzug?
Jungen Menschen muss man früh Verantwortung geben. Das durfte ich selbst erfahren. Mit 23 Jahren hatte ich bereits das volle Vertrauen meines Vaters und wurde Unternehmer. Diese positive Erfahrung habe ich weitergegeben.Mehr als 5 Mio. Gäste besuchten 2014 den Europa-Park in Rust. Nun will der Chef, Roland Mack, einen dreistelligen Millionenbetrag in einen Wasserpark nebenan investieren. Im Gespräch mit der Unternehmeredition erklärt er, was er künftig noch vor hat, und vor allem, wer nach ihm das Sagen hat. 

Seit wann sind Ihre Söhne in leitender Position?

Michael war zuerst zwei Jahre im Produktionsbetrieb, bevor er in den Park kam. Insgesamt ist er jetzt neun Jahre im Familienunternehmen. Thomas hat vor sieben Jahren direkt bei uns in leitender Position angefangen – bedingt durch den Tod und das altersbedingte Ausscheiden zweier Manager.

Aufgrund Ihrer Präsidentschaft beim Weltverband der Freizeitindustrie waren Sie wahrscheinlich auch nicht jeden Tag in Rust im Park?

Richtig, und das half den beiden Söhnen sehr, ins Unternehmen zu finden und wichtige Entscheidungen zu treffen. Fünf Jahre war ich beim Verband im Vorstand. Das operative Geschäft hatte ich schon damals komplett an meine beiden Söhne und meinen Bruder übertragen. Dennoch bin ich bis ins letzte Detail in alle Entscheidungen involviert gewesen. Damals probten wir schon mal den Ernstfall. Als die Amtszeit im vergangenen Jahr auslief, änderten wir an dieser Situation auch nichts mehr.

Wie viele Jahre wollen Sie denn noch aktiv sein?

Für mich bedeutet das Leben im Park Beruf und Hobby zugleich. Der Spaßfaktor ist sehr hoch. Die vergangenen 45 Jahre habe ich nie als Belastung empfunden. Insofern fällt es mir schwer, ab einem bestimmten Tag keine Funktion im Park mehr auszuüben. Dinge, die mich quälen, delegiere ich häufiger. Bürgerversammlungen etwa. Die Komfortzone, die ich mir aufbaue, wird größer. Zumindest empfinde ich das so.Mehr als 5 Mio. Gäste besuchten 2014 den Europa-Park in Rust. Nun will der Chef, Roland Mack, einen dreistelligen Millionenbetrag in einen Wasserpark nebenan investieren. Im Gespräch mit der Unternehmeredition erklärt er, was er künftig noch vor hat, und vor allem, wer nach ihm das Sagen hat. 

Einem Workaholic wie Ihnen, für den der Sonntag ein normaler Arbeitstag ist, muss es dennoch schwer fallen, kürzer zu treten.

Das stimmt schon. In unserer Branche darf man allerdings wenige Fehler machen. Passieren sie dennoch, möchte man gerne dabei sein, um das Unternehmen auf Kurs zu halten. Sicherlich bekam ich das auch von meinem Vater ein Stück weit eingeimpft. Er sagte immer: Man kann nicht mehr verlangen als man bereit ist, selbst zu leisten.

Hotel Colosseo: Immer stärker entwickelt sich der Europa-Park zum Ressort

Wann war für Sie klar, dass Ihre Söhne das Unternehmen führen können?

Wir haben in unserer Familienverfassung geregelt, dass es einer gewissen Berufsausbildung braucht, um Gesellschafter werden zu können, und man operativ mitwirken muss. Diese Kriterien haben beide schnell erfüllt. Jedes freie Wochenende arbeiten sie seit vielen Jahren im Park mit. Sie haben ihn sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen.

Warum ist das Nachfolgethema so ein schwieriges in Deutschland?

Pauschal ist das schwer zu beantworten. Ein Grund kann sein, dass es viele Mittelständler gibt, die so spezialisiert sind, dass die Kinder ganz andere Interessen haben. In meinem Unternehmen gibt es allerdings so viele unterschiedliche Betätigungsfelder, dass sich die Söhne ausleben können. Vielen Unternehmen geht es wirtschaftlich auch nicht so gut – Zukunftsängste spielen eine große Rolle.

