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„Die Anleihe war eine strategische Entscheidung“

Der Markt für Mittelstandsanleihen ist in Verruf geraten: Zu viele Ausfälle, zu viele schwarze Schafe und Skandale. Doch es gibt auch Unternehmen, bei denen alles klappt: Zum Beispiel die Alfmeier Präzision AG. Die inhabergeführte Gruppe stellt Präzisions-Komponenten wie Ventile, Pumpen und Steuergeräte her. Ihre Anleihe notiert deutlich über pari, die Restrukturierung zeigt Erfolge. Gesellschafter und Vorstand Markus Gebhardt über Erfahrungen mit der Mittelstandanleihe  und weitere Ziele.  

Unternehmeredition: Herr Gebhardt, die Alfmeier Präzision AG hat Ende Oktober 2013 eine Mittelstandsanleihe – Volumen 30 Mio. Euro – emittiert. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung?

Gebhardt: Die Anleihe hat gut performt, unser Kursverlauf dürfte die Anleger kaum enttäuscht haben. Insbesondere wenn man dies vor dem Hintergrund der allgemeinen Zinsentwicklung sieht. Die Anleihe, die wir im Freiverkehr an der Frankfurter Börse im Segment Entry Standard zum Preis von 100 Prozent und mit einem Kupon von 7,50 Prozent emittiert hatten, notiert heute bei Kursen um 108 bis 109.

War dies das erste Mal, dass Alfmeier an den Kapitalmarkt gegangen ist?

Für uns war diese Mittelstandsanleihe mit fünf Jahren Laufzeit die erste Begegnung mit dem Kapitalmarkt. Grund war nicht nur rein die Kapitalbeschaffung, die Anleihe war insbesondere eine strategische Entscheidung. Wir wollten damit unseren Finanzierungsmix in Richtung Kapitalmarkt ergänzen und uns damit eine zusätzliche Finanzierungsoption eröffnen.

Wofür haben Sie das aufgenommene Kapital verwendet?

Wir finanzierten in erster Linie unsere Diversifizierungs- und Wachstumsstrategie. Das heißt, wir haben einerseits unser Stammgeschäft ausgebaut, in die Erweiterung unserer Produktportfolios investiert insbesondere in eine neue Produktgeneration für den Komfort von Autositzen, aber auch in neue Programme in unserer Fluid-Technik etwa bei Ventilen und Pumpen. Andererseits haben wir in die Medizintechnik diversifiziert und sind in ein neues Marktsegment mit sogenannten Formgedächtnis-Legierungen gestoßen. Diese Memory-Metalle sehen wir als wichtige Querschnittstechnologie, die uns Zugang zu wachstumsstarken Branchen wie der Medizin-, Telekommunikations- und Umwelttechnik verschafft.

Planen Sie künftig eine neue Anleihe?

Wir planen derzeit keine neue Anleihe, es gibt auch keinen Aufstockungsbedarf. Aber sicherlich können wir irgendwann an einen Punkt kommen, wo wir uns einer solchen Überlegung stellen. Grundsätzlich bleibt der Kapitalmarkt für uns eine Option zur Finanzierung von Wachstum und Investitionen.Der Markt für Mittelstandsanleihen ist in Verruf geraten: Zu viele Ausfälle, zu viele schwarze Schafe und Skandale. Doch es gibt auch Unternehmen, bei denen alles klappt: Zum Beispiel die Alfmeier Präzision AG. Die inhabergeführte Gruppe stellt Präzisions-Komponenten wie Ventile, Pumpen und Steuergeräte her. Ihre Anleihe notiert deutlich über pari, die Restrukturierung zeigt Erfolge. Gesellschafter und Vorstand Markus Gebhardt über Erfahrungen mit der Mittelstandanleihe  und weitere Ziele.  

Wie sehen Sie den Markt für Mittelstandsanleihen, der in der letzten Jahren häufig in der Kritik stand, generell?

Der Markt für Mittelstandsanleihen ist noch relativ jung, man muss die Entwicklung differenziert betrachten. Es gab eine Reihe von Insolvenzen, was aus meiner

Präzision für Industriekunden: Alfmeier stellt Ventile, Pumpen und Steuergeräte her. (© Alfmeier Präzision AG )

Sicht zwei Hauptgründe hatte. Zum Teil waren die jeweiligen Geschäftsmodelle nicht tragfähig, zum Teil hatten die Unternehmen eine zu hohe Gesamtverschuldung, um den Kapitaldienst leisten zu können. Andererseits gibt es aber etliche sehr gut performende Anleihen. Ich denke, der Markt hat auf die Fehler reagiert. Man versucht, mehr Qualität zu bekommen – so hat die Zahl der Emissionen auch 2014 deutlich abgenommen. Auf jeden Fall hat das Segment seine Berechtigung für größere Mittelständler, die etwa ein Emissionsvolumen von 30 bis 60 Mio. Euro anstreben.

