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“Die Bedeutung von Private Equity hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen”

Die Expansion ins Ausland ist häufig mit einem hohen Kapitalbedarf verbunden. Private Equity stellt ein geeignetes Finanzierungsinstrument für den Mittelstand dar. Im Interview spricht Rechtsanwalt Dr. Jan Wildberger über die Vorteile von Beteiligungskapital und welche Anforderungen Investoren an die Unternehmen stellen.

Unternehmeredition: Herr Dr. Wildberger, welche Bedeutung hat Private Equity bisher bei der Finanzierung von Auslandsexpansionen im Mittelstand?
Wildberger: Die Bedeutung von Private Equity hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Bis vor zehn Jahren hat die Hausbank noch Investitionen wie die Expansion ins Ausland über den klassischen Kredit finanziert, und das im Laufe der Zeit – auch unter dem Einfluss von Basel II – immer mehr eingeschränkt. Private Equity wird generell in Unternehmen investiert, die gute Aussichten auf weiteres Wachstum haben. Für den Finanzinvestor ist deshalb wichtig, dass die Firmen über bisher ungenutzte Potenziale verfügen, die gehoben werden können. Die Expansion ins Ausland ist ein möglicher Aspekt davon.

Unternehmeredition: Was zeichnet Private Equity aus und wie unterscheidet es sich besonders von anderen Finanzierungsformen?
Wildberger: Um Private Equity zu erhalten, müssen Firmen stabile Cash-flows erwirtschaften und dürfen keine zu hohe Fremdkapitalquote aufweisen. Außerdem sollten sie über ausgereifte Produkte verfügen, in seinem Segment Marktführer sein und weiteres Wachstumspotenzial besitzen. Das Prinzip: Private Equity-Gesellschaften kaufen Anteile von Unternehmen oder übernehmen sie vollständig. Dann versuchen sie, innerhalb weniger Jahre den Unternehmenswert zu steigern, um es später mit Rendite wieder zu veräußern. Im Gegensatz dazu wird Fremdkapital, etwa bei einem Bankkredit, mit einer festen Verzinsung zurückgezahlt. Da der Investor mit dem Eigenkapital auch Eigentümerrechte erwirbt, hat er deutlich bessere Mitsprachemöglichkeiten als ein Fremdkapitalgeber. Private Equity-Investoren verfügen meist auch über ein weites internationales Netzwerk, das Unternehmen hilft, im Ausland Fuß zu fassen.

Unternehmeredition: Wie ändern sich die Besitzverhältnisse im Unternehmen durch den Einstieg eines Finanzinvestors?
Wildberger: Minderheitsbeteiligungen von etwa 25 % bieten nur wenige Investoren an. Das Gros der Private Equity-Häuser strebt die Mehrheit an, also mehr als soll das bisherige oder neue Management noch mit 10% beteiligt bleiben, um eine entsprechende Motivation zur Steigerung des Unternehmenswertes zu haben. Wenn der Unternehmer seine internationale Expansion mit Private Equity finanzieren möchte, aber gleichzeitig das Ruder vollständig in der Hand behalten will, ist es nicht das geeignete Mittel.

Unternehmeredition: Welche Auswirkungen hat das geplante Private Equity-Gesetz auf die Mittelstandsfinanzierung?
Wildberger: Positive Effekte wären dringend nötig, um die bisher vor allem in angelsächsischen Ländern vorherrschende Eigenkapitalkultur endlich auch in Deutschland zu stärken. Besonders sollten klare steuerliche Rahmenbedingungen für in Deutschland ansässige Private Equity-Fonds geschaffen werden. Das Gesetz wird in seiner geplanten Form leider keine positiven Einfluss auf die Eigenkapitalkultur habe.

Unternehmeredition: Herr Dr. Wildberger, Danke für das Gespräch.

Das Interview führte Markus Hofelich.
hofelich@unternehmeredition.de


Zur Person: Dr. Jan Wildberger
Dr. Jan Wildberger (jan.wildberger@haarmann.com) ist Gründungspartner der Sozietät Haarmann Partnerschaftsgesellschaft. Er ist Rechtsanwalt und Solicitor (England & Wales). Seine Spezialgebiete sind grenzübergreifende Transaktionen in den Bereichen Private Equity, M&A und Joint Ventures.
www.haarmann.com

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