Ebner Stolz Umfrage: Mittelstand ist optimistisch

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Der deutsche Mittelstand sieht seine Lage aufgrund der Corona-Pandemie „verhalten optimistisch“. Auch wenn die Unternehmen von der Krise stark getroffen wurden, so blicken sie dennoch mit guten Erwartungen in die Zukunft. Rund 60% der Befragten spüren bereits eine Verbesserung ihrer Lage und es besteht ein Wunsch nach einer Verlängerung der Corona-Hilfsprogramme sowie nach zusätzlichen Steuersenkungen. Dies ist das Ergebnis der aktuellen Blitzumfrage der Unternehmensberatungen Ebner Stolz Management Consultants GmbH und Wolff & Häcker Finanzconsulting AG. Von Mitte Juli bis Mitte August 2020 wurden 165 mittelständische Geschäftsführer befragt – rund ein Drittel nahm teil.

Deutscher Mittelstand reagiert robust

Michael Euchner, Partner bei Ebner Stolz

Der Mittelstand spürt die Folgen der Corona-Krise deutlich: 78% der befragten Unternehmen beklagen Umsatzeinbußen. Auch die Auftragslage wird nach den Ergebnissen der Studie negativ beeinflusst. Mehr als drei Viertel der Unternehmen verzeichnen einen Rückgang der Auftragseingänge. Für die Robustheit des deutschen Mittelstands spricht aber die Tatsache, dass immerhin 80% der befragten Unternehmen nicht mit Liquiditätsengpässen zu kämpfen haben. Sie sind damit auch gar nicht erst damit konfrontiert worden, sie mit der zeitweisen Aussetzung der Insolvenzantragspflicht auseinanderzusetzen.

Dies zeigt sich auch an der geringen Zahl von 4% der befragten Unternehmen, die sich in ihrer Existenz bedroht sehen. 37% der Unternehmen spüren die Folgen der Corona-Krise bislang in einem geringen Ausmaß. Über die Hälfte bezeichnet die Folgen bereits als erheblich. „Einzelne Branchen standen schon vor der Krise unter Druck. So hatte die Automobilindustrie bereits zuvor mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen. Die Corona-Krise verschärft die Situation vieler Unternehmen zusätzlich“, erklärt Michael Euchner, Partner bei Ebner Stolz.

Quelle: Ebner Stolz/Wolff & Häcker

Klassische Finanzierungen bevorzugt

Der deutsche Mittelstand setzt auch in der Corona-Krise auf die klassischen Finanzierungsformen. Ähnlich wie in früheren Studien sind Bank- und Förderdarlehen, Leasing/Factoring und Gesellschafterdarlehen weiterhin die dominierenden Finanzierungsformen. Besonders Leasing und Factoring (2012: 53% ->  2020: 73%)  finden eine  zunehmende Verwendung finden. Rückläufig ist das Interesse an Gesellschafterdarlehen.

Mehr als die Hälfte der Unternehmer gaben an, dass sich ihre Finanzierungssituation durch die Corona-Krise nicht verändert hat. Auch dieser Wert dokumentiert eine starke Resilienz der mittelständischen Wirtschaft. Änderungen spürten die Betriebe unter anderem bei erhöhten Reporting-Anforderungen (27%), Reduzierung von Kreditlinien (10%) und Forderung zusätzlicher Sicherheiten (8%).

Kurzarbeitergeld war wichtigste Hilfe

Die am häufigsten in Anspruch genommene Maßnahme aus den verschiedenen Unterstützungsangeboten der Bundesregierung ist das Kurzarbeitergeld (69%). An zweiter Stelle stehen die steuerlichen Hilfsmaßnahmen (35%), etwa in Form einer Stundung von fälligen Steuerzahlungen sowie der Herabsetzung von Steuervorauszahlungen. Kredite im Rahmen der KfW-Corona-Hilfe (25%) sowie die Stundung von Sozialversicherungsbeiträgen (19%) werden ebenfalls häufiger genutzt.

Quelle: Ebner Stolz/Wolff & Häcker

Weitgehend zufrieden mit KfW-Kreditprogramm

Der KfW-Kreditvergabeprozess stößt überwiegend auf positive Resonanz, denn die Mehrheit der befragten Unternehmen (63%), die einen Kredit im Rahmen der KfW-Corona-Hilfe beantragten, waren mit dem Vergabeprozess zufrieden. Als wichtigste Kritikpunkte wurden als zu lang erachteten Dauer bis zur Auszahlung (26%) sowie den als zu restriktiv empfundenen Zugangsvoraussetzungen (16%) und die komplizierte Bearbeitung der Antragsdokumente (11%) genannt.

Verlängerung der Corona-Hilfen wünschenswert

Nicht besonders verwunderlich ist, dass sich die Mehrheit (59%) der Befragten sich eine Verlängerung der Corona-Hilfen (Kurzarbeitergeld, Kredite der KfW-Corona-Hilfe etc.) über das Jahr 2020 hinaus wünscht. 45% hätten gerne Steuersenkungen und 16% der Unternehmen wünschen sich Kaufprämien.

Mittelfristige Erholung erwartet

Prof. Dr. Hendrik Wolff, Vorstand Wolff & Häcker Finanzconsulting

„Wegen der Beispiellosigkeit der aktuellen Krise sind Prognosen von großer Unsicherheit geprägt. Es zeichnet sich aber ab, dass die meisten mittelständischen Unternehmen in den nächsten drei Jahren das Vorkrisenniveau wieder erreichen werden“, sagt Prof.Dr. Hendrik Wolff, Vorstand bei Wolff & Häcker Finanzconsulting, über die Zukunftserwartungen.  Rund die Hälfte der befragten Unternehmen rechnen mit einem mittelfristigen Erreichen (1-3 Jahre) des vor der Krise bestehenden Umsatz- bzw. Ergebnisniveaus. Immerhin 27% der Unternehmen gehen ausschließlich von einer kurzfristigen Beeinträchtigung ihrer Umsätze und Ergebnisse aus.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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