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Die Familie im Hintergrund

Die Unternehmerfamilie bietet dem „Deutschen Mittelstand“ einen stabilisierenden Finanzierungspartner. Das Familienunternehmen steht damit aber auch in einer besonderen Verantwortung gegenüber „seiner“ Familie.

Das Ausland beneidet uns um den „Deutschen Mittelstand“, denn er hat sich in der Vergangenheit innovativ und krisenresistent gezeigt. In den nächsten Jahren stehen aber auch diese Unternehmen, oftmals Weltmarktführer mit einem hochtechnologischen Spezialprodukt, vor gewaltigen Herausforderungen. „Industrie 4.0“ ist als Schlagwort für vernetzte Produktionsabläufe in aller Munde. Wer hier den Anschluss nicht verpassen will, muss über die Produktionsoptimierung hinaus in Innovationen investieren. Aktuelle Studien zeigen jedoch eine Neigung, Innovationsfinanzierung zugunsten einer höheren Eigenkapitalquote zurückzustellen. Dies ist unter dem Aspekt der Krisenprävention ein im Grundsatz richtiger Ansatz – zugleich jedoch ein schleichender Abschied von der Innovationsführerschaft, die die heutige Stärke des produzierenden Mittelstands begründet hat. Bei  künftig wieder steigenden Zinsen verschärfen sich nicht nur Refinanzierungsmöglichkeiten. Viel mehr noch drohen innerhalb der kommenden Jahre ganze Absatzmärkte wegzubrechen.

Die Familie als Chance 

Fast alle deutschen Mittelständler sind Familienunternehmen. Dies bietet dem Unternehmen eine unschätzbare Ressource: die Familie. Neben der hohen Bereitschaft zur Eigenkapitalzuführung arbeiten strategisch agierende Unternehmer in bester Kaufmannstradition noch oft mit einer starken Hausbank zusammen. Nicht selten ist dies die örtliche Sparkasse. Die gelebte Identifikation mit dem Schicksal des Unternehmens führt zugleich zu einer hohen Loyalität der Mitarbeiter. Selbst für große Zugeständnisse lassen sich die Mitarbeiter gewinnen, weil es auch „ihr“ Unternehmen ist, das sie retten. Auf Marktveränderungen kann ein Familienunternehmen ohne den Überbau eines internationalen Konzernverbunds flexibler reagieren. Darüber hinaus denken gut organisierte Unternehmerfamilien nicht an kurzfristige Erfolge, sondern in Generationen. Sie investieren zwar auch bestandserhaltend-vorsichtig, aber genauso in Zukunftsmärkte, in denen Investitionen einen langen Atem benötigen.

Mit der umfassenden Unterstützung korreliert die Erwartung der Unternehmerfamilie, dass das Unternehmen „im Alter“ für sie sorgt, insbesondere durch eine verlässliche Dividende. Nur wenn strategische Entscheidungen diesen Aspekt berücksichtigen, rechtfertigt das Unternehmen die wohlwollende Unterstützung, die man ihm zukommen lässt.Die Unternehmerfamilie bietet dem „Deutschen Mittelstand“ einen stabilisierenden Finanzierungspartner. Das Familienunternehmen steht damit aber auch in einer besonderen Verantwortung gegenüber „seiner“ Familie.

Herausforderungen

Mit jeder Generation steigt die Zahl der Familienmitglieder. Es muss dennoch sichergestellt sein, dass das Unternehmen handlungsfähig bleibt. Strategische Entscheidungen müssen schnell, überlegt und verlässlich getroffen werden können. Daher müssen auch die gesellschaftsrechtlichen Strukturen angepasst werden, etwa indem Kompetenzen auf einen Familienrat übertragen werden. In der Geschäftsführung hat die Kindgeneration den Vater noch als Unternehmensgründer erlebt, der Entscheidungen allein traf. Ruht die Geschäftsführung jetzt auf mehreren Nachfolgern, muss dieser „Kulturwandel“ bewusst erlernt werden. Zu berücksichtigen ist bei all diesen Themen, dass Familienmitglieder eine gemeinsame emotionale Vergangenheit mitbringen. Hier hilft ein aus den Bedürfnissen jedes Einzelnen abgeleitetes Familienleitbild, die gemeinsame Identifikation als Unternehmerfamilie zu stärken.

Daneben gehört zu einer guten Planung auch der Aufbau eines haftungsfreien Privatvermögens, mit dem nicht nur der persönlichen Vorsorge Rechnung getragen wird. Neufinanzierungen, sei es im Rahmen von Expansion oder Krise, gestalten sich deutlich einfacher, wenn die Unternehmerfamilie durch einen eigenen Finanzierungsbeitrag ihr Bekenntnis zum Unternehmen und zur aktuellen Finanzierungsaufgabe unterstreicht.

Fazit

Die Unternehmerfamilie stellt eine wertvolle Ressource für die Finanzierungsherausforderungen mittelständischer Familienunternehmen dar. Dies erfordert jedoch, dass sich die Familie ihrer Identität und das Unternehmen seiner Verantwortung für die Familie bewusst ist. Gelingt dies, bietet ein familiengeführtes Unternehmen eine unerreichte Stabilität zur Bewältigung von Krisen wie auch zur Anpassung an Marktveränderungen.


Zur Person

(© GSK Stockmann + Kollegen)

Diplom-Betriebswirt (BA) Dr. Raoul Kreide ist Rechtsanwalt und Mediator der Kanzlei GSK Stockmann + Kollegen. Er berät Familienunternehmen und die Unternehmerfamilie, um dem Unternehmen die Familie nachhaltig als wertvolle Ressource zu erhalten. GSK Stockmann + Kollegen ist eine der führenden unabhängigen Wirtschaftskanzleien in Deutschland. www.gsk.de

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