Mittelstand und Kapitalmarkt: Passt das überhaupt zusammen?

Das ist im Zusammenhang mit der Größe der Unternehmen zu sehen. Für kleine Mittelständler ist der Kapitalmarkt aus meiner Sicht weniger geeignet. Denn man sollte schon ein gewisses Emissionsvolumen erreichen und sich auch Kosten und Aufwand etwa für Betreuung und Beratung leisten können. Die sind nicht unerheblich. Aber so etwa ab einer Größenordnung von 150 bis 200 Mio. Euro Unternehmensumsatz kann man einen Gang an den Kapitalmarkt erwägen. Man sammelt so auch Erfahrungen, die man sonst nicht machen würde, und erhält eine Resonanz vom Markt.

Welche anderen alternativen Finanzierungsinstrumente nutzen Sie in Ihrem Unternehmen?

Neben den klassischen Finanzierungsarten Bankkredit und Innenfinanzierung aus dem Cashflow nutzen wir zusätzlich Factoring sowie Leasing. Wobei wir allerdings die Leasing-Komponente in den letzten Jahren deutlich zurückgefahren haben. Daneben gibt es alternativ noch die verschiedenen Mezzanine-Finanzierungen wie stille Beteiligungen oder Nachrangdarlehen. Die stehen uns grundsätzlich zur Verfügung.Der Markt für Mittelstandsanleihen ist in Verruf geraten: Zu viele Ausfälle, zu viele schwarze Schafe und Skandale. Doch es gibt auch Unternehmen, bei denen alles klappt: Zum Beispiel die Alfmeier Präzision AG. Die inhabergeführte Gruppe stellt Präzisions-Komponenten wie Ventile, Pumpen und Steuergeräte her. Ihre Anleihe notiert deutlich über pari, die Restrukturierung zeigt Erfolge. Gesellschafter und Vorstand Markus Gebhardt über Erfahrungen mit der Mittelstandanleihe  und weitere Ziele.  

Wie bedeutend ist der klassische Bankkredit Ihrer Meinung nach noch?

Trotz der Bandbreite an anderen Finanzierungsformen wird der Bankkredit natürlich seine Bedeutung behalten. Die entscheidende Frage ist heute allerdings nicht, zu welchen Konditionen ein Unternehmen einen Kredit erhält, sondern wie langfristig dieser ist. Längere Laufzeiten sind schwieriger zu bekommen als früher – und wenn, dann setzen die Banken die Risikoeinstufung deutlich herauf, was den Kredit dann erheblich teurer macht. In den letzten zehn Jahren etwa hat der Trend zu den sogenannten Covenants zugenommen. Banken versuchen, sich in dieser Weise mit zusätzlichen Kennzahlen-Vereinbarungen verstärkt abzusichern.

Was erwarten Sie für 2015 insgesamt?

Wir werden in diesem Jahr weiteres Wachstum haben und wurden bereits in den ersten zwei Monaten von der guten Automobilkonjunktur beflügelt. In unserer strategischen Planung steuern wir für die nächsten Jahre auf die Umsatzmarke von 300 Mio. Euro zu. 2014 waren es schätzungsweise etwas über 230 Mio. Euro innerhalb der Alfmeier Gruppe. Genaue Zahlen haben wir noch nicht vorliegen. Mehr als 80 Prozent Umsatzanteil hat dabei der Autobereich. Regional gesehen setzt die Alfmeier Präzision AG mehr als 80 Prozent in Europa um, danach kommt Asien, dann Nordamerika.

Was sind die nächsten Ziele für Alfmeier in diesem Jahr?

Wir möchten unter anderem vom nachhaltigen Wachstum in der Medizinbranche profitieren und unsere SMA-Technologie etablieren. Wir wollen mehr Ertragswachstum erreichen, fünf Prozent EBIT bezogen auf den Umsatz ist unsere nachhaltige Zielgröße. Das werden wir aber 2015 wahrscheinlich noch nicht ganz schaffen.


Zur Person

(© Alfmeier Präzision AG)

Markus Gebhardt ist seit 1997 Vorstand und Gesellschafter der Alfmeier Präzision AG. Er ist seit 24 Jahren im Unternehmen. Alfmeier wurde im Jahr 1960 gegründet und ist im bayerischen Treuchtlingen ansässig. Bei der Alfmeier Präzision AG sind 465 Mitarbeiter beschäftigt, in der Alfmeier Gruppe sind es weltweit ca. 2.000 Beschäftigte. www.alfmeier.de

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