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Börsengang als Wachstumsbeschleuniger

1988 wurde die erste Fräsmaschine auf Basis der CNC-Methode (Computerized Numerical Control) vorgestellt, bei der Werkzeugmaschinen elektronisch gesteuert und geregelt werden. Bis heute ist Datron auf die Entwicklung, die Produktion und den Vertrieb von CNC-Fräsmaschinen für die Bearbeitung von Werkstoffen wie Aluminium und Verbundmaterialien, Dentalfräsmaschinen für die effiziente Bearbeitung aller gängigen Zahnersatzmaterialien in Dentallaboren sowie Hochleistungs-Dosiermaschinen für industrielle Dicht- und Klebanwendungen fokussiert.

Kunden aus zahlreichen Branchen

Eingesetzt werden die Datron-Systeme unter anderem in der Elektrotechnik, der Metall-, Kunststoff- und Automobilindustrie, der Luftfahrt sowie in der Dentaltechnik. Inzwischen zählt Datron über 1.300 Kunden, darunter zum Teil sehr namhafte und global agierende Unternehmen wie Microsoft. Datron verfügt über 20 Vertretungen weltweit und beschäftigt 160 Mitarbeiter. In den vergangenen Jahren ist der Konzern häufig ausgezeichnet worden, insbesondere mehrfach als eines der 100 innovativsten Mittelstandsunternehmen Deutschlands.

Im Frühjahr 2011 folgt der Gang aufs Parkett

Im April 2011 wagte Datron den Gang in den Entry Standard der Frankfurter Börse. „Vorrangiges Ziel des IPO war es, unabhängiger von der Bankenfinanzierung zu werden“, sagt Gerd Dürr von der Baader Bank, die den Börsengang begleitet hat. „Zudem ging es darum, den Kapitalmarkt generell als Finanzierungsquelle zu erschließen.“ Angeboten wurden 812.500 Aktien aus einer Kapitalerhöhung. Die Alteigner stellten weitere 80.000 Aktien zur Verfügung. Am Ende wurden die Aktien mit 12,50 EUR im oberen Bereich der Bookbuildingspanne von 11,50 EUR bis 13,00 EUR platziert. „Positiv ist, dass sich von den Investoren, die wir im Rahmen der IPO-Roadshow angesprochen haben, eine hohe Quote zur Zeichnung der Aktie entschieden hat“, sagt Dürr. Kleiner Wermutstropfen: Nach der Erstnotiz wurden fast alle 120.000 Aktien aus der Mehrzuteilungsoption (Greenshoe) im Rahmen von Kursstabilisierungsmaßnahmen über die Börse erworben und an das Unternehmen zurückgegeben.

Emissionserlös dient der Finanzierung der Expansion

Die mit dem Börsengang erzielten 10,16 Mio. EUR versetzten Datron in die Lage, den eingeschlagenen Expansionskurs zu beschleunigen. Im Fokus der Gesellschaft steht der Ausbau nationaler und internationaler Schlüsselstandorte zu Technologiezentren. Als erstes wurde ein Projekt in den USA umgesetzt. Darüber hinaus soll der Vertrieb von Dentalfräsmaschinen ausgebaut werden. Grundsätzlich kann sich Datron zu einem späteren Zeitpunkt eine erneute Kapitalerhöhung vorstellen. Diese wäre insbesondere dann nötig, wenn das Unternehmen Großaufträge generiert, die erhebliche Vorfinanzierungen erfordern. „In dem Zusammenhang ist auch der Wechsel in ein höher reguliertes Marktsegment denkbar“, sagt Dürr.

Aktuelle Entwicklung von starkem Wachstum geprägt

Im ersten Halbjahr 2011 erzielte das Unternehmen einen Anstieg der Erlöse von 55% auf rund 15 Mio. EUR. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) vor einmaligen IPO-Aufwendungen schnellte sogar um 160% auf nahezu 2,3 Mio. EUR nach oben. Daraus resultiert eine EBIT-Marge von 15,2%. Im Gesamtjahr soll der Umsatz zwischen 31,5 Mio. und 33 Mio. EUR landen – das wäre gegenüber 2010 ein Anstieg von mindestens 50%.

