Über längere Zeiträume lässt sich mit Private Equity eine deutliche Outperformance erzielen. Oftmals sind börsennotierte Vehikel dabei aber nicht auf dem Radar der Anleger. Ein großer Anteil an Private-Equity-Investments sind geschlossene Fonds. Direktinvestments in geschlossene Private-Equity-Fonds sind jedoch mit einigen Hürden verbunden. Nicht jeder Investor hat die teils notwendigen Kontakte oder auch das notwendige Kapital, um entsprechende Fonds zu zeichnen. Von derartigen
Hürden müssen sich Anleger jedoch nicht verschrecken lassen – auch ohne entsprechende Kontakte und das notwendige Kapital lässt sich an der Anlageklasse Private Equity mitverdienen. Die Lösung: börsennotierte Beteiligungsunternehmen. Diese lassen sich nicht nur einfach und jederzeit über die Börsen zeichnen, sondern ermöglichen auch einen Handel zu kleineren Volumina.
Vorteile gelisteter Private-Equity-Unternehmen
Investments in Aktien von Private Equity-Gesellschaften können sich auf vielen Wegen rentieren. Investoren profitieren vom Know-how des Managements. Erfahrene Manager sind geschult darin, aus einer Reihe von potenziellen Übernahmekandidaten die richtigen Ziele zu identifizieren und anschließend den Turnaround einzuleiten. Gelingt das Unterfangen, lassen sich spektakuläre Renditen erwirtschaften. Beteiligungsunternehmen profitieren unter anderem über die Gewinnausschüttungen der gehaltenen Beteiligungen und über einen späteren potenziellen Verkauf der Beteiligung. Zusätzlich werden Gewinne über Beratungshonorare, Gebühren eigens aufgelegter Fonds und somit auch aus Geschäftsbereichen außerhalb des Kerngeschäfts erzielt. Anleger erhalten neben den Kurszuwächsen oftmals attraktive Dividenden. Diese sollten nach Möglichkeit auch operativ verdient worden sein und nicht durch Kapitalerhöhungen finanziert. Durch geschicktes Investieren innerhalb der Holdingstruktur kann für die Anleger ein hoher „Return on Invested Capital“, also Kapitalrückfluss der Investition entstehen.
Unterschiedliche Formen von Private Equity
Doch Private Equity ist nicht gleich Private Equity – zu unterschiedlich sind die Ansätze der einzelnen Beteiligungsfirmen. Unter den börsennotierten Beteiligungsspezialisten finden sich zum Beispiel solche, die klassisches „Buy, Improve and Hold“, also Kauf, Verbesserung und Integration der Übernahmen, in das Portfolio betreiben. Die Veräußerung von Beteiligungen haben diese Gesellschaften nicht primär auf der Agenda. Das Ziel ist dabei, Unternehmen durchaus preiswert zu kaufen und dabei vergleichsweise niedrige Multiples zu bezahlen. Anschließend werden die Unternehmen im Optimierungsprozess begleitet. Dies geschieht jedoch nicht mit dem Fokus, das Unternehmen zeitnah wieder abzustoßen – sie können so auch länger im Portfolio verbleiben, der Fokus liegt dabei klar auf der Transformation. In der Regel werden bei Zukäufen Unternehmen bevorzugt, die bereits auf einem gesunden Fundament stehen und zusätzliche Optimierung benötigen. Beispiele hierfür wären in Deutschland Indus, Gesco, Deutsche Beteiligungs AG, Blue Cap oder international auch das Warren-Buffett-Konglomerat Berkshire Hathaway sowie die amerikanische Danaher Corporation.
Gelingen sie jedoch, winken hohe Profite und damit einhergehend eine Vervielfachung des eingesetzten Kapitals. Beispiele auf dem deutschen Kurszettel wären die börsennotierten Aurelius Equity Opportunities SE & Co. KGaA, die Mutares SE & Co. KGaA oder auch die Blue Cap AG.
Worauf Anleger bei der Auswahl achten sollten
Vielfältige Herausforderungen für deutsche börsennotierte Beteiligungen
Die Auswirkungen der Coronapandemie sind auch 2021 weiterhin zu spüren. Wohingegen zu Beginn des Jahres vor allem Nachholeffekte positiven Einfluss auf die Weltwirtschaft hatten, stehen in der zweiten Jahreshälfte insbesondere der weltweite Chipmangel und gestörte Lieferketten im Fokus. Da viele Beteiligungsunternehmen Firmen aus dem verarbeitenden Gewerbe im Portfolio haben, hinterlassen diese Engpässe ihre Spuren. Weitere Probleme: Rohstoff- und Materialknappheit sowie generelle Schwierigkeiten in den globalen Lieferketten.
