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Auf Messers Schneide

Gesättigte Märkte und Verdrängungswettbewerb kennzeichnen heute die meisten westlichen Industrienationen in fast allen Wirtschaftszweigen. Wachstum scheint nur abseits der bekannten Trampelpfade möglich zu sein. Im „wilden Neuland“ ist jedoch weitsichtige und umfassende Krisenprävention ein entscheidender Erfolgsfaktor. 

Die strategische Entscheidung, einen exotischen Markt wie Myanmar oder Mexiko zu eröffnen, ist die eine Seite. Auf der anderen Seite müssen Unternehmen auch länderspezifische Risiken durch Sicherheitsberater, Corporate-Governance-Experten oder die Abteilung Unternehmenssicherheit abdecken. Die Praxis stellt sich – trotz vieler internationaler Krisenherde – sehr oft jedoch anders dar. Krisenmanagement-Experten werden meist nicht in den Analyseprozess durch die Unternehmensleitung eingebunden. Ihre Expertise wird dann lediglich zur reaktiven Bewältigung von bereits eingetretenen Schäden benötigt. Sie sollen dann ad-hoc, professionell und effektiv reagieren, um Schadensminimierung und Business Continuity zu gewährleisten.

Krisenmanagement als Befähigungsprozess

Aber muss es denn überhaupt so weit kommen? Kann ein professionelles Krisenmanagement präventiv in das Business Development eingebunden werden und wenn ja, wann? Viele Unternehmen scheuen sich davor, Experten aus dem Krisenmanagement früh hinzuzuziehen, da ihnen der Ruf vorauseilt, Mahner und Warner – sprich „Bremser“ – zu sein. Doch liegt dem professionellen Krisenmanager viel mehr daran, dass die Markterschließung tatsächlich zustande kommt, statt sie zu stoppen. Aber richtig vorbereitet soll sie sein – mit den passenden Sicherheitsvorkehrungen. Nur so können Schäden am Vermögen, den Mitarbeitern und der Reputation von Anfang an systematisch minimiert werden. Was nicht zuletzt auch die Gefahr erheblich mindert, dass das Top-Management eines Tages für seine Entscheidungen persönlich haftbar gemacht wird.Gesättigte Märkte und Verdrängungswettbewerb kennzeichnen heute die meisten westlichen Industrienationen in fast allen Wirtschaftszweigen. Wachstum scheint nur abseits der bekannten Trampelpfade möglich zu sein. Im „wilden Neuland“ ist jedoch weitsichtige und umfassende Krisenprävention ein entscheidender Erfolgsfaktor. 

Schritt für Schritt in den Markt

Die Einbindung von Krisenmanagement-Experten beginnt sinnvollerweise zu dem Zeitpunkt, an dem eine Region oder ein Land in den Fokus strategischer Überlegungen geraten. Bereits dann können sicherheits(-politische) Analysen mögliche bestehende oder künftige Risiken aufzeigen und bewerten. Der nächste Schritt besteht in der Auswahl möglicher Partner für Geschäfte, Kooperationen oder sogar Joint Ventures. Sie sollten mit Hilfe eines Business-Partner-Screenings hinsichtlich ihrer Verlässlichkeit, Integrität, Compliance und ihres örtlichen Einflusses kritisch überprüft werden. Dadurch können spätere negative Überraschungen vermieden werden, die schnell sehr kostspielig werden können.

Falls sich das Unternehmen mit einer eigenen Repräsentanz oder gar Produktion in einem neuen, krisenanfälligen Land ansiedeln möchte, ist auch die Auswahl möglicher Standorte genau zu analysieren. So ist es meist nicht ratsam, sich in der Nähe staatlicher oder militärischer Einrichtungen, Energieversorgungsanlagen oder religiöser Versammlungsstätten anzusiedeln. Weiterhin muss auch eine gute Infrastruktur im Rahmen der Krisenvorsorge eingeplant werden. Dazu gehören direkte und kurze Wege zu Flughäfen und Autobahnen, die Nähe qualifizierter ärztlicher und ambulanter Versorgung sowie in manchen Ländern auch sichere Einrichtungen („Safe Houses“), die bei konkreter Bedrohung von Mitarbeitern aufgesucht werden können.

