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Innovativer Komplettanbieter in der Nische

Die Erweka GmbH produziert Labor- und Testgeräte für die pharmazeutische Industrie und die Wissenschaft. Zwei Finanzierungen durch die MBG Hessen trugen dazu bei, dass der mittelständische Nischenplayer mit Qualität und Innovationen weiterhin ganz vorne in seinem Markt mitspielt.

Wenn eine Tablette zu hart ist, löst sie sich im Magen nicht auf – und die gewünschte gesundheitliche Wirkung bleibt aus. Damit so etwas nicht passiert, gibt es entsprechende Testgeräte. Denn bei Medikamenten geht es nicht nur um die Wirkstoffe, sondern auch darum, wie und in welcher Zeit sie freigesetzt werden und so ihre Wirkung im Körper entfalten.

Die Erweka GmbH im südhessischen Heusenstamm stellt solche Labor- und Testgeräte her – in erster Linie für die pharmazeutische Industrie, aber auch für wissenschaftliche Einrichtungen. Begonnen hatte alles in den 50er Jahren, als man zunächst einmal noch relativ einfache Geräte an Apotheken lieferte. 1967 folgte der Standortwechsel von Frankfurt nach Heusenstamm. 1977 übernahm Werner G. Müller die Firma von der Gründerfamilie. Er ist noch heute Geschäftsführer.

Stärkung des Eigenkapitals

2004 weckte ein Zeitungsartikel über Beteiligungsunternehmen im Mittelstand sein Interesse. Da er für sein Unternehmen eine Finanzierung benötigte, suchte er daraufhin Kontakt zur BMH Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen. „Ein wichtiger Aspekt war damals, dass ich mit einer Kapitalaufnahme unsere Eigenkapitalquote stärken wollte“, sagt Müller. Er erfuhr, dass die BMH auch einen Fonds der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Hessen (MBG Hessen) managte.Zum Finanzierungsangebot der MBGen zählen insbesondere stille Beteiligungen, die einerseits dem Unternehmer in seiner Geschäftspolitik weitgehend freie Hand lassen, andererseits aber Eigenkapitalcharakter haben, dadurch die Bonität verbessern und damit auch die Chancen auf zusätzliches günstiges Fremdkapital erhöhen. Müller vereinbarte 2005 eine stille Beteiligung in Höhe von 500.000 EUR mit zehn Jahren Laufzeit.

„Neben der Stärkung der Eigenkapitalquote ging es uns um die Finanzierung von neuen Geräte-Entwicklungen und die Erweiterung unserer Fertigungskapazitäten – alles in allem um den Erhalt des Standortes in Deutschland gegen die internationale Konkurrenz“, erzählt Müller. Die Geräte von Erweka testen keine flüssigen, sondern nur feste, oral einzunehmende Arzneimittelformen: Tabletten, Kapseln, Dragees, Granulate. Die Testgeräte kosten meist zwischen 2.000 und 50.000 EUR, für das Spitzengerät allerdings muss man etwa 300.000 EUR hinlegen.

„Innovationen wie bei diesem Beispiel in der Medizin- bzw. Pharmatechnik sind typisch für das, was wir in der Regel finanzieren“, erklärt Jürgen Zabel, Geschäftsführer der BMH Beteiligungs-Managementgesellschaft. Die BMH verwaltet bzw. managt insgesamt sieben Fonds, darunter den der MBG Hessen, aus dem die stille Beteiligung für Erweka stammt.