Nach dem jüngsten Verkauf des Portfoliounternehmens Carl Schaefer prüft Blue Cap eigenen Angaben zufolge regelmäßig weitere Exitoptionen. Auf dem virtuell abgehaltenen Eigenkapitalforum beantwortete CIO Tobias Hoffmann-Becking Teilnehmerkreisen zufolge die Frage, ob auch Börsengänge eine mögliche Exitoption darstellen, positiv. Dies könne sich Blue Cap beispielsweise bei der Minderheitsbeteiligung Inheco vorstellen (die Zustimmung der Co-Investoren vorausgesetzt).
Die in Grünwald ansässige Gesellschaft Aurelius Equity Opportunities SE & Co. KGaA zeigte sich zuletzt ebenfalls sehr umtriebig und gab sowohl Zugänge als auch Abgänge im Portfolio bekannt. 2021 ließ eine der größten Übernahmen der Unternehmensgeschichte aufhorchen: Der Zukauf der im britischen Gesundheitssektor tätigen McKesson UK wurde mit einem Volumen von 477 Mio. GBP gestemmt. Die Finanzierung erfolgte über den neu aufgesetzten eigenen Aurelius European Opportunities Fund IV. Das neue Co-Investment-Vehikel bietet noch zusätzliches freies Kapital für Übernahmen. Der zum Halbjahr ausgewiesene NAV betrug 38,50 EUR. Der Aktienkurs notiert somit in etwa 27,5% unter dem ausgewiesenen Wert. Das Portfolio von Aurelius umfasst dabei einige Beteiligungen in einem „reifen“ Stadium. Dies könnte dazu führen, dass Aurelius in den kommenden Jahren einige Verkäufe („Exits“) verzeichnet und dadurch hohe Geldzuflüsse erzielt.
Als Vertreter des Ansatzes Buy, Improve and Hold führt die deutsche Beteiligungsholding Gesco derzeit umfangreiche Operating-Expenses-(OPEX-)Maßnahmen, also Schritte zur Optimierung der laufenden Betriebsausgaben durch. 2021 wurde der Bereich Medizintechnik durch die Übernahme der UMT Gruppe ausgebaut. Auch Indus setzt den Fokus auf weitere Optimierungen im Rahmen der konzerneigenen Strategie „Zwischenspurt“. Im August wurde zuletzt die eigene Prognose angehoben. Ein weiterer Vertreter des Ansatzes ist die Deutsche Beteiligungs AG (DBAG). Der größte deutsche Private-Equity-Investor im Small- und Mid-Cap-Bereich verfügt über eine Vielzahl an Portfoliounternehmen und legt darüber hinaus auch eigene geschlossene Fonds auf. Das im März 2021 aus dem SDAX ausgeschiedene Unternehmen verzeichnete seine ersten Aktivitäten bereits 1965 und gilt somit als einer der Pioniere auf dem deutschen Private-Equity-Markt.
Hinweis auf Interessenkonflikt (IK): Der Autor hält derzeit Aktien der Blue Cap AG (Kennzeichnung mit (IK) in der Tabelle).
FAZIT
Rohstoffmangel, Halbleiterkrise und angespannte Lieferketten – die Herausforderungen für die Wirtschaft und damit für viele Beteiligungsunternehmen sind auch 2021 vielfältig. Hieraus entstehen aber auch Chancen für Anleger. Erfahrene Beteiligungsmanager navigieren mit kleineren Gesellschaften schneller und flexibler durch schwierige Gemengelagen als unflexible Großkonzerne. Zudem lässt sich durch eine vermehrte Ausrichtung in konjunkturunsensible Branchen wie Medizintechnik die Abhängigkeit von der Konjunktur weiter verringern. Gute Manager haben dies im Blick. Entspannt sich 2022 die aktuelle Lieferkettenproblematik wieder, dürften einige aufgeschobene Aufträge zudem nachgeholt werden. Die Ergebnisse könnten dann wieder anziehen. Zudem wurden die Dividenden in der Regel zuletzt nicht gekürzt – somit sind auch weiterhin attraktive Ausschüttungen zu erwarten. In den Bereich Private Equity lässt sich hervorragend über die Börse investieren. Anleger profitieren weiterhin von den klassischen Vorteilen börsennotierter Gesellschaften: geringe Gebühren und entsprechende Liquidität. Somit stehen für börsengelistete Private-Equity-Unternehmen auch weiterhin alle Ampeln auf Grün. Von den genannten Alternativen erscheinen insbesondere die beiden Münchner Gesellschaften Blue Cap und Aurelius attraktiv. Auf dem aktuellen Niveau bietet sich bei beiden Werten die Chance, mit einem Abschlag auf den ausgewiesenen NAV einzusteigen.