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Bonität für die Zukunft

Durch Basel III werden die Liquiditätsanforderungen an Banken größer. Das hat auch Auswirkungen auf die Kreditvergabe. Durch Stille Beteiligungen können Mittelständler ihre Bilanzstruktur aufbessern, ohne an Deutungshoheit zu verlieren.

Insgesamt hat sich das Geschäftsklima in der deutschen Wirtschaft im ersten Quartal 2014 positiv entwickelt und die Auftragsbücher im deutschen Mittelstand sind gut gefüllt. Der ifo-Geschäftsklimaindex für die gewerbliche Wirtschaft Deutschlands ist im Februar weiter gestiegen. Diese Einschätzung des ifo-Instituts bestätigt, dass sich Unternehmer im Umfeld immer dynamischer werdender Märkte und der sich daraus ergebenden Wachstumschancen mit neuen Herausforderungen konfrontiert sehen. Eine konsequente Weiterentwicklung und entsprechende Aufstellung des Unternehmens gewinnen immer mehr an Bedeutung.

Auswirkungen von Basel III auf die Unternehmensfinanzierung

Zusätzlich zu den für die Unternehmen relevanten Marktentwicklungen spielt auch die strengere Regulierung der Kreditinstitute im Rahmen von Basel III eine immer bedeutendere Rolle. Kreditinstitute müssen einerseits ein höheres und qualitativ hochwertigeres Eigenkapital zur Absicherung eines Kreditausfalls zurücklegen, andererseits müssen sie erstmalig international geltende Vorschriften zur Vorhaltung einer Mindestliquidität einhalten (Liquidity Coverage Ratio und Net Stable Funding Ratio).
Diese neuen Regeln dürften in den nächsten Jahren Auswirkungen auf die Zurverfügungstellung von Unternehmensfinanzierungen durch Kreditinstitute haben. Die oben genannten Liquiditätsvorschriften, insbesondere die Erfordernisse einer verstärkten Fristenkongruenz bei der Refinanzierung langfristiger Unternehmenskredite, führen tendenziell zu einer Erhöhung der Refinanzierungskosten, was entsprechend auf die Konditionen der Unternehmensfinanzierung Auswirkungen haben wird.

Handlungsoptionen für Unternehmer

Vor dem Hintergrund anspruchsvoller werdenden Umfelds für Unternehmen ist es von zunehmender Bedeutung, frühzeitig eine langfristig orientierte Finanzplanung aufzusetzen und eine nachhaltige, solide Finanzierungsstruktur sicherzustellen. Es ist davon auszugehen, dass die Sicherung einer langfristigen Fremdfinanzierung vor dem Hintergrund oben genannter Entwicklungen zukünftig schwieriger wird. Zudem ist die Finanzierung von Wachstumsvorhaben – sowohl bei Expansionen als auch bei Unternehmenszukäufen – mit Unsicherheiten behaftet und birgt für einen Kapitalgeber vergleichsweise hohe Risiken. Aus dem höheren Erfolgsrisiko ergibt sich für Investoren eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, das investierte Kapital zu verlieren. Aus Unternehmenssicht ist die alleinige Finanzierung über Fremdkapital meist nicht optimal, denn Zins- und Tilgungsleistungen werden ratierlich fällig, was die laufende Unternehmensliquidität stark belasten kann. Zudem müssen belastbare Sicherheiten gestellt werden. Oft fordern Banken im Rahmen von Investitionsfinanzierungen eine Stärkung des Eigenkapitals, was durch die Aufnahme einer Mezzanine-Finanzierung – häufig ausgestaltet als Stille Beteiligung – in Ergänzung zur klassischen Kreditfinanzierung erreicht werden kann.

Stille Beteiligung

Die Aufnahme einer Stillen Beteiligung ermöglicht es einem Unternehmen, seine Bilanzstruktur und damit auch seine Bonität zu verbessern. Dies wirkt sich positiv auf das Unternehmensrating und die damit verbundene Ausfallwahrscheinlichkeit aus Sicht der Banken aus. Durch die Nachrangigkeit des Kapitals und den Verzicht auf Sicherheiten bietet die Stille Beteiligung die Möglichkeit, eine weitere Aufnahme von Fremdkapital durchzuführen bzw. die bestehenden Kreditlinien aufrechtzuerhalten.
Dem Unternehmen bzw. seinem Inhaber bleibt die Eigenständigkeit hinsichtlich der unternehmerischen Führung erhalten, da keine Anteile am Unternehmen verkauft werden müssen. Beachtet werden sollte, dass eine Stille Beteiligung grundsätzlich endfällig ist und am Ende der Laufzeit (in der Regel zwischen fünf und sieben Jahre) zurückgeführt werden muss, wobei aber auch flexible Rückzahlungsoptionen vereinbart werden können.
Ein weiterer Vorteil für das Unternehmen ergibt sich ferner daraus, dass Finanzinvestoren, die häufig über sehr gute Branchenexpertise verfügen, ihren Beteiligungsunternehmen auch Know-how und den Zugriff auf weitreichende Netzwerke zur Verfügung stellen.

Insgesamt kann für Unternehmen die Hereinnahme einer Stillen Beteiligung im Rahmen der langfristigen Aufstellung des Unternehmens, insbesondere auch vor dem Hintergrund der neuen Anforderungen durch Basel III, ein wesentlicher Baustein sein. Im Rahmen der strategischen Finanzplanung empfiehlt es sich, daher auch die flexiblen Gestaltungsmöglichkeiten dieser Finanzierungsform mit in die Überlegungen einzubeziehen.


Zur Person

Hans Reuters ist Senior Projektmanager Unternehmensfinanzierung Beteiligungskapital Mittelstand der NRW.BANK. Die NRW.BANK ist die öffentlich-rechtliche Förderbank für Nordrhein-Westfalen. Ihre Eigenkapitalprodukte hat die NRW.BANK im Wesentlichen am Lebenszyklus der Unternehmen ausgerichtet. www.nrwbank.de

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