Mehr als 5 Mio. Gäste besuchten 2014 den Europa-Park in Rust. Nun will der Chef, Roland Mack, einen dreistelligen Millionenbetrag in einen Wasserpark nebenan investieren. Im Gespräch mit der Unternehmeredition erklärt er, was er künftig noch vor hat, und vor allem, wer nach ihm das Sagen hat. 

Blick über das Europa-Park Gelände

 

Was ist das nächste große Ding der Familie Mack?

Wir planen einen riesigen Wasserpark. Wir wollen uns mehr und mehr zum Ressort entwickeln und die Chancen des Ganzjahresgeschäfts nutzen. Dann haben wir die Chance auf eine hohe Auslastung unserer Hotels, zu einer Zeit, in der der Europapark noch geschlossen ist

Wie weit sind Sie damit?

Momentan läuft das Planverfahren. Wir gehen davon aus, dass wir 2016 die Baugenehmigung erhalten. Zur Wintersaison 2018 könnten wir dann eröffnen. Ist die Nachfrage groß, könnte ein weiterer Bauabschnitt folgen. Allerdings ist der Prozess langwierig. Wir hatten bereits acht Bürgerveranstaltungen. Für einen Unternehmer, der hier mehrere hundert Arbeitsplätze schafft und einen Betrag im dreistelligen Millionen-Bereich investiert, ist so viel Mitspracherecht schwer nachvollziehbar.

Wie finanzieren Sie das Projekt?

Aus eigenen Mitteln und mit Bankkrediten, ohne Subventionen und weitere Gesellschafter. Darauf sind wir stolz. Und das macht häufig auch den Unterschied zu Private-Equity-finanzierten Unternehmen und Konzernen aus. Diese können vielleicht den Umsatz steigern und auch auf der Ertragsseite die Erwartungen erfüllen. Die Qualität leidet allerdings. Und selbst der Disney-Konzern hat es in 25 Jahren nicht geschafft, Disneyland in Paris in die schwarzen Zahlen zu bringen.

Für die Finanzierung des Wasserparks spielt sicherlich auch die Erbschaftsteuer eine große Rolle. Wie zufrieden sind Sie denn mit dem Urteil, das Mitte Dezember gefällt wurde?

Ich bin zweigeteilt. Positiv ist, dass Familienunternehmen entlastet werden dürfen, ohne dass es verfassungsrechtlich bedenklich ist. Andererseits werden auch Forderungen der Grünen miteinfließen, um das Gesetz durch den Bundesrat zu bekommen. Sie denken an eine Verdoppelung des Aufkommens aus der Erbschaftsteuer. Die Frage ist, wer die Zeche zahlen soll. Wahrscheinlich werden es die großen Familienunternehmen sein. Doch auch bei diesen werden Arbeitsplätze gesichert und hohe Investitionen getätigt. Die Erbschaftsteuer träfe diese Unternehmen jedoch genauso stark wie die Kleinen. Die Politik hat nicht begriffen, wie der Mittelstand funktioniert. Es geht nicht darum, möglichst viel Geld zu horten, sondern darum, das Geld zu reinvestieren.

Danke für das Gespräch!


Roland Mack, Gründer des Europa-Parks

Zur Person:
Roland Mack ist Gründer des Europa-Parks in Rust, dem größten Freizeitpark im deutschsprachigen Raum. Jährlich strömen mehr als 5 Mio. Gäste in den Park im Schwarzwald. Mack beschäftigt hier mehr als 3.500 Menschen. Mittlerweile ist der Park darüber hinaus zum größten Hotelressort in Deutschland mit mehr als 5.700 Betten gewachsen. Auch ein Sterne-Lokal hat sich mittlerweile etabliert. Sukzessive will der studierte Maschinenbauer das Unternehmen an seine beiden Söhne übergeben. www.europapark.de

 

 

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