125.000 Unternehmensnachfolgen jährlich bis 2027

Unternehmensnachfolge
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Rund 125.000 mittelständische Unternehmen sollen nach den Bestrebungen ihrer Inhaber im Zuge einer Nachfolge übergeben werden – und das im Durchschnitt jährlich bis Ende 2027. Das hat die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) im Zuge ihres aktuellen Nachfolge-Monitorings Mittelstand ermittelt. Allein in der kurzen Frist bis zum Ende des laufenden Jahres 2024 planen laut KfW rund 224.000 Inhaber im Mittelstand ihren Rückzug und streben dabei an, das Unternehmen in die Hände eines Nachfolgers oder einer Nachfolgerin zu legen. Betrachte man den Fünfjahreszeitraum von 2023 bis zum Ende des Jahres 2027, dann streben 626.000 der insgesamt 3,81 Millionen mittelständischen Unternehmen in Deutschland eine Nachfolge an.

Die Rückzugsplanungen der Firmeninhaber würden weiter an Fahrt aufnehmen. Dem weiter starken Wunsch einer Nachfolgelösung innerhalb der Familie steht schwindendes Interesse möglicher Nachfolgekandidaten gegenüber. Diese Entwicklung sorge für einen wachsenden Trend zur Stilllegung des eigenen Unternehmens. Generell stellt nach den Zahlen des Nachfolge-Monitorings Mittelstand der KfW der Mangel an geeigneten Nachfolgern die mit Abstand größte Hürde für die Unternehmen für eine Fortführungslösung dar. Als weitere Hürden nennt die Studie die Einigung auf den Kaufpreis, Bürokratieaufwand, rechtliche Komplexität und Finanzierungsfragen.

Mehr Nachfolgeregelungen unter Dach und Fach

Erfreulich ist laut KfW, dass so viele nachfolgesuchende Unternehmen wie noch nie bereits weit vorangeschritten seien im Nachfolgeprozess: 41% (92.000) von ihnen haben die Nachfolgeregelung bereits unter Dach und Fach. Weitere 31% (69.000) befinden sich immerhin schon in Verhandlungen. Neben den kurzfristigen Nachfolgewünschen gibt es kleinere Zuwächse auch bei den mittel- oder längerfristigen Nachfolgesuchen. Die aktuellen Zahlen des Nachfolge-Monitorings Mittelstand machen demnach deutlich, dass mehr und mehr Unternehmer sich aktiv mit dem Thema Nachfolge auseinandersetzen. So stieg nach Angaben der KfW der Anteil von Unternehmern die grundsätzlich eine Nachfolgeregelung anstreben, in den vergangenen sechs Jahren von 35 auf 41%. Für einen strukturellen Aspekt sei das eine vergleichsweise starke Veränderung in relativ kurzer Zeit.

“Die Nachfolgelücke wächst”

Die absehbare demografische Entwicklung legt nahe, dass Schwierigkeiten zunehmen werden, geeignete Nachfolgekandidaten zu finden: Die nachfolgenden Generationen sind aufgrund anhaltend niedriger Geburtenziffern zahlenmäßig kleiner, das Gründungsinteresse allgemein und die Anzahl potenzieller Gründerinnen und Gründer seit vielen Jahren auf einem absteigenden Pfad. Vor allem das Interesse an bestehenden Unternehmensstrukturen sei sehr niedrig. Insgesamt gibt laut den Zahlen der KfW  jährlich nur rund halb so viele Übernahmegründungen wie Nachfolgeplaner im Mittelstand. „Die ‚Nachfolgelücke‘ im Mittelstand wächst“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW.

Sie fährt fort: „Wir sprechen jetzt schon von rund 125.000 Unternehmen, die nach dem Wunsch der aktuellen Inhabergeneration übergeben werden sollen – und das jedes Jahr. Der demografische Wandel lässt die Zahl älterer Inhaber und Inhaberinnen, die sich mit Nachfolgegedanken tragen, zunehmen. Bereits jetzt ist jeder Dritte von ihnen mindestens 60 Jahre alt, das sind weit mehr als eine Million. Gleichzeitig fehlen aber mögliche Nachfolger und Nachfolgerinnen, was die Hürden und Anforderungen für die Senior-Generation erhöht. Daher ist es erfreulich, dass der Planungsstand der derzeitigen Inhaber zuletzt so gut war wie nie zuvor. Die Zahl der bereits geregelten Nachfolgen erreicht einen Höchststand.“ Angesichts des notwendigen Planungsvorlaufs und der zu überwindenden Hürden, sei es zugleich erfreulich, dass der Planungsstand der derzeitigen Inhabern zuletzt so gut war wie nie zuvor. Die Zahl der bereits geregelten Nachfolgen erreicht einen Höchststand.

Nachfolger in der Familie fehlen

Aber nicht jeder Inhaber sucht auch einen Nachfolger: Bis zum Ende des Jahres 2024 hegen rund 3% bzw. 97.000 aller Inhaber im Mittelstand bewusst Stilllegungspläne. Dieser Wert habe sich im Vergleich zum Vorjahr etwa halbiert. Wesentlicher Grund sei das Fehlen eines Interessenten oder einer Interessentin innerhalb der Familie mit 63%. Dieser Wert liege 13% über dem Wert des Vorjahres. Im Gegensatz dazu stünde der weiterhin ausgeprägte Wunsch der aktuellen Inhabergeneration, die Nachfolge innerhalb der Familie zu regeln. Familieninterne Unternehmensnachfolgen sei nach wie vor die beliebteste Nachfolgevariante. Weit mehr als die Hälfte der der Altinhaber wünschen sich, das Unternehmen in die Hände eines Familienangehörigen zu legen.

Das Nachfolge-Monitoring Mittelstand von KfW Research informiert im jährlichen Turnus über aktuelle Entwicklungen zum Nachfolgegeschehen im deutschen Mittelstand.1 Basierend auf Daten des KfW-Mittelstandspanels wird dabei ein breites Verständnis angelegt, das nicht nur die Planungen größerer Familienunternehmen umfasst, sondern ebenso die Bestrebungen von Kleinstunternehmen und Soloselbstständigen.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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