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David unter den Konfitüreherstellern

Das Konfitüreunternehmen Maintal trotzt in der vierten Generation den Branchenriesen mit einer süßen Versuchung und hat künftig noch viel vor. Auch die Nachfolge in die 5. Generation scheint bereits jetzt geregelt zu sein.

Schon beim Betreten der Produktionsräume strömt einem der Geruch in die Nase: Fruchtig, süß und auch etwas klebrig riecht es hier. Auch ein etwas ungeübtes Riechorgan nimmt wahr, dass es sich um Himbeeren handelt, die da im unterfränkischen Haßfurt vor sich hin köcheln und zu Konfitüre verarbeitet werden. Die Dimensionen sind andere als am heimischen Herd: Während man zuhause Zucker pfundweise zugibt, muss dieser bei der Konfitüren GmbH Maintal mit einem kleinen Wagen rangefahren werden. Kein Wunder, das Ergebnis sind ja auch nicht nur sechs Gläser, sondern etwa 1.800 pro Kochcharge und bis zu 120.000 Gläser pro Tag. In großen Bottichen produziert Maintal auf 6.600 Quadratmetern rund 600 verschiedene Artikel. 10 Mio. Gläser verlassen jährlich die Hallen. Kirsch-, Aprikosen-, Erdbeerkonfitüre, Orangenmarmelade oder Quittengelee – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Insgesamt kocht man hier nach 300 verschiedenen Rezepten.

Marktführer bei Hiffenmark

Stolz ist die Geschäftsführerin Anne Feulner vor allem auf das Hiffenmark, das außerhalb Frankens eher als Hagenbuttekonfitüre bekannt ist. Nach Berechnungen des Forschungsinstituts Nielsen kommt Maintal auf einen Marktanteil von knapp 60%. „Viele Konkurrenten haben es schon zu kopieren versucht. Alle haben sich bislang daran die Zähne ausgebissen“, sagt die Geschäftsführerin. Manche bezeichnen die süße Versuchung auch als das Nutella Frankens. „Mehr als jedes zweite Glas, das in Deutschland gegessen wird, stammt aus unserem Familienunternehmen“, sagt der Schwager und Mitgeschäftsführer Klaus Hammelbacher. Nahezu jeder Krapfen in Franken ist mit Hiffenmark gefüllt. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses aus Haßfurt kommt, ist groß. Nur die Hagebutten, die kommen aus dem Ausland. 95% der Früchte stammen aus Rumänien. Allesamt werden sie von Hand gepflückt. Zwar denkt Hammelbacher darüber nach, die Früchte auch in Franken anzubauen. Die Bedingungen seien allerdings nicht ideal.

Vor allem auf die Regionalität und die Erfahrung der langen Tradition bauen die beiden Unternehmenschefs. Die Marke Maintal spielt dabei eine herausragende Rolle. Vor mehr als 125 Jahren gründete Josef Müller den Betrieb als Handel mit Vegetabilien und Landesprodukten. Bereits drei Jahre später stieg er in die Gelee- und Marmeladenproduktion ein. Damit ist Maintal das älteste Konfitürenunternehmen Bayerns. Als 24-Jährige ist Anne Feulner 1988 in den Betrieb eingetreten. Seit 1999 leitet die Urenkelin des Gründers in vierter Generation das Unternehmen gemeinsam mit ihrem Schwager.Nachhaltige Ausrichtung

