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Die Finanzierung der Nachfolge

Auch wenn das Institut für Mittelstandsforschung von ca. 135.000 Unternehmensnachfolgen bis 2018 ausgeht – Nachfolgekandidaten seien genug vorhanden. Das größere Problem sind die Finanzierungsspielräume.

Nach Schätzung des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn werden in den Jahren 2014 bis 2018 etwa 135.000 Unternehmen in familiärer Hand zur Übergabe an einen Nachfolger anstehen. Nach derzeitigem Trend werden etwa 54 Prozent dieser Unternehmen innerhalb der Familie verbleiben, 29 Prozent werden an unternehmensfremde Manager verkauft (Management-Buy-In/MBI) und die übrigen 17 Prozent werden durch unternehmensinterne Nachfolger (Management-Buy-Out/MBO) übernommen.

Laut einer Studie des IfM aus dem Jahr 2013 stehen genügend Nachfolgeinteressenten für die zukünftig zu übergebenden Unternehmen zur Verfügung. Eine „Nachfolgelücke“ wird es also in personeller Hinsicht danach voraussichtlich nicht geben. Viel eher stellt sich die Frage, ob die potenziellen Nachfolger und die zu übergebenden Unternehmen in Bezug auf Größe, Branche oder auch Kaufpreis zusammenpassen. Zudem gilt es, die potenziellen Nachfolger nicht nur in fachlicher und persönlicher Hinsicht auf Herz und Nieren zu prüfen, sondern auch frühzeitig zu klären, ob der gewünschte Kandidat auch finanziell in der Lage ist, das Unternehmen zu übernehmen.

Knackpunkt Finanzierung

Während Nachfolgelösungen in der Familie zumindest in personeller Hinsicht durch bestehende Familienmitglieder oft leichter darzustellen sind, ist insbesondere bei familienexternen Nachfolgevarianten (MBI, MBO) die Finanzierung des Unternehmenskaufs die bisweilen größte Hürde bei der Suche nach einem möglichen Nachfolger. So gab nach einer Umfrage von Statista 2014 jeder zweite potenzielle Übernehmer als Hemmnis bei der Unternehmensnachfolge die bestehenden Finanzierungsschwierigkeiten an.Auch wenn das Institut für Mittelstandsforschung von ca. 135.000 Unternehmensnachfolgen bis 2018 ausgeht – Nachfolgekandidaten seien genug vorhanden. Das größere Problem sind die Finanzierungsspielräume.

Bei der Suche nach einer geeigneten Finanzierung kommt es dabei in der Regel auf die folgenden drei Fragestellungen an:

  1. In welcher Höhe besteht der Finanzierungsbedarf?
  2. Was kann beziehungsweise können der oder die Erwerber selbst als Eigenmittel in die Finanzierung einbringen?
  3. Wie groß ist die verbleibende Finanzierungslücke und welche Möglichkeiten gibt es, diese zu schließen?

Die erste Frage ist dabei recht schnell zu beantworten: In der Regel fallen bei einem Unternehmenskauf der ausgehandelte Kaufpreis sowie Transaktionskosten in Höhe von etwa fünf bis zehn Prozent des Kaufpreises an. Wird das Unternehmen an ein Familienmitglied übertragen, ist zudem zu prüfen, ob etwaige Erbansprüche anderer Familienmitglieder zu berücksichtigen sind. Außerdem sollte der zukünftige Unternehmer bereits bei Kauf bedenken, dass das Unternehmen über ausreichend Betriebsmittel und Mittel für Ersatz- und Neuinvestitionen verfügt, um den Geschäftsbetrieb nachhaltig zu sichern.

Eigenkapital des Nachfolgers

Schwieriger wird es zusammenzustellen, was der Nachfolger selbst in die Finanzierung einbringen kann. Neben dem vorhandenen Barvermögen oder einer privaten Bürgschaft gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, über die Stellung privater Sicherheiten wie einer Immobilie Eigenmittel in die Finanzierung einzubringen. Dies ist möglich, indem der Übernehmer im Rahmen der persönlichen Haftung Fremdkapital aufnimmt und dies zum Erwerb des Unternehmens nutzt. Wird das Unternehmen durch einen Familienangehörigen übernommen, können auch die bestehenden Erbansprüche an dem Unternehmen als Eigenkapital hinzugerechnet werden.Auch wenn das Institut für Mittelstandsforschung von ca. 135.000 Unternehmensnachfolgen bis 2018 ausgeht – Nachfolgekandidaten seien genug vorhanden. Das größere Problem sind die Finanzierungsspielräume.