Nicht zu unterschätzen ist die Prüfung der Verlässlichkeit von Polizei und Militär. Sind die Behörden zweifelhaft oder gar weithin als korrupt bekannt, sollten alternativ dazu qualifizierte private Sicherheitsdienstleister vor Ort geprüft werden.

Im Unternehmen selbst ist es von entscheidender Bedeutung, die richtigen Mitarbeiter mit der Entsendung oder Projektarbeit zu betrauen. Hierbei spielen internationale Erfahrung, Offenheit für andere Kulturen, aber auch psychische Stabilität sowie Lebensumstände (Single oder Familie?) oftmals eine wesentliche Rolle.Gesättigte Märkte und Verdrängungswettbewerb kennzeichnen heute die meisten westlichen Industrienationen in fast allen Wirtschaftszweigen. Wachstum scheint nur abseits der bekannten Trampelpfade möglich zu sein. Im „wilden Neuland“ ist jedoch weitsichtige und umfassende Krisenprävention ein entscheidender Erfolgsfaktor. 

Reisesicherheit

Unternehmerische Fürsorgepflicht und Gesetze erfordern, Mitarbeiter bei Einsätzen in sicherheitskritischen Regionen zu betreuen. Elemente hierbei bilden Länderdatenbanken mit regelmäßigen Updates, Online-Schulungen und Präsenztrainings zu sicherheitsbewusstem Verhalten. Während der Reise ist die Erfassung der Reisenden und relevanter Ereignisse notwendig, um das Bedrohungsrisiko bewerten zu können. Daneben haben die Reisenden eine 24-Std.-Rufnummer bei sich, um direkt mit Krisenberatern für medizinische und sicherheitsrelevante Fragen Kontakt aufnehmen zu können.

Zentrales Krisenmanagement

Das zentrale Krisenmanagement im Unternehmen ist für die Identifikation, Bewertung und ein permanentes Monitoring von Kernrisiken verantwortlich, darunter Entführung, Erpressung, Großschäden, Pandemien, Naturkatastrophen, IT-Angriffe und Spionage.

Ein Krisenstab ist einzurichten, durch Führungskräfte und Experten zu besetzen und je nach Situation um zusätzliche Funktionen zu ergänzen. Entscheidend für eine effektive Abarbeitung einer Notsituation ist, dass die Mitglieder des Krisenstabs ein eingespieltes Team sind und in regelmäßigen Trainings die möglichen Szenarien bereits kennengelernt haben. Innen- und Außenkommunikation sind dabei wichtige Bestandteile. Das zentrale Dokument ist dabei das Krisenhandbuch, das allen Mitgliedern zur Verfügung stehen muss (auch digital verschlüsselt). Neben den Krisenszenarien enthält es dazugehörige Checklisten, die Zusammensetzung des Krisenstabs mit Stellvertretern, Erreichbarkeiten und Notrufnummern.

Fazit

Krisenmanagement ist am effektivsten, wenn es von vornherein die Gefahr der Entstehung von Krisen so weit wie möglich reduziert. Dies kann jedoch nur systematisch geschehen, wenn Krisenmanagement-Experten frühzeitig in Entscheidungs- und Auswahlprozesse für neue Märkte und Projekte miteingebunden werden. Entlang des gesamten Weges von der ersten Idee zum erfolgreichen Erschließen eines Marktes können sie so ihren entscheidenden Beitrag zum einem sicheren und nachhaltigen Erfolg leisten.


Zur Person

Uwe Knebelsberger ist Geschäftsführender Gesellschafter der Corporate Trust Business Risk & Crisis Management GmbH, München und verantwortet dort u.a. die Bereiche Reisesicherheit und Krisenmanagement. www.corporate-trust.de

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