Seitdem hat sich einiges getan: Was heute Mainstream ist, war um die Jahrtausendwende noch fast revolutionär: Die neuen Chefs führten eine Konfitüren-Biolinie ein und hatten damit genau das richtige Gespür, auch um sich von den großen Herstellern wie Schwartau oder Zentis abzuheben. „Mittlerweile macht das Biosegment 40 Prozent des gesamten Umsatzes aus“, sagt Hammelbacher. Unter Annes Feinste, der Vorname der Chefin ging in diese Marke ein, stehen die süßen Frühstücksleckereien in den Regalen des Biofachhandels. Künftig soll der Anteil eher größer als kleiner werden. Vor allem, um die nachhaltige Ausrichtung des Unternehmens zu unterstreichen. Maintal bezieht seit 2010 zu 100% grünen Strom aus Windkraftanlagen aus der Gegend, hat Dächer mit Photovoltaikanlagen bestückt und künftig noch mehr vor: „Wir wollen über eine gasbetriebene Kraft-Wärme-Kopplung unseren Strom selbst herstellen“, sagt Hammelbacher. Auch der Verzicht auf Gentechnik gehört zu den Leitlinien. Zum anderen hat der Verkauf von Biomarmelade jedoch auch betriebswirtschaftliche Gründe: Die Margen sind deutlich besser als die von herkömmlichen Produkten.

Die Geschäftsführer des Konfitüreherstellers: Anne Feulner und Klaus Hammelbacher

Luft nach oben sehen die Franken vor allem in der Region. Sie wollen als bayerisches Unternehmen wahrgenommen werden. Deswegen wurde bei der Klassiklinie der Deckel mit einer Bayernlandkarte und blau-weißen Banderolen verziert, um dem Verbraucher die Heimat und die regionale Verbundenheit näher zu bringen. Um bekannter zu werden, schaltet Maintal Anzeigen in Fachmagazinen und setzt auf Social-Media-Kanäle – auf Facebook tummeln sich bereits knapp 1.300 Fans. Vor allem jedoch soll der Bekanntheitsgrad mit regionaler Radiowerbung erhöht werden: Beim Münchner Radiosender Arabella konnten Hörer drei Wochen lang ihr Lieblingsmarmeladenrezept einsenden. Im Sommer gab es die Gewinnerkonfitüre dann in München in ausgewählten Supermärkten. Über den lokalen Nürnberger Radiosender Radio F lobte Maintal sogar eine Marmeladenkönigin aus. Eine Jury kürte das beste Rezept. „Der Budgettopf für die Werbung ist allerdings begrenzt“, sagt Feulner. Einen mittleren sechsstelligen Betrag investiert das Konfitüreunternehmen jährlich.

Über die Grenzen wachsen

Nur mit regionaler Ehre wollen und können sich die Franken allerdings nicht begnügen. Auch über die Grenzen hinweg sollen die fränkischen Konfitüren ihren Weg finden. „Es wäre doch schön, wenn anstatt Sirup in den USA unser Hiffenmark gegessen würde“, scherzt Hammelbacher. Auch in Fernost gibt es die fränkische Marmelade mittlerweile. Derzeit ist ein Container auf dem Weg nach Asien. Dort wartet ein Importeur, der die Ware an die Händler verteilt. Bis zum Jahr 2024 soll sich der Auslandsanteil auf 15% erhöhen. Momentan liegt er noch unter 10%. Doch planen die Franken auch langfristig. „Meine Kinder, die jetzt 16 und 18Jahre alt sind, könnten in zehn bis 15 Jahren in den Betrieb einsteigen und in die 5. Generation fortführen“, sagt Feulner.

Auf den Geschmack kommen sie zu Hause. Auf dem Frühstückstisch findet man ausschließlich Konfitüre aus der eigenen Produktion. „Vier, fünf verschiedene Sorten stehen bereit.“ Darunter ist auch immer ein Glas mit Hiffenmark. Selbst macht die Chefin die Konfitüre nicht. Schonender sei es, sie in der Fabrik herstellen zu lassen.

Zu den Personen

Seit 01. Januar 1999 ist Anne Feulner Geschäftsführerin der Maintal Konfitüren GmbH. Bereits 1988 ist die Diplom-Kauffrau in das elterliche Unternehmen eingetreten und ist für Verwaltung, den Einkauf und das Marketing verantwortlich. Ebenfalls seit 1999 ist Schwager und Dipl.-Biologe Klaus Hammelbacher Geschäftsführer. Seit 1990 ist er im Unternehmen. Hammelbacher kümmert sich um die Technik, die Produktion und die Produktentwicklung.

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