Website-Icon Unternehmeredition.de

BVK: Beteiligungskapitalmarkt hat den Corona-Schock abgeschüttelt

BVK Studie

(c) photon_photo _adobe stock

Die Wirtschaft brummt wieder – auch wenn die weltweiten Lieferengpässe immer noch für Probleme in der Industrie sorgen. Aber die Private Equity- und Venture Capital-Branche hat nach einer kurzen Corona-Pause im Sommer 2021 bereits wieder volle Fahrt aufgenommen. “Der deutsche Beteiligungskapitalmarkt hat den Corona-Schock abgeschüttelt. 6,6 Mrd. EUR investierten Beteiligungsgesellschaften hierzulande im ersten Halbjahr 2021“, erklärt Ulrike Hinrichs, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) zu den heute vorgelegten, vorläufigen Marktzahlen des deutschen Beteiligungskapitalmarktes im ersten Halbjahr 2021.

Ulrike Hinrichs, Foto: BVK

„Nach dem Rekordjahr 2019 mit Investitionen von 15,7 Mrd. EUR und einem fast ebenso starken 2020 mit 14,8 Mrd. EUR sind wir im laufenden Jahr auf gutem Weg, dieses Investitionsniveau wieder zu erreichen. Der Markt zeigt sich aktuell in allen Segmenten sehr investitionsfreudig und hat die Pandemie hinter sich gelassen“, fährt Hinrichs in ihrem Statement fort. Nach der aktuellen Untersuchung gab es im ersten Halbjahr 2021 Investitionen in Höhe von 6,56 Mrd. EUR. Dies bedeute ein leichtes Plus im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr, als 6,44 Mrd. EUR investiert wurden. Insgesamt seien in den ersten sechs Monaten des Jahres rund 627 Unternehmen mit Beteiligungskapital finanziert worden – davon 376 mit Venture Capital.

Die Buy-Out-Investitionen summierten sich laut BVK-Angaben im Beobachtungszeitraum auf 2,39 Mrd. EUR. Damit seien die Vorjahreswerte zwar deutlich verfehlt worden, aber so Hinrichs: „Wir erwarten, dass bis zum Jahresende einige der zuletzt angekündigten Transaktionen noch abgeschlossen werden, und die Investitionen im zweiten Halbjahr merklich anziehen werden“. Zu den größten angekündigten bzw. bereits abgeschlossenen Transaktionen im bisherigen Jahresverlauf gehören nach Aussage des BVK die Unternehmen Birkenstock, Rodenstock, Tentamus Analytics, think-cell Software oder Engel & Völkers. Insgesamt sei ein reges Buy-Out-Geschehen zu beobachten. Wie im Vorjahr wurden in der Auswertung 65 Buy-Outs in den ersten sechs Monaten gezählt.

2020 wurden 14,8 Mrd. EUR investiert

Das Jahresvolumen für Investitionen in Deutschland lag 2020 trotz der Auswirkungen der Coronapandemie bei 14,8 Mrd. EUR. Der Rückgang gegenüber dem Rekordjahr 2019 betrug nur eine knappe Milliarde Euro. Das Wachstum der vergangenen Jahre war erheblich, denn 2013 betrugen die Investitionen nur 5,3 Mrd. EUR. Wachstumstreiber sind bei den Investitionen durch Beteiligungsgesellschaften die Bereiche Buy-Out sowie Growth/Turnaround/Replacement. Die gesamte, vorläufige Statistik für das erste Halbjahr 2021 kann auf der Website: www.bvkap.de  abgerufen werden.

Auch der Infomationsdienstleister Preqin sieht den deutschen Markt auf einem guten Weg: „In den ersten sechs Monaten 2021 brachten in Deutschland ansässige private Kapitalfonds 8,1 Mrd. Euro auf. Damit sind sie auf dem besten Wege, die Rekordsumme von 15 Mrd. Euro aus dem letzten Jahr zu übertreffen“, erklärt Preqin CEO Mark O´Hare im aktuellen Länderreport. Die Investoren seien ihren alternativen Strategien treu geblieben und wurden mit guten Renditen belohnt. Laut Preqin-Bericht sind in den lebhaften Exit-Märkten die durchschnittlichen mittleren Jahresrenditen (Netto-IRR) für PE/VC Vintage-Jahre 2011-2017 von 14,0% auf 19,4% gestiegen.  Im Bereich der Übernahmen verfügten deutsche Fondsmanager im September 2020 über 6,2 Mrd. EUR „dry Powder“. Da der Private Equity-Markt in Deutschland immer noch kleiner als in Großbritannien und Frankreich sei, gäbe es noch ein hohes Wachstumspotenzial.

Infrastruktur wird wichtiger

Als einen wichtigen Trend für die Zeit nach Corona werten die Experten von Preqin den Infrastruktursektor. In vielen Bereichen gäbe es Investitionslücken – wie beispielsweise bei der Versorgung mit schnellem Internet. Bei dem EU-weiten Messwert „Gesamtabdeckung der Netze mit sehr hoher Kapazität“ (VHCN) nimmt Deutschland lediglich den 21. Rang ein und liegt damit im hinteren Drittel. Da Schulden aus den zahlreichen Corona-Förderpaketen die öffentlichen Haushalte weiter belasten, könnten nach Ansicht von Preqin private Infrastrukturfonds eine zentrale Rolle bei der Unterstützung der öffentlichen Finanzierung spielen. 2020 sammelte diese Anlageklasse bereits 4,8 Mrd. EUR Kapital ein und liege damit nach PE/VC an zweiter Stelle der Anlageklassen.

Die mobile Version verlassen