Wachstum und Innovationskraft

„Es dauerte insgesamt etwa drei Monate vom ersten Unternehmergespräch bis zur Vertragsunterschrift und Auszahlung“, erinnert sich Zabel. „Uns haben das kontinuierliche Wachstum sowie die Produktpalette und Innovationskraft des Unternehmens überzeugt, im Übrigen auch die Unternehmerpersönlichkeit, denn das Vertrauen ist hier sehr wichtig.“

Im Jahr 2010 wurde eine zweite Finanzierung, ebenfalls in Form einer zehnjährigen stillen Beteiligung durch die MBG Hessen, vereinbart: voll haftendes Kapital, mit Rangrücktritt hinter Bankdarlehen, keine Kündigung möglich in den ersten fünf Jahren, zustimmungspflichtige Entscheidungen nur in sehr engem Rahmen. „Die Entwicklungsperspektiven von Erweka sind aus unserer Sicht sehr gut“, so Zabel. „Wir erwarten weiterhin stetiges Wachstum mit guter Umsatzrendite, die Produkte sind hochwertig und im Markt gut etabliert.“ Unter den sieben Wettbewerbern in diesem internationalen Nischenmarkt biete nur Erweka die komplette Produkt- bzw. Gerätepalette an – ein starkes Alleinstellungsmerkmal.

Kurzprofil: Erweka GmbH
Gründungsjahr: 1951
Branche: Medizintechnik/Pharmazie
Unternehmenssitz: Heusenstamm
Umsatz 2012: ca. 16,5 Mio. EUR
Mitarbeiterzahl: ca. 100 (weltweit)
www.erweka.com„Wir wachsen nicht sehr schnell, aber stetig“
Interview mit Werner G. Müller, Inhaber-Geschäftsführer, Erweka GmbH
Unternehmeredition: Herr Müller, wie sehen Sie Ihr Unternehmen momentan im Wettbewerb?
Müller: Wir befinden uns in einem reinen Nischenmarkt. In diesem Markt bieten wir das gesamte Testgeräte-Spektrum für feste Arzneimittel an, sind also Komplettanbieter. Wir wachsen nicht sehr schnell, aber stetig und sind wenig konjunkturabhängig. Allerdings schafften wir 2012 einen Umsatzsprung um 20% auf 16,5 Mio. EUR durch ein paar Großaufträge von namhaften deutschen Unternehmen. Im laufenden Jahr peilen wir einen Umsatz von ca. 17 Mio. EUR an.

Sind Sie weltweit präsent, auch in den großen Wachstumsmärkten?
Ja, wir haben einen Exportanteil von rund 80 Prozent, inklusive der Wachstumsmärkte Asien und Südamerika. Unsere Kunden, die pharmazeutische Industrie, schließen sich immer mehr zusammen, werden größer. Auf Zuliefererseite hat das letztlich eine Ausdünnung zur Folge, und da müssen wir uns behaupten – durch Qualität, Zuverlässigkeit und unseren After-Sales-Service. Deshalb sind auch Innovationen sehr wichtig, die wir durch die beiden MBG-Finanzierungen voranbringen konnten.

Welche Größenordnung hatten die Finanzierungen, und warum haben Sie genau die Form der stillen Beteiligung gewählt?
Mit beiden Finanzierungen zusammen nahmen wir 1,25 Mio. EUR ein, von der zweiten ging ein Teil des Geldes in die Entwicklung unseres vollautomatischen Spitzentestgeräts RoboDis II. Die stillen Beteiligungen bedeuten zum einen mit zehn Jahren Laufzeit langfristiges Kapital und eine Stärkung unserer EK-Basis. Das stärkt auch unser Rating. Normalerweise wollen Beteiligungsfinanzierer gerne in der Geschäftspolitik mitreden. Aber bei der MBG fühlen wir uns frei und in unseren unternehmerischen Entscheidungen nicht eingeschränkt. Natürlich berichten wir aber über das, was wir vorhaben.

Würden Sie auch mit anderen, privaten Beteiligungsgesellschaften sprechen?
Das ist eine schwierige Frage. Aber im Moment stellt sie sich für uns nicht. Wir sind heute sehr gut aufgestellt und planen den Bau einer neuen Montagehalle mit Labor und Büroräumen und können dies aus Eigenmitteln bezahlen.

Vielen Dank für das Gespräch.

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