Beteiligungskapital

Als weitere Eigenkapitalquelle besteht zudem die Möglichkeit, externes Beteiligungskapital über eine offene Minderheitsbeteiligung aufzunehmen. Diese wird in der Regel abhängig vom Erfolg des Unternehmens vergütet. Der Beteiligungsgeber tritt dabei im Außenverhältnis als weiterer Gesellschafter des Unternehmens auf, im Innenverhältnis kann die Übernahme von unternehmerischen Rechten und Pflichten individuell vereinbart werden.

Ergänzend hierzu beteiligen sich auch Förderbanken und öffentliche Beteiligungsgesellschaften mit typisch stillen Beteiligungen am Unternehmen. Hierbei leistet der stille Gesellschafter eine Einlage in das Unternehmen, wird aber im Außenverhältnis nicht als Gesellschafter ausgewiesen. In der Regel sind die Einflussmöglichkeiten eines stillen Gesellschafters auf die Geschäftsführung des Unternehmens zudem deutlich zurückgenommen. Eigenkapital und eigenkapitalähnliche Mittel sollten insgesamt in der Größenordnung von rund 50 Prozent des Transaktionsvolumens vorliegen.

Verkäuferdarlehen

Hat der Altgesellschafter außerdem den Wunsch, weiterhin an dem Unternehmen zu partizipieren, ist die Verwendung eines Verkäuferdarlehens als Finanzierungsbaustein zu überlegen. Hierbei wird ein Teil des Kaufpreises als Darlehen für einen Zeitraum von beispielsweise zwei bis drei Jahren im Unternehmen belassen. Der Verkäufer erhält somit nicht den vollen Kaufpreis zum Zeitpunkt des Unternehmensverkaufs, bekommt aber im Gegenzug eine adäquate Verzinsung seines Darlehens. Das Verkäuferdarlehen verringert dabei die Höhe der vom Käufer extern zu beschaffenden Kaufpreisfinanzierung und schließt somit gegebenenfalls eine Finanzierungslücke.

Abschließend ist das Akquisitionsdarlehen zu nennen. Dieses wird von Banken zur Finanzierung des Unternehmenskaufpreises ausgegeben und für gewöhnlich in eine Tilgungstranche und eine endfällige Tranche strukturiert. Die Herausforderung ist hierbei, eine Gesamtfinanzierung zu strukturieren, die für das Unternehmen tragbar und mit einer sorgfältig erarbeiteten Unternehmensplanung vereinbar ist.

Fazit

Auch zukünftig wird die Finanzierung die wesentliche Herausforderung für Unternehmensnachfolger sein. Es ist daher wichtig, sich frühzeitig mit den Finanzierungsmöglichkeiten und -strukturen auseinanderzusetzen und eine auf den Einzelfall zugeschnittene adäquate Mischung aus Eigen- und Fremdkapitalmitteln zu finden. Dabei sollte in jedem Fall das Gespräch mit mehreren Finanzierungspartnern gesucht werden. Zudem empfiehlt es sich, einen externen Berater hinzuzuziehen, der den Markt oft besser kennt und die Verhandlungen mit Banken und anderen Finanziers begleiten kann. So lassen sich potenzielle Risiken aus der Finanzierung von Beginn an vermeiden und der Erfolg für den Unternehmenskauf sichern.


Zur Person

Judith Beinlich ist Projektmanagerin im Bereich Unternehmensfinanzierung der NRW.BANK. Als Förderbank des Landes stellt die NRW.BANK u.a. Eigenkapitalfinanzierungen für die Umsetzung von Nachfolgelösungen im Mittelstand in NRW bereit. www.nrwbank.de

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