Innovationen sind für uns das A und O“
Interview mit Datron-CEO Dr. Arne Brüsch

Unternehmeredition: Herr Dr. Brüsch, an den Kapitalmärkten geht die Angst vor einem Konjunktureinbruch um. Wie stellt sich die aktuelle Situation aus Sicht der Datron AG dar?
Arne Brüsch: Wir hören bislang lediglich von einzelnen Kunden, dass sie sich in dem derzeitigen Umfeld großer Unsicherheit gut überlegen, ob sie ihre Investitionspläne wie geplant umsetzen wollen. Das sind jedoch Ausnahmen. Den im Vergleich zum übrigen Maschinenbau moderaten Einbruch, wie wir ihn 2008/09 verzeichneten, sehe ich nicht. Im Gegenteil: Wir sind derzeit an vielen spannenden Projekten dran, die wir wie geplant umsetzen.

Unternehmeredition: Sollte sich die Situation von damals doch wiederholen: Wie haben Sie das Unternehmen auf eine Rezession vorbereitet?
Brüsch: Wir erzielen mittlerweile über 30% unserer Erlöse im After-Sales-Geschäft mit Werkzeugen. Allein das sorgt für eine gewisse Stabilität. Zudem konzentrieren wir uns auf Märkte, in denen technologische Umbrüche – unabhängig von der allgemeinen Konjunkturentwicklung – stattfinden. Ein Beispiel ist die Medizintechnikbranche, die wir mit Dental-Frässystemen beliefern. Hier erzielen wir 2011 voraussichtlich 6 Mio. EUR Umsatz, obwohl wir die Sparte erst 2010 ins Leben gerufen haben. Ein weiteres Beispiel für einen eher konjunkturabhängigen Bereich ist die Lichtindustrie, in der ein Umbruch hin zur LED-Technologie erfolgt. Auch hier konnten wir bereits zwei Startaufträge generieren.

Unternehmeredition: Inwieweit ist das Thema Innovation für Sie von Bedeutung?
Brüsch: Innovationen sind für die Datron AG das A und O. Das erkennen Sie schon allein daran, dass circa 25% unserer Mitarbeiter im Bereich Forschung und Entwicklung arbeiten. Um hohe Margen zu generieren, ist es unerlässlich, stets neue Systeme und Maschinen zu entwickeln. Das gelingt uns im Schnitt jedes halbe Jahr.

Unternehmeredition: Verfügen Sie in Ihrem Unternehmen über ein eigenes Innovationsmanagement?
Brüsch: Ja, wobei es bei uns keine festen Regeln gibt. Es findet sehr viel intuitiv statt. Bei unserer Unternehmensgröße von lediglich 160 Mitarbeitern wäre das auch gar nicht anders möglich. Zudem bin ich der Meinung, dass ein Mitarbeiter nicht innovativ sein kann, wenn ihm ein Korsett angelegt wird. Übrigens versuchen wir, nicht nur in unserer Technologie, sondern auch im Design unserer Maschinen innovativ zu sein – ein Aspekt, den viele Maschinenbauer vernachlässigen. Besonders stolz bin ich in dem Zusammenhang auf die Auszeichnung unserer Dental-Fräsmaschine D5 mit dem begehrten „red dot award“ für Produktdesign im Jahr 2010.

Unternehmeredition: Hat Ihre Innovationskraft vom Börsengang profitiert?
Brüsch: Sagen wir so: Wir hatten schon zum IPO etliche Konzepte in der Schublade. Durch den Emissionserlös waren wir in der Lage, unsere Ideen schneller umzusetzen. Beispielsweise haben wir zügig mit der Einrichtung eines Technologiezentrums bei unserem Vertriebspartner in den USA begonnen. Insofern hilft uns der Börsengang dabei, Innovationen schneller an den Markt zu bringen. Derzeit sind wir dabei, weitere Auslandsvertretungen zu Technologiezentren auszubauen.

Unternehmeredition: Datron hat im ersten Halbjahr 2011 eine Marge auf Basis des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 15,2% erzielt. Ist da noch Luft nach oben?
Brüsch: Mittelfristig peilen wir eine EBIT-Marge oberhalb von 20% an. Dazu wollen wir unter anderem unseren Werkzeugumsatz weiter steigern. Unsere große Innovationskraft wird uns sicherlich dabei helfen.

Unternehmeredition: Herr Dr. Brüsch, vielen Dank für das Gespräch.

Artikel und Interview: Christian Scheid
redaktion@unternehmeredition.de

Kurzprofil: Datron AG
Gründungsjahr: 1969
Branche: Maschinenbau
Unternehmenssitz: Mühltal
Mitarbeiterzahl: 160
Umsatz 2010: 20,9 Mio. EUR
Internet: www.